Der Sodomit
von ihm abgestanden hatte, fiel augenblicklich in sich zusammen.
„Noch die Achseln und dann hast du es hinter dir. Deinen Arsch kannst du dir selbst schaben.“ Mihálys Grinsen strotzte vor Häme. „Würde ich dir allerdings nicht raten. Gründliches Einseifen muss genügen, sonst schneidest du dich und verfluchst dein Ungeschick jeden Morgen beim Scheißen.“
Josias schauderte bei dem Gedanken.
Sein Arm wollte nicht so recht wie er. In der Schulter sperrte es, aber Mihály drückte ihn einfach weiter nach oben. „Ich möchte bei dir etwas ausprobieren.“ Während er redete, befeuchtete er immer wieder die Seife und verteilte den Schaum unter Josias Arm. Josias musste lachen, als ihn die fremden Finger berührten.
„Sei froh, dass ich den Pinsel vergessen habe.“ Mihály zog das Messer über den Riemen. „Der hätte dir noch mehr zu schaffen gemacht.“ Seine Zungenspitze lugte zwischen seinen Lippen hervor, als er die Klinge über die Achsel zog.
Es kitzelte entsetzlich. Josias zuckte zusammen.
„Vorsicht!“ Mihálys Griff wurde fester. „Ich schneide dich sonst.“
„Ich will sehen, wie du an meiner Stelle reagieren würdest.“ Es gab Geschichten über das Kitzeln mit Gänsefedern. Was Mihály mit seinen Achseln anstellte, war schlimmer.
„Nicht zucken, nicht zappeln“, murmelte der Arzt und grinste noch breiter, als Josias trotzdem zuckte. „Ich habe deine empfindliche Stelle gefunden, wie es scheint.“
„Im Moment fühlt sich alles an mir empfindlich an.“ Vor allem und immer noch zwischen seinen Beinen. Als ob das Kitzeln der Klinge durch seinen Leib fuhr und ihn auch dort zusammenzucken ließ.
„Mach dir darüber keine Gedanken, Josias.“
Wie weich er seinen Namen aussprach.
„Wegen Kleinigkeiten erregt zu sein, ist normal für einen jungen Mann.“
War es auch normal, sich danach zu sehen, noch einmal die Eier rasiert zu bekommen? In seinem Kopf flitzten verrückte Gedanken wie wild gewordene Hühner umher.
„Geschafft.“ Mihály tauchte das Messer ins Wasser und kniete sich neben Josias andere Seite.
Dieselbe Prozedur. Einseifen und mit der Klinge von oben
nach unten kratzen. Josias biss die Zähne zusammen. Er fühlte sich wie ein rohes Ei. Es kitzelte so sehr, dass es schon wehtat und kribbelte bis in seinen Bauch. Kaum auszuhalten.
Endlich wusch Mihály den Schaum ab.
Sorgfältig, mit ernstem Gesicht und so, als ob es ihm nichts ausmachte, einen Krüppel zu hätscheln.
„Du hast einen hübschen Buckel.“ Mihály hockte sich vor ihn, legte zwei Finger an Josias Kinn und drückte es nach oben. In Josias Nacken knirschten die Muskeln.
„Lass mein Kinn los, ich kann meinen Kopf nicht in den Nacken legen.“
„Mit meiner Hilfe schon.“ Er drückte ihm den Kopf weiter nach oben. Josias keuchte vor Schmerz.
Prüfend glitt der fremde Blick über Josias Gesicht und über seine Schultern. „Willst du eines Tages aufrecht gehen können? Es lohnt sich, glaube mir. Dann sehen alle, was du für ein hübscher Kerl bist.“
„Niemand findet einen Krüppel hübsch.“ Aber wenn Mihály über ihn spotten wollte, sollte er es tun.
Der Arzt biss sich auf die Lippen und senkte den Blick. „Sei dir da nicht zu sicher.“ Er legte seine Hand auf den Buckel. Die Wärme, die von ihr ausging, kroch tief in Josias wunden Körper hinein.
Dieser Mann war anders als jeder Mensch, den er kannte. An ihm war nichts böse, nichts grausam. Weder in seinen Blicken noch in seinen Handlungen.
„Ich will etwas versuchen.“ Mihály ließ ihn los und ging um ihn herum. „Sieh hoch!“
Ein Knie in seinem Rücken, ein Griff unter sein Kinn, der ihm den Knopf in den Nacken zwang. Mihálys anderer Arm schlang sich um Josias Brust, drückte sie nach hinten. Sein Rücken krachte, sein Genick knackte und jeder Muskel seines Körpers wehrte sich gegen den Zwang.
„Hör auf! Du brichst mir das Kreuz!“
„Ich richte es dir, Dummkopf!“
Wieder ein Knacken.
Josias brüllte auf. Er erlebte seinen Todestag. Auf die eine oder andere Weise erwischte es ihn. Wie hatte er sich eben nur in Sicherheit wähnen können?
Mihály zog ihn auf die Beine, umschloss mit einem harten Griff Josias Oberarme und bog sie unerbittlich nach hinten. Hätte sein Buckel schreien können, er hätte es getan. Josias übernahm diese Aufgabe für ihn.
„Hör auf zu weinen“, klang die Stimme sanft durch seinen Schmerz. „Und sieh endlich hoch.“
So gerade wie jetzt hatte er noch nie in seinem Leben gestanden.
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