Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
Vom Netzwerk:
Rückenverstärkung zu schustern und es mit Breitenregulierenden Riemen zu versehen, würde den Handwerker allerdings hellhörig werden lassen.  Geht der werte Herr Feldscher nun unter die Schneider? Möchte er sich ein Zubrot verdienen? Genügt der königliche Lohn ihm nicht mehr?
    Selbst in seinen Gedanken hörte Mihály den Spott aus der Stimme des Mannes, den er nur leidlich über seine Neugierde ausbreiten würde.
    Gab es eine andere Möglichkeit, Josias Körper nach der Tortur gerade zu halten?
    Die Muskulatur als Mieder nutzen. Dann musste Josias hart an sich arbeiten. Der Junge würde es tun, das stand außer Frage.
    Er musste die Bücher seines Vaters gründlich studieren, durfte keinen Fehler machen. Nicht bei den kleinsten Übungen, nicht in der Intensität der Dehnung.
    Josias würde sonst jeden Irrtum ausbaden.
    Wie eine Jungfrau vor dem ersten Mal, so fühlte er sich. Aufgeregt, ein wenig Angst vor der eigenen Courage und randvoll mit Vorfreude auf einen glücklichen Ausgang des Unternehmens.
    Mihály Szábo. Der Wundarzt, der Bucklige aufrichtete.
    Seine Hand klatschte an seine Stirn, die Laterne, die er hielt, schlug ihm dabei ans Kinn. Beide Schmerzen hatte er verdient. Verlor er den Verstand? Keiner, der sich einen Arzt leisten konnte, interessierte es, wenn ein Buckliger seinen Buckel loswurde.
    Mit diesem neu erlangten Wissen konnte er zwar die Armen glücklich machen, so sie ihre Krüppel nicht schon im Kindesalter im Wald ausgesetzt oder ersäuft hatten, aber hohe Reputationen in Fürstenhäusern brachte es ihm nicht ein.
    Er pfuschte Gott ins Handwerk.
    Beseitigte seine verhängte Strafe an dem betroffenen Menschen.
    Wunderbar. Noch einen Schritt näher an der wahrscheinlichen Verurteilung durch die von der Kirche gepäppelte Instanz der Inquisition.
    Seine Euphorie versickerte in den Ritzen des Backsteinpflasters.
    Warum tat er sich das überhaupt an? Warum halste er sich einen Krüppel auf? Weil der Kerl schöne Augen besaß? Weil sein Schwanz eine Größe vorwies, die er lange nicht in seiner Faust oder seinem Arsch gespürt hatte? Dávid hatte ihn gern mal schnell von hinten genommen, wenn sie unbeobachtet gewesen waren und er ihn gelassen hatte. Danach war dem Kleinen männlicher zumute gewesen.
    Wieder klatschte seine Hand vor die Stirn. Diesmal wich er der schwingenden Laterne rechtzeitig aus. Gedanken wie diese, und die Gefühle, die sie in ihm weckten, brachten Josias und ihn in Teufels Küche. Dort würde sie der Gehörnte, der wahrscheinlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit Nicolas Jacquier und nicht mit Josias’ Vater besaß, am Spieß drehen. Es hieß, der Inquisitor wäre bereits auf dem Weg nach Pressburg, um zusammen mit dem Papst bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der Universität dabei zu sein.
    Mihály zog die Klappe über sich zu und verbot seiner Angst, sich vom Bauch bis ins Herz auszubreiten. Jacquier, der in aller Munde war, die zu einem denkfähigen Kopf gehörten, trieb sein Unwesen normalerweise weit von Ungarn entfernt. Bis auf ein, zwei Ausnahmen. Eine davon hatte Ádám Szábo ausbaden müssen.
    Die Laterne schlackerte an seinen Fingern und sein Schatten huschte unruhig über die Wände.
    Er forderte sein Schicksal heraus. Wieder einmal.
    „Es gibt kein gottgegebenes Schicksal.“ Sein Vater lächelte ihn verschmitzt an. „Es gibt nur mächtige Menschen, die ihren Nutzen aus der Dummheit anderer ziehen.“
    Was hätte Ádám Szábo mit Josias angestellt?
    Dasselbe!
    Die Gelegenheit gleichzeitig einem Menschen zu helfen und seine Forschungen voranzutreiben, hätte er sich niemals entgehen lassen.
    „Säge ihn mir nicht ab.“ Josias stolperte auf ihn zu, sank auf die Knie und umklammerte seine Beine. „Mach alles, aber säge mir den Buckel nicht ab.“
    Eine der Truhen stand auf. Josias hatte geschnüffelt. Armer Kerl, sicher war ihm die Instrumententasche nicht verborgen geblieben. Mihály griff dem zitternden Mann unter die Achseln und zog ihn hoch. „Ein Buckel ist kein Geschwür.“ In diesem Falle hätte er ernsthaft darüber nachgedacht. „Sondern ein Stück deiner krummen Wirbelsäule. Ich kann ihn nicht absägen. Du wärst sofort tot.“
    Selbst in seiner Angst war er hübsch. Selbst ohne Haare. Selbst mit den Tränen in den Augen, für die er sich schämte, denn seine Wangen brannten wieder vor Röte.
    Mihály zog ihn in seinen Arm und wusste im selben Augenblick, dass es ein Fehler war.
    Die Bindung war zu eng.
    Verdammt!
    Josias war dabei, mehr

Weitere Kostenlose Bücher