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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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weibisch, sündig und verboten. Aber ich liebe diesen Duft. Rieche ich an den Eiern auch so? Dann kann ich mich ans Waschen gewöhnen.“ Er fuhr sich mit der Hand zwischen die Beine, kratze und rieb und roch danach an den Fingern. „Riecht anders.“
    Gütiger. Wie sollte Mihály es schaffen, nicht zu lachen? Er holte tief Luft und setzte seine Arztmiene auf. „Dein Eigengeruch ist an dieser Stelle sehr stark. Er mischt sich mit dem Seifenduft. Stört es dich?“
    „Machst du Scherze?“ Seine Fingerspitzen tanzten vor der Nase. „Ich rieche viel besser als vorher.“
    Das war auch keine Kunst.
    „Morgen früh wäschst du dich wieder.“ Er bemühte sich um einen strengen Ton. „Und du ziehst die Haut um deinen Schwanz hoch und reinigst ihn auch dort. Verstehst du?“ Automatisch griff er Josias an sein Geschlecht und zog behutsam die Vorhaut zurück. Die weiße Schmierschicht konnte er nicht übersehen, aber den Schauder zumindest unterdrücken. Es gab bei Gott Schlimmeres in den meisten Hosen.
    „Gut“, sagte Josias eingeschüchtert. „Kannst ihn wieder loslassen.“ Von unten nach oben färbten sich seine Wangen rot. Lag es daran, dass sich sein Geschlecht schon wieder regte oder dass er sich für das weiße Zeug schämte?
    „Hast du gesehen, wie ich es gemacht habe?“
    Josias nickte. „Bin ja nicht blind“, murmelte er und seine Wangen wurden noch farbiger.
    Du verunsicherst ihn. Hör auf damit.
    Diesmal hörte er auf die warnende Stimme seiner oft zu leise sprechenden Vernunft. „Du hast gesagt, du kannst lesen?“ Das Thema bedurfte dringend einer Wendung.
    „Sogar ein wenig Latein.“ In den graublauen Augen blitzte Stolz. „Meine Mutter besaß eine Bibel.“
    Ein gebildeter Gehilfe. Heute war sein Glückstag. So schnell es ging musste dieser verdammte Rücken gerade werden. Am besten sie begannen die Tortur schon morgen.
    „Kannst du allein laufen oder brauchst du Hilfe?“
    Josias versuchte zwei wacklige Schritte. „Ich kann es allein. Meine Beine fühlen sich wieder richtig an. Nicht mehr fremd, wie gestern.“
    Am liebsten hätte Mihály vor Erleichterung die Faust in die Luft gestoßen.
    Das Schicksal dieses Mannes ging ihm zu nah. Das war nicht gut. Um mit ihm zu arbeiten, brauchte er die nötige ärztlich-sachliche Distanz. Jedes Mal, wenn er in die leuchtenden Augen blickte, ging ein Stück von ihr verloren.
    Halte deine Gefühle im Zaum. Sie werden dir sonst nur im Weg stehen ... wie immer.
    Nach drei emotionslosen Jahren war das verflixt schwer.
    Mihály ging voran und Josias schleppte sich hinterher.
    Zwischen den Gittern rankte Efeu. Die Blätter ließen die Eisenstäbe beinahe verschwinden.
    „Bleib hinter mir. Es ist dunkel. Ich muss erst die Laterne anzünden.“
    Mihály zog die Zunderbüchse aus der Gürteltasche und füllte trockenes Stroh in die Feuerschale.
    „Darf ich?“ Ohne auf die Antwort zu warten, nahm ihm Josias Feuerstein und Stahl aus der Hand und bettete den Stein in den bröseligen Zunder. „Ich bin gut im Feuer anzünden, habe ich dir ja gesagt.“ Schon nach dem zweiten Schlag glomm ein Funke im Zunder. Josias blies sacht dagegen, während er ihn vorsichtig im Stroh versenkte. Geschickt und schnell wickelte er es um die entstehende Glut und blies ununterbrochen hinein. Kaum stieg grauer Rauch aus dem Bündel, züngelte auch schon die erste Flamme empor.
    Der Seitenblick zu Mihály strotzte vor Stolz und Zufriedenheit.
    Ein Vertrauter.
    Er hockte neben ihm, würde für die nächsten Monate sein Leben teilen. Vor ihm musste sich Mihály nicht verstellen, nicht dümmer tun, als er war. Sich nicht ständig auf die Zunge beißen, keine Angst vor Entdeckung haben. Seit er Dávid verloren hatte, war sein Herz leer geblieben. Keine Freundschaft. Nicht einmal eine Kameradschaft hatte er zugelassen.
    Alles änderte sich in diesem Moment.
    „Warum schaust du mich so komisch an?“ Der Mann, der gestern noch sicher gewesen war, sein Leben zu verlieren, lächelte voll Zuversicht. „Willst du warten, bis die Flammen das Stroh aufgefressen haben? Los! Halte einen Span hinein.“
    „Josias, kann ich dir wirklich und wahrhaftig vertrauen?“ Sein Herz floss über. Endlich nicht mehr allein sein mit seinen Gedanken und Hoffnungen. „Ich muss es wissen.“
    „Ja.“ Josias Gesicht verzog sich zu einer gutmütigen Fratze. „Ich vertraue dir auch. Immerhin hast du meine Eier rasiert.“
    *
    Ein Edelmann, dem die Tränen in die Augen stiegen, weil ihm ein Krüppel sein

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