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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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zu helfen, den unerträglichen und aufsässigen Sechsbeinern die Zügel anzulegen. »Verdammt, wir können von Glück reden, wenn diese Armee vor Sonnenuntergang abmarschiert«, brummte er, als er außer Hörweite war.
    Tatsächlich dauerte es bis Mittag. Die Armee unter Lord Chipino und Lady Mara rückte unter Horn-Fanfaren und dem Schnalzen der Stachelstöcke der Querdidra-Treiber aus. Die Sänften des Lords und der Lady waren im Innern der Kolonne, geschützt von ihren Soldaten. Je eine Patrouille von Cho-ja führte die Armee an und bildete die Nachhut, und eine Gruppe von Kundschaftern eilte voraus. Der Zug wand sich aus den Höhen hinab in die drückende Hitze des Flachlandes, dem Aussehen nach mehr eine Handelskarawane als eine Armee.
    Sie bewegten sich in raschem Tempo, trotz der unerträglichen Hitze. Als sie die Berge hinter sich gelassen hatten, marschierten die Krieger über weichen, unter jedem Schritt wegrutschenden Sand, und eine Staubwolke kündete ihren Vormarsch meilenweit in alle Richtungen an. Jedes Nomadenkind mit gesunden Augen würde erkennen, daß eine große Streitmacht auf sie zukam, und auch der Wind trug ihre Geräusche weit fort. Doch in den unwirtlichen Dünen war jeder Versuch, ungesehen in die Wüste zu marschieren, ohnehin zum Scheitern verurteilt.
    Hier und dort ragten kable Felsformationen aus dem Sand; vom Wind zu phantastischen Gebilden abgeschliffen, wurden sie von tiefen, zerklüfteten Spalten durchzogen, in deren höhlenähnlichen Tiefen sich manchmal Quellen verbargen – oder auch ein Lager ihrer Feinde. Die Stämme würden die Armee der Acoma und der Xacatecas beobachten und entscheiden müssen, ob sie dort, wo sie waren, im Hinterhalt bleiben oder im Schutz der Dunkelheit und des ihre Spuren verwaschenden Sandes verschwinden sollten, um nicht eingeschlossen und abgeschlachtet zu werden.
    Das Land war ungeeignet für jede Art von offenem Kampf, entschied Kevin. Die einzige Gewähr für einen Sieg war zahlenmäßige Überlegenheit, und niemand wußte zu sagen, wie viele Wüstenstämme sich zum Krieg gegen das Kaiserreich zusammengeschlossen hatten. Sie konnten sich in den Felsen überall um sie herum verkrochen haben, oder sie lösten sich auf, wurden unsichtbar, während die Armee auf der Suche nach ihnen bis zur Erschöpfung marschierte. Kevin versuchte den Sand aus den Sandalen zu schütteln und spürte die ersten Blasen unter den Fußsohlen. Er fluchte. Wenn man ein Wüstenbewohner war, bewaffnet mit langen Messern und vergifteten Pfeilen, machte die Provokation einer großen Streitmacht nur dann Sinn, wenn irgendwo da draußen eine Falle darauf wartete, daß die Feinde hineintappten. Das Ganze roch gewaltig nach langer, sorgfältiger Planung.
    Doch Mara wollte immer noch keine Vernunft annehmen. »Die Wüstenstämme kann man nicht kaufen«, sagte sie, als sie endlich ihr Lager aufgeschlagen hatten. Es war noch zu heiß und windstill, um sich schon in das Kommando-Zelt zurückzuziehen, und so saßen die Lady und ihr Sklave unter dem freien Sternenhimmel gemeinsam auf einem Teppich, tranken trockenen Wein und aßen Querdidra-Käse. »Es gibt zu viele Stämme, und sie sind untereinander zerstritten. Reichtum hat keine Bedeutung für einen Anführer, wenn er ihn nicht im Zelt mit sich herumtragen kann.«
    In diesem Punkt mußte Kevin ihr im stillen recht geben. Er hatte die Wüstenkrieger, die sie gefangengenommen hatten, oft genug beobachtet, um dies erkennen zu können. Sie mochten klein sein, doch sie besaßen einen ebenso unbeugsamen Stolz wie die Zwerge seiner Heimatwelt und waren so streitsüchtig wie eine Sandschlange; sie neigten dazu, erst einmal zuzubeißen und sich hinterher Gedanken ums Überleben zu machen. Sie waren Kinder eines rauhen Landes, in dem der Tod überall lauerte. Die meisten würden eher ins Feuer springen, als ihre Stammesgenossen zu verraten; und soweit Kevin das beurteilen konnte, bekämpften und töteten ihre Anführer einander so leichtfertig, wie sie die tsuranische Grenze überfielen.
    »Wir sollten bald schlafen«, sagte Mara und unterbrach den Barbaren in seiner Grübelei. »Wir müssen zeitig vor Morgenanbruch auf den Beinen sein, um den Bediensteten genug Zeit zum Abbau des Zeltes zu geben.«
    Kevin schüttelte den Staub von seiner Tunika und fluchte, als er in den letzten Schluck Wein rieselte. »Wir könnten auch hier schlafen«, schlug er vor.
    »Barbar!« Mara lachte. »Und wie würde mein Kommandeur mich finden, wenn es einen Notfall

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