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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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später. Vorher musste er pissen. Bei jedem Schritt pochte es in seinen Schläfen. Vielleicht half kaltes Wasser, um das schwammige Gefühl zu verscheuchen.
    Verflixte Hose. Der Latz ging nicht auf. Wie gestern Nacht. Dunkel erinnerte er sich. Sicher schnallte ihn Mihály nachher wieder auf das verdammte Kreuz. Bei dem Gedanken schlug sein Herz ängstlich schneller. Ob er diesmal bei ihm blieb? Es wäre leichter zu ertragen. Mit Mihály an seiner Seite wäre sicher auch das Fegefeuer auszuhalten. Schon wegen der ruhigen Stimme und dem freundlichen Lächeln.
    Seine Pisse tropfte von Brombeerblättern, die längst braun geworden waren. Für ein Bad im Fluss war es zu kalt aber Mihály würde darauf bestehen. Ob der Rosmarin auch den pelzigen Geschmack im Mund nahm? Josias fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Hoffentlich. An gute Gerüche konnte er sich gewöhnen. Ein wenig wacher suchte er im Gewölbe nach einem der würzigen Zweige.
    Zuerst das Brot, dann der Rosmarin. Wenn Mihály kam, roch er frisch aus dem Mund. Er setzte sich im Schneidersitz auf die Pritsche und überredete seinen Magen, dass Essen eine angenehme Tätigkeit war. Nach ein paar Bissen wurde es leichter.
    Seltsam, früher war es ihm gleichgültig gewesen, wie er roch. Doch nun war es das nicht mehr. Wenn Mihály nach Rosmarin oder Pfingstrose duftete, wollte er das auch. Hauptsache, der Wundarzt scherte ihn nicht mehr. Josias fror am Kopf, so ganz ohne Haare.
    Im Gang zur Stiege nach oben hörte er Schritte. Sie stammten von Mihály. Schnell und leicht.
    Josias stopfte sich den Rosmarinzweig in den Mund. Der herb-bittere Kräutersaft tat seinem Magen gut.
    „Endlich wach?“
    Ein bisschen spöttisch war sein Grinsen.
    „Den Wein habe ich auch gemerkt. Deshalb ließ ich dich schlafen. Aber jetzt sollten wir beginnen.“
    „Sofort?“ Nicht ein bisschen reden und lachen vorweg? Mihály schlug ihm auf die Schulter. „Wenn du es am Vormittag hinter dich bringst, hast du am Nachmittag frei.“
    „Wozu?“ Er langweilte sich allein in dem Gewölbe.
    „Ich dachte, du kannst lesen.“
    „Nach Bibelversen ist mir nicht.“ Außerdem war in den Truhen keine Bibel. Nur Bücher, in denen abgehäutete Menschen abgebildet waren. Josias schüttelte es. Wenn einem aus einer Buchseite lidlose Augen aus einem rohen Gesicht entgegenblickten, war das unheimlich. Was für Geschichtchen am Ende der gezeichneten Pfeile standen, wollte er nicht wissen.
    „Wenn du später mein Geselle werden willst, musst du dich mit den Büchern befassen“, sagte Mihály streng. „Für den Anfang suche ich dir was Leichtes heraus. Magst du Knochen?“
    „Wenn sie nicht wehtun, schon.“
    Grinsend drückte ihn Mihály auf das Gestell. „Dann magst du auch Skelette und weißt bis morgen, wie ein gerader Rücken und wie ein krummer aussieht.“
    Die Riemen schlossen sich um seine Schultern. Nicht so fest wie am Vortag, aber fest genug, dass sein Rücken schon wieder durchbrechen wollte.
    „Diesmal bleibe ich ganz bestimmt bei dir.“ Mihály zog den großen Lederriemen über seiner Hüfte fest. „Und ich werde dich losschnallen, bevor deine Arme blau werden.“
    Ein Trost. Sicher. Aber nicht das Gefühl in seinem Rücken. Verdammt, wurde es von Mal zu Mal schlimmer?
    *
    Josias lief dunkelrot an, schnappte nach Luft.
    Seine Muskeln knirschten so laut, dass Mihály es hören konnte.
    Genug.
    Mihály zog den letzten Riemen fest und Josias keuchte entsetzt.
    „Entspanne dich, so gut es geht. Sag deinen Schultern und deinem Rücken, dass sie ganz lang werden sollen.“
    Josias deutete ein tapferes Nicken an.
    „Ruhig atmen, locker lassen. Je strenger wir deinen Rücken behandeln, umso schneller siehst du den Erfolg.“
    Josias hielt durch, atmete tief, biss allerdings immer wieder die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Je mehr er sich verkrampfte, desto schlimmer wurde es für ihn.
    „Entspannen!“
    „Geht nicht“, keuchte Josias zwischen den Zähnen hindurch. „Ich kann gar nichts mehr. Nicht mal mehr denken. Zieh wenigstens das Knäul unter meinem Buckel weg. Du hast es größer gerollt. Gib es zu.“
    Warum litt Josias mehr als den Tag zuvor? Das Deckenknäuel war etwas größer, aber reichte das als Grund aus?
    Du hast ihn, noch steif von der Nacht, einfach angeschnallt, ohne seine Muskeln vorher zu erwärmen.
    Beinahe hätte er sich vor die Stirn geklatscht. Machte er nur noch Fehler mit Josias? Er sollte das Experiment abbrechen. Nein, sollte er nicht. Er

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