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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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neuen Amtswürde hatte sich Kahotep vom Palast aus auf den Rückweg in seinen Tempel gemacht. Eigentlich hatte er erwartet, etwas Widerspruch gegen die Wahl Senmuts vorzufinden. Aber der Wesir hatte lediglich gelangweilt sein Siegel unter den Papyrus gesetzt und Kahotep wieder entlassen. Gerade da war die Nachricht von dem Aufruhr in der Stadt und den Ausschreitungen der nubischen Garde eingetroffen. Diese Ereignisse beschäftigten Kahotep derart, dass er unachtsam mit einer Frau zusammenstieß. Der Inhalt des Bierkruges, den sie trug, schwappte über, auf sein Gewand und ihre Füße.
    „Du dämlicher Ochse! Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst, he?“
    „Es… tut mir leid… Ich…“ Kahoteps Worte versiegten, als seine Augen die Frau genauer erfassten. Ihr locker gebundenes, hauchdünnes Kleid bot mehr dar, als es verhüllte und sie lächelte auf eine Weise, die ihm das Blut ins Gesicht schießen ließ. „Ich werde… dir den Schaden bezahlen…“
    „Sicher, mein Süßer! Da habe ich gar keinen Zweifel. Ich habe auch gerade… sagen wir, etwas Freiraum, um die Höhe der Summe zu besprechen.“ Sie lachte und warf den Kopf zurück, so dass die Glasperlen-Ohrringe klirrten. Dann legte sie den linken Arm um Kahotep und schob in Richtung der nächsten abzweigenden Gasse. 
    Erst als sie am Eingang der Schenke standen, über deren Tür die rote Inschrift paradiesische Freuden verhieß, fand der junge Oberpriester seine Stimme wieder und Kraft zum Widerstand. 
    „Ich kann nicht. Ich bin… gerade im Tempeldienst! Ich muss gehen!“ 
    Damit drehte er sich hastig um und rannte die Straße zurück, als seien die Dämonen des Totenreichs hinter ihm her.
    Die Frau stellte den Bierkrug auf die Bank vor ihrer Schenke.
    „Bei Iset!“ murmelte sie. ‚Ich bin im Tempeldienst’ – und dabei ist er vor Scham beinahe ohnmächtig umgefallen! Was für ein Trottel!“ 

    Debora hatte sich für den Rest des Tages auf dem Dach und hinter den Kornspeichern aufgehalten. Sie wollte nicht, dass sie irgendwem vom Zoros‘ Leuten wieder Anlass zu irgendwelchen Belustigungen bot. Erst gegen Abend war sie zurück in ihre Kammer gegangen. Dort erwartete sie eine weitere boshafte Überraschung, die ganz deutlich die Handschrift des Küchenmädchens trug: auf ihrer Schlafmatte lag ein Tonscherben mit der mehr als eindeutigen Zeichnung eines Mannes und einer Frau in inniger Umarmung. Die mit roter Farbe versehenen Haare der Frau ließen keinen Zweifel, wer da gemeint war, während die linkisch gemalten Schriftzeichen neben dem Mann dessen Identität klar machten. Debora konnte genug von der Schrift Kemets lesen, um zu verstehen. Sie warf die Scherbe auf den Boden und trat mit dem Fuß darauf, bis nur noch fingernagelgroße Stückchen davon übrig waren. Warum war sie nur damals zu diesem verfluchten Fest nach West-Waset gegangen? Warum war sie dann in der Nacht hinauf in die Felsen geklettert? Warum war sie nicht weg gelaufen, als der Hohepriester sie anrief? Und warum hatte er sie überhaupt zu sich gerufen? Um sich lustig zu machen über sie, wie es das Küchenmädchen getan hatte? Debora rollte sich auf ihrer Matte zusammen und schluchzte. Niemand war da, bei dem sie Trost finden konnte. Sie fühlte sich so verlassen wie noch nie in ihrem Leben.

    Ein weiterer drückend schwüler Abend ohne das mindeste Lüftchen war angebrochen, und die Ereignisse des letzten Tages waren nicht geeignet, zur Entspannung der überhitzten Gemüter beizutragen. Amenemhat und Nefertari, die gerade durch den Garten des Palastes spazierten, bildeten keine Ausnahme. Die Königliche Gemahlin war ausgesprochen unleidlich heute, was schon einige ihrer Dienerinnen zu spüren bekommen hatten.
    „Wenn es deiner Garde so sehr nach Krieg gelüstet, solltest du sie ins Delta schicken, damit sie den abtrünnigen Gaufürsten dort die Zügel anlegen!“ sagte Amenemhat gerade. „Sie haben in Waset gewütet wie in einer feindlichen Stadt!“
    „Und das hat deine mitleidige Seele natürlich wieder arg gepeinigt, nicht wahr?“ Sie waren in der Laube am See angelangt. Nefertari riss einen der Schilfblütenstengel ab und zupfte die Blätter auseinander. „Kemar wollte lediglich für Respekt sorgen! Wenn dabei der eine oder andere von diesem Lumpenpack auf der Strecke bleibt - nun, dann sind doch weniger Mäuler zu stopfen! Du sagst doch selbst immer, überall gäbe es Hunger!“
    „Begreifst du nicht, wie ernst die Lage ist?!“
    „Vielleicht sollte ich

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