Der Smaragdenregen
werden. Doch wenn ihre Herzen hart bleiben, beweist das nur, wie krank sie sind. Wir werden sie für ihre Untaten weder verfolgen noch bestrafen, sondern sie heilen. Noch vor kurzer Zeit waren wir ja kaum besser als sie. Wir errichten auf der Rameria eine Smaragdenstadt, in der sich die Einwohner Tag und Nacht unter dem Einfluß der heilsamen Strahlung befinden. Hier sollen vor allem solche noch der Gier und Bosheit verfallenen Menschen angesiedelt werden. Vielleicht gelingt es uns, sie im Laufe der Jahre zu bessern. Wenn sie die Stadt verlassen wollen, erhalten sie Brillen mit Smaragdengläsern, damit sie künftig gar nicht erst auf den Gedanken kommen, die Arsaken zu hypnotisieren.«
»Großartig«, rief Chris, »das wird dann eine Smaragdenstadt im umgekehrten Sinne! Sie wird nicht errichtet, um die Menschen zu täuschen, wie das der Große Goodwin im Zauberland getan hat, sondern zum Nutzen derer, die darin leben. Von dieser Stadt werde ich unbedingt erzählen, wenn ich wieder zu Hause bin…«
Der Junge hielt jäh inne. Ihm fiel ein, daß er es erst einmal schaffen mußte, auf die Erde zurückzukehren! Und wenn er nicht, wie vereinbart, bis morgen wieder im Zauberland war, würden Din Gior und Oicho seiner Mutter und den Großeltern beichten müssen, daß sie ihn unterwegs verloren hatten. Bestimmt würden sie sich dann große Sorgen machen.
Ilsor waren die traurigen Gedanken des Jungen nicht entgangen:
»Sei unbesorgt, Chris. Ich glaube, mir ist eingefallen, wie wir dir helfen können, wieder auf die Belliora zurückzufinden. Morgen früh machen wir uns ans Werk.«
Kurze Zeit später flogen Ilsor, Kau-Ruck, Chris und die drei unzertrennlichen Puschel mit demselben Hubschrauber in die Hauptstadt der Rameria, der den Piloten im Falle des Verrats hätte ins Gefängnis von Tin Arg bringen sollen. Als sie sich der Stadt näherten, bemerkten sie sofort die vielen Menschen auf Straßen und Plätzen. Sie hatten sich in aller Frühe dort versammelt, um das noch nie dagewesene Schauspiel der grünen Morgendämmerung zu bestaunen.
Unter dem Einfluß des Smaragdenregens herrschte bereits das totale Chaos in der Stadt, natürlich nur von der Warte der Mächtigen aus:
Die Polizisten weigerten sich, die Menschen auseinanderzutreiben. Sie öffneten die Gefängnisse und ließen alle Häftlinge frei.
Die Arsaken, auf denen nun nicht mehr der hypnotische Blick der Menviten ruhte, erörterten aufgeregt diesen unverhofften Wandel.
Der Helikopter ging auf dem zentralen Platz der Hauptstadt nieder. Als die Arsaken ihren Anführer heil und unversehrt aus der Maschine steigen sahen, brachen sie in einen Freudenjubel aus. Die Menviten aber, die von all diesen Dingen nichts wußten, ließen sich von Kau-Ruck die Zusammenhänge erklären.
Als sie ankamen, waren der zentrale Platz und die angrenzenden Straßen schon voller Menschen. Fast alle Bewohner der Stadt waren zusammengeströmt. Doch eben nur fast! Diejenigen nämlich, die gegen die Wirkung der Smaragde immun waren, eilten in die entgegengesetzte Richtung, zum Palast des Obersten Gebieters. Sie brachten sich dort in Sicherheit und berieten fieberhaft, was zu tun sei.
Als Ilsor und Kau-Ruck mit ihrem Bericht fertig waren, kam Bewegung in die Menge:
»Es lebe die Freundschaft zwischen Arsaken und Menviten! Nieder mit dem Obersten Gebieter!«
Der Fahnder Tich Zer, der sich unter die Leute gemischt hatte, um wie gewohnt herumzuschnüffeln, wurde ganz klein bei diesen Rufen.
Ich muß von hier verschwinden, solange sie mich noch nicht entdeckt haben, dachte er und begann sich langsam, Schritt um Schritt, davonzustehlen.
Doch niemand schenkte ihm auch nur die geringste Beachtung. Die Menschen wollten einander umarmen, vor allem jedoch den Jungen von der Belliora an sich drücken, der diesen Umschwung ja erst ermöglicht hatte.
Die freundlichen Puschel aber wurden einmalig verwöhnt, sie bekamen die leckersten Sachen vorgesetzt.
Guan-Lo und seine Helfershelfer wurden festgenommen und in dasselbe Gefängnis gesteckt, in das sie vorher Chris geworfen hatten. Sie sollten freilich nur so lange dort bleiben, bis die von Kau-Ruck vorgeschlagene Smaragdenstadt errichtet war.
Spät am Abend erst fanden sich dann all unsere Helden im Hause des Piloten ein, wo sie sich bis zum nächsten Morgen ausruhen konnten. Diesmal mußte keiner von ihnen befürchten, beobachtet und überwacht zu werden.
CHRIS KEHRT ZURÜCK
Am nächsten Morgen kam Ilsor – sie hatten gerade gefrühstückt –
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