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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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gäbe?«
    »Wenn sich ein Attentäter an dich ranmachen sollte, könnte das womöglich von Vorteil sein.« Kevin erhob sich und reichte ihr die Hand.
    »Zeig mir den Attentäter, der an Lujans Wachen vorbeikommt«, gab Mara zurück. Sie schmiegte sich in seine Arme.
    Das stimmt, dachte Kevin, doch er war nicht im mindesten beruhigt. Wenn die Nomaden einen Attentäter schicken wollten, hätten sie dafür nicht eine ganze Armee ködern müssen.

    In der darauffolgenden Woche marschierten sie immer tiefer in die Wüste und gelangten schließlich in eine Landschaft aus steinigen Hochebenen und Dünen voller Felsbrocken. Der schwierige Boden hielt die Armee auf und zwang sie, sich an vielen schmalen Tälern entlang durch tiefen Sand zu quälen. Man konnte fast das Gefühl gewinnen, man befände sich in einer Schlucht, was Kevin gar nicht gefiel, und selbst Lujan äußerte Bedenken. Doch Boten von den vorauseilenden Truppen kehrten mit der aufregenden Nachricht zurück, daß weiter vorne ein großes Proviantlager wäre und eine beachtliche Anzahl von Wüstenkriegern auf dem hartgebrannten Boden jenseits der Hügel lagerte.
    Mara und Lord Chipino berieten sich kurz und beschlossen, weiter vorzurücken.
    »Die Cho-ja versinken nicht im Sand«, erklärte Mara, als Kevin die Entscheidung kritisierte. »Sie sind schnell und wild, und die Hitze macht ihnen nichts aus. Eine Kompanie von Cho-ja ist in dieser Wüste mindestens soviel wert wie zwei mit Menschen, und was könnten die Barbaren dagegen schon ins Feld führen?«
    Er hatte keine Antwort darauf. Die Armee marschierte weiter, bis die Nacht hereinbrach und der kupfergoldene Mond Kelewans sich erhob und die Dünen in metallisches Licht tauchte.
    Mara zog sich in die Bequemlichkeit ihres Zelts zurück und ließ sich von der Stimme eines Musikers besänftigen, während Kevin die Grenze des Lagers abschritt und einen inneren Konflikt austrug. Er liebte die Lady; sie war in seinem Blut, und nichts konnte das ändern. Doch liebte er sie genug, um sein eigenes Leben zu riskieren? Der Midkemier ging weiter und lauschte auf die Gespräche der Krieger, auf ihr Lachen. Die Sprachen mochten verschieden sein, doch diese Soldaten, die kurz vor einer Auseinandersetzung standen, verhielten sich nicht anders als jene im Königreich der Inseln. Ungeachtet der Ehre würfelten und scherzten sie und rügten sich gegenseitig; doch sie erwähnten niemals den Tod, und sie vermieden Gespräche über ihre Lieben, die sie zu Hause zurückgelassen hatten.
    Die Morgendämmerung brachte eine unruhige Brise, die unaufhörlich den feinen Sand aufwirbelte. Die Bediensteten hatten jetzt den Trick heraus, wie sich die großen Zelte so rasch wie möglich abbauen ließen; die Querdidra hatten aufgehört zu spucken und sich der Last des zusätzlichen Gewichtes ergeben. Oder aber sie sind zu durstig und zu klug, um unnötig Flüssigkeit zu verschwenden, dachte Kevin, während er Staubkörner aus den Zahnzwischenräumen kratzte und abgestandenes Wasser aus einer Flasche trank. Schon bald danach stellte sich die Armee in Reih und Glied auf und marschierte durch die Schlucht, die sich zwischen Hochebenen hindurch auf eine sogenannte Trockenpfanne zuwand – einen von flachen Hügeln umgebenen Talkessel, dessen Boden von der erbarmungslosen Sonne zu einer harten, glasähnlichen Masse gebrannt worden war.
    Dort warteten die Nomaden, ein buntgemischter Haufen von vielleicht achthundert trist gekleideten Kriegern, um ihre Stammesbanner geschart, die in hellen Farben gehalten und mit Kurek-Schwänzen – ein dem Fuchs ähnelndes Tier – geschmückt waren. Kevin betrachtete sie, und er bekam eine Gänsehaut, Während die Krieger der Acoma und der Xacatecas sich aufstellten und die Waffen bereithielten, zog er die Riemen seines leichten midkemischen Kettenhemdes fester und drängte sich dicht an Maras Sänfte. Dort standen Lujan, Lord Chipino, Mox’l, der Kommandeur der Cho-ja, und Envedi, der die Armee der Xacatecas befehligte, und berieten sich. Sie würden die zerlumpte Streitmacht der Wüstennomaden angreifen; ihre Ehre erforderte es, ein solches Zeichen ihrer Pflicht als Wächter der südlichen Grenzen des Kaiserreiches zu setzen. Kevin wünschte, die tsuranischen Bräuche würden einem Sklaven das Tragen von Waffen erlauben, denn er hatte nicht den geringsten Zweifel, daß dieser Armee ein Desaster bevorstand.
    »Ich werde meine beiden Kompanien ins Tal führen und frontal angreifen«, erläuterte der Lord der

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