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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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hier in Ipet-Isut war. Und selbst wenn nicht“, Amenemhat schritt weiter und öffnete die nächste Truhe, um deren Inhalt zu inspizieren, „…sie wird meine Frau werden!“
    „Es sieht nicht danach aus, als könnte ich dich davon abbringen“, erwiderte Menkheperre mit einem versöhnlichen Lächeln und zog den mitgebrachten Papyrus und das Schreibzeug aus der Tasche.
    „Nein. Wenn du ihr nicht vertraust – vertraue mir, wie du es bisher immer getan hast. Ich weiß, was ich tue! Und jetzt, lass’ uns mit der Inventur beginnen! Ich will nicht, das noch eines der Kinder der Diener Amuns stirbt!“ 

    Königsmutter Nefertari lauschte dem Bericht ihres kleinen Spions mit einer Freude, die schon nach wenigen seiner Worte in lodernden Hass umschlug. Amenemhat hatte seine Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Aber auch diese von den Göttern verfluchte Fremdländerin war wieder in Ipet-Isut! Und nicht nur das… Sie war in Amenemhats BETT! Ihr kleiner Kundschafter hatte ihr die Nachricht am frühen Morgen gebracht. Einer von den Dienern des Hohenpriesters war einem Freund gegenüber sehr gesprächig gewesen, und der Junge hatte alles belauscht. All die widerlichen Details, die aus Amenemhats Kammer zu hören gewesen waren!
    Der Gedanke, dass ihr Geliebter sich mit einer anderen Frau vergnügte – nein, was hieß ‚Frau’, mit einem Fremdländerkind, nicht besser als eine Sklavin, eine Kriegsgefangene womöglich – brannte immer zersetzender in ihr. Das war mehr als eine kurzweilige Befriedigung irgendwelcher Gelüste, es war mehr als irgendein Spielchen mit einer Tempelsängerin! Er hatte diese Fremdländerin die ganze Zeit hofiert, er war ihr nachgeschlichen wie ein Hund! Und jetzt hatte sich das kleine Biest wohl gesagt, dass aus einer Beziehung zum Ersten Gottesdiener von Ipet-Isut doch einiges zu gewinnen war! Sie war in sein Bett gestiegen, hatte sein Herz erobert und seinen Geist offenbar komplett umnebelt! Wie konnte Amenemhat ihr das antun? Sie hatte sich Sorgen gemacht, er könnte sterben und stattdessen hurte er mit dieser Schlampe herum! Mit geballten Fäusten starrte Nefertari ihrem kindlichen Kundschafter hinterher, als dieser im Garten verschwand. Aber sie würde Amenemhat nicht an eine flammenhaarige Fremde verlieren, niemals, schwor sie sich. Er gehörte ihr, ihr allein auf diese besondere Weise!

    Der Erste Gottesdiener stand im Verlies des Tempels und blickte in das von Stockschlägen gezeichnete Gesicht eines seiner Priester. Einer der Fürsorger für die Vierte Kapelle. Der Mann, der vor knapp zwei Wochen versucht hatte, ihn zu vergiften. In wessen Auftrag, das wusste man bisher noch immer nicht. Jetzt hockte er am Boden, kaum mehr in der Lage, sich aufzurichten.
    „Töte mich…“ war alles, was er herausbrachte, als er seinen Besucher erkannte.
    „Du wirst ins Ewige Vergessen gehen, wenn ich es will“, antwortete Amenemhat ohne Regung. Dass irgendeiner seiner Feinde versucht hatte, ihn zu beseitigen, war eine Sache. Das war etwas, womit er seit langem rechnete. Es war auch keineswegs das erste Mal gewesen. Aber dass sich ein Priester von Ipet-Isut bereit gefunden hatte, dafür den Handlanger zu spielen, war etwas, das er nicht ertragen konnte.
    Er packte den Mann am Arm und riss ihn auf die Füße, was jenen zu einem erneuten Klagelaut veranlasste.
    „Wer hat dich geschickt mich zu töten?“
    „Ich weiß es nicht... ich weiß es nicht, Erhabener!“
    „Auf einmal gewährst du mir wieder diesen Titel? Aber ich war dir nicht erhaben genug, dass es dich von einem Mord abgehalten hätte, nicht wahr? Was hat man dir geboten? Rede! Du glaubst, du hast in den letzten Tagen schon alles an Schmerzen erfahren, was zu erfahren ist? Ich sage dir, dem ist nicht so!“
    „Ich weiß nichts mehr! Ich schwöre es dir! Ich habe es bereits –“
    Amenemhat beendete das Heulen des Gefangenen mit einem Schlag in dessen Gesicht, obwohl ihn die Berührung anwiderte. „Was hat man dir geboten, will ich wissen!“
    „Das Amt...“ Der Mann hustete und spuckte Blut. „Das Amt des Hohenpriesters...“
    Dann muss es ein sehr hochrangiges Mitglied des Hofes gewesen sein, der dir den Auftrag gab...
    Er blickte wieder auf das Bündel Elend in seinem Griff. „Und du hast tatsächlich geglaubt, du könntest meinen Platz ausfüllen?“
    „Ich war ein Narr! Töte mich, Erhabener, töte mich!“
    „Ein Narr warst du in der Tat. Ich will noch einmal alles hören, was du weißt! Jedes Detail, verstanden! Ich kann es

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