Der Smaragdenregen
nichts.«
Er streckte ganz langsam die Hand und löste die Schnur mit dem flachen durchsichtigen Stein vom Hals des Tierchens. Dann betrachtete er ihn aufmerksam und entdeckte das Wort »Belliora«, das in ungelenken Buchstaben hineingeritzt war.
Die menvitische Polizei hatte zwar alles daran gesetzt, das Auftauchen eines Außerirdischen auf der Rameria geheimzuhalten, dennoch war die Kunde, ein Junge von der Belliora sei in der Wüste aufgegriffen worden, bereits zu ihnen gedrungen. Deshalb begriff Ilsor auch sofort, wer ihm diese Botschaft übermittelt hatte.
Der Arsak sah den Puschel fragend an. Gou lief ein paar Schritte davon und wandte das Köpfchen, als wollte er den Mann auffordern, ihm zu folgen.
Der Junge braucht meine Hilfe, sagte sich Ilsor, und hat den Ranwisch zu mir geschickt. Möchte wissen, wie er es geschafft hat, sich mit ihm zu verständigen.
Er zögerte nun nicht länger.
»Warte!« sagte er, als könnte das Tier seine Sprache verstehen, und wies mit dem Finger auf die Steine, hinter denen Gou sich schon vorher versteckt hatte. Dann holte er schnell eine kleine Reisetasche mit ein paar notwendigen Gegenständen und etwas Proviant.
Der Ranwisch hatte an der angegebenen Stelle geduldig auf ihn gewartet. Zur Tarnung hatte er die Farbe der Steine angenommen, so daß Ilsor beinahe auf ihn getreten wäre.
Als der Puschel ihn sah, sprang er auf und machte Anstalten, in die Wüste zurückzulaufen. Ilsor begriff, daß ihnen ein weiter Weg bevorstand. Ohne Zweifel würde der Ranwisch ihn zu dem Jungen führen, doch wie lange dauerte das – Stunden, Tage? Wenn ihm das Tierchen doch bloß Genaueres sagen könnte!
Er schaute sich den Stein vom Hals des Puschels noch einmal aufmerksam an. Er war aus Ulzit, einem Material, das kaum noch verwendet wurde. Wo hatte der Junge es bloß her? Es gab Schichten dieses Gesteins, die ins Innere der Rameria führten. Auch hatten die Vorfahren der Arsaken daraus Fensterglas gemacht und Tafeln gefertigt, auf denen sie Briefe, ja ganze Bücher schrieben… Stop! Ilsor versuchte aufgeregt, seine Gedanken zu ordnen. Und plötzlich wurde ihm klar, wo sich der Junge versteckt hielt. Er wußte nur zu gut um den unterirdischen Gang, der aus dem Schloß des letzten freien Arsakenführers Junsar in die Ulzithöhlen führte. Aber das waren mindestens drei Tage Weg! dachte er erschrocken. In dieser Zeit könnte der Junge sich in dem Labyrinth verirren, verhungern, verdursten oder vom Spürhund Tich Zers aufgestöbert werden. Ich muß schnell handeln!
Ilsor trat entschlossen auf den Puschel zu, öffnete seine Reisetasche und forderte ihn durch ein Zeichen auf, hineinzuklettern.
Gou verstand und sprang nach einigem Zögern in die Tasche. Nach einer Falle sah das nicht aus, gewiß hatte der Arsak einen Plan. Ihm aber würde es gut tun, nach dem langen Lauf ein wenig auszuruhen. Er rollte sich also zusammen und dämmerte sofort ein.
Ilsor warf sich die Tasche über die Schulter und schlug zielstrebig eine Richtung ein, die von der Wüste fortführte. Er wollte zum nahegelegenen Landeplatz für die Hubschrauber.
Die Maschinen dienten zur Versorgung des Bergwerks und wurden kaum bewacht. Außer den Piloten kann sie ja doch keiner fliegen, dachten die Zuständigen.
Ilsor kletterte in einen der Helikopter und nahm Kurs auf die Hauptstadt, wohin man kürzlich den Jungen gebracht hatte.
Im Bergwerk aber beachtete niemand den Abflug. Ein Helikopter war hier etwas ganz Alltägliches. Aufmerksamkeit hätte es eher erregt, wenn ein Vogel aufgeflogen wäre, denn die gab es auf dem Planeten fast nicht mehr.
Der Hubschrauber wurde schnell kleiner. Schon bald war er nur noch ein winziger, kaum sichtbarer Punkt, der schließlich ganz aus dem Blickfeld verschwand.
In diesem Augenblick kam auch erschöpft der Spürhund Rasch-Ki am Bergwerk an, gefolgt von den Polizisten im Geländewagen. Doch an der Stelle, wo Ilsor den Puschel in die Tasche gesetzt hatte, verlor er plötzlich die Spur. Er blieb abrupt stehen, fuhr mit der Nase witternd über die Erde, beschrieb einige Kreise und gab dann auf. Alles war umsonst gewesen, die Spur verloren!
Tich Zer sprang aus dem Wagen, um mit seinem Hund sämtliche Stellen im Umkreis von mehreren hundert Metern abzusuchen, an denen der Junge sich hätte verstecken können. Wenn das kein Reinfall war! Da entwischte dem Fahnder die Belohnung, obwohl er sie direkt vor der Nase gehabt hatte!
Aber keinem der enttäuschten Polizisten wäre auch nur im Traum
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