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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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zweiundzwanzig Jahren mit derselben Frau verheiratet. Ich halte mich an die Gesetze Gottes und der Regierung.«
    »Ich auch«, sagte sie, doch das Glitzern in seinen Augen verriet ihr, dass er ihr nicht glaubte. »Hören Sie, Brewster, ich bin vielleicht keine Plätzchen backende Fußballer-Mama, aber ich bringe meinen Kindern bei, wie sie ihr Leben gestalten müssen.«
    »Wie Ihres?«, fiel er ihr ins Wort.
    Sie straffte sich, verstand, dass er auf ihr Liebesleben anspielte. »Das geht Sie nichts an, Cort, und wenn Sie sich einmischen, reiche ich eine Beschwerde ein. Ich bin in der Hoffnung hergekommen, vernünftig über ein gemeinsames Problem zu sprechen. Sicher ist Jeremy nicht schuldlos, ich möchte aber darauf hinweisen, dass niemand Heidi mit vorgehaltener Waffe ins Auto gezwungen und sie dann zum Trinken von Bier genötigt hat.«
    »Ach, Sie haben den Verstand verloren, wenn Sie denken, dass …«
    »Dass was? Dass Ihr« – sie zeichnete Gänsefüßchen in die Luft – »›kleines Mädchen‹ eine Teilschuld trägt? Wie viele Kinder haben Sie, Cort? Vier, nicht wahr? Lauter perfekte Engelchen?«
    Er sah aus, als wollte er aus der Haut fahren vor Wut. An seiner Schläfe pochte eine Ader, und Pescoli rechnete halb damit, dass ihn jeden Augenblick der Schlag treffen könnte, hier an seinem Schreibtisch. »Ihr Junge ist ein schwarzes Schaf, Pescoli. Das wissen wir beide. Er hat keine anständige Vaterfigur in seinem Leben, und so wie Sie …«
    »So wie ich was, Brewster?« Er klappte den Mund zu, und sie ballte die Hände zu Fäusten. »Ich dachte, wir könnten über den Vorfall reden. Verstehen Sie, einen Plan entwickeln, um alles wieder zurechtzurücken, die Kids anzuleiten, aber augenscheinlich ist das nicht möglich. Und Sie und ich, wir haben ein Problem, was uns beiden auch nicht guttut, da wir zusammenarbeiten.«
    »Sie fallen so aus dem Rahmen.«
    »Aus dem Rahmen«, wiederholte sie gedehnt und spürte, wie es ihr heiß in den Nacken stieg. Sie funkelten einander an, und schließlich sagte Pescoli gepresst: »Wir haben es hier in Pinewood County mit einem Geisteskranken zu tun, der, wie wir beide wissen, nicht aufhört zu morden, bis wir ihn gestellt haben. Deshalb sollten wir unseren persönlichen Groll lieber begraben und uns an die Arbeit machen. Sie kümmern sich um Ihre Tochter, ich um meinen Sohn.«
    »Amen.«
    Pescoli machte auf dem Absatz kehrt. Seine Andeutungen wurmten sie. Du Scheinheiliger, dachte sie. Wer weiß, welche Leichen Cort Brewster im Keller hat.
     
    Die Frau muss sterben. Ich dachte, sie hätte nicht die geringste Chance gehabt zu überleben, aber sie lebt immer noch, auch wenn ihr Leben an einem seidenen Faden hängt. Das reicht, um mich zu beunruhigen.
    Die Polizei und das FBI geben nicht auf, nicht, dass ich es erwartet hätte, aber ich darf nicht zulassen, dass dieser eine Fehler alles ruiniert. Ich habe noch so viel zu erledigen!
    Also gehe ich ein Risiko ein. Adrenalin schießt mir ins Blut, während ich zum Restaurant fahre, die Hände, wie es sich gehört, am Steuer. Der Plan ist einfach. Dort angekommen, ziehe ich den Arztkittel an, lege gefärbte Kontaktlinsen ein, setze ein Toupet auf, stopfe meine Wangen aus und stecke Polster unter meine Kleidung. Ich habe ein falsches Gebiss, das man einfach über die eigenen Zähne schiebt. Ich besitze es schon seit Jahren – habe es vor langer Zeit in Kalifornien von einem Mann gekauft, der Kostüme für die Filmindustrie herstellte, bevor er seiner Drogensucht zum Opfer fiel. Er ist lange tot, aber seine Kostüme, einschließlich der zu großen Schuhe, die ich trage, sind immer noch Teil meines Verkleidungsarsenals.
    Der Plan ist einfach: ins Krankenhaus schlüpfen, auf Estes’ Station einen Notfall verursachen, und wenn dann ein Tumult entsteht, in ihr Zimmer schleichen und die lebenserhaltenden Apparate abstellen. Sie ist zu schwach für Wiederbelebungsversuche. Das habe ich zwischen den Zeilen in den Zeitungsartikeln gelesen.
    Ich darf das Risiko nicht eingehen, dass sie überlebt.
    Ich muss sicherstellen, dass der Bulle, der sie bewachen soll, abgelenkt ist.
    Falls er seinen Posten nicht verlässt, muss ich mich seiner entledigen, was ich lieber vermeiden möchte. Sein Tod ist nicht vorgesehen, er ist kein Auserwählter. Doch wenn alle Stricke reißen, tja, dann soll es sein.
    Ich fahre zu einem Restaurant und ziehe mich in einer Toilettenkabine um. Das fällt niemandem bei Denny’s auf, denn ich habe ein

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