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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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ihm?
    „Setz dich langsam auf, ich massiere dir die Schultern, dann spürst du deine Arme wieder.“
    „Geht nicht“, keuchte Josias. „Mein Rücken will sich nicht bewegen. Der ist ein Brett.“
    „Ich helfe dir.“ In Grund und Boden schämen! Hätte er Josias bloß vorher abgebunden. Morgen durfte er die Riemen nicht mehr so fest anziehen, dass das Blut nicht mehr fließen konnte.
    „Warum bist du so spät gekommen?“ Hinter dem Ärger versteckte sich Angst in Josias Blick.
    „Tut mir leid, da war ein Mädchen …“
    Josias Lider fielen auf Halbmast. „Für ein Mädchen lässt du mich liegen?“ Er sprach vor Erschöpfung so leise, dass Mihály ihn kaum verstand. „Schon klar. Bin ja nur der Krüppel, an dem du dich austoben kannst.“
    Josias’ Enttäuschung über ihn schnitt Mihály tief ins Herz. Er hatte ihn im Stich gelassen. Angezurrt wie ein Vieh. Er konnte Josias nicht in die Augen sehen, als er abwechselnd seine Arme massierte.
    Spätestens, wenn sie in einer Intensität zu kribbeln anfingen, die an tausend Nadelstiche erinnerte, würde Josias noch wütender werden.
    „Ist sie hübsch?“, fragte Josias nach einer Weile. „Das Mädchen, meine ich.“
    Mihály konzentrierte sich auf die Muskulatur von Josias’ Oberarm, die er geschmeidig in seinen Händen hin und her wälzte. Es war trotzdem mühsam, nicht zu grinsen. „Sie ist acht. Vielleicht auch erst sieben. Sie hatte sich in den Finger geschnitten und ich habe ihn genäht.“
    Josias biss sich auf die Lippen. „Oh.“ Eine Zeit lang verfolgte er Mihálys Tun schweigend.
    „Hat sie viel geweint?“, fragte er schließlich.
    Wie mitfühlend er klang.
    „Ich stelle es mir grässlich vor, wenn eine Nadel meine Haut zersticht.“
    „Sie war sehr tapfer. Aber das warst du auch.“
    Er lächelte und Josias erwiderte es. „Ich habe mir die ganze Zeit gesagt, dass ein Mann wie du einen Mann wie mich nicht hängen lassen wird. Dass du zurückkommst, weil du es gesagt hast.“
    Er vertraute ihm. Immer noch.
    Plötzlich verzog Josias das Gesicht. „Meine Arme stechen.“ Ein wenig zuckten seine Hände. Gut, dass das Gefühl in sie zurückkehrte.
    „Hilf mir hoch. Ich will nicht liegen, wenn mir was wehtut. Ich will mich bewegen können.“
    Mihály legte die Hand in Josias’ Genick und schlang den anderen Arm um seine Schultern. Vorsichtig hob er ihn an. Josias biss die Zähne zusammen. Sein Rücken knackte bei jeder Bewegung. „Und das hilft?“, japste er. „Ich sage es dir noch einmal: Es fühlt sich nicht so an.“
    „Ich hoffe, dass es hilft.“ Josias verdiente Ehrlichkeit. „Du bist mein Experiment, wie du vermutet hast.“
    „Dein was?“
    „Ich probiere eine Heilmethode an dir aus, von der ich nicht weiß, ob sie bei einem Mann greift. Bei einem kleinen Mädchen ist sie mir geglückt. Aber deine Knochen sind fester und deine Muskeln härter.“
    „Stimmt nicht.“ Unglücklich starrte Josias auf seine Hände, die sicher fürchterlich stachen. „Fest und hart fühlt sich nichts an mir an. Nur weich und wabbelig. Auch meine Knochen. Als wäre ich nicht mehr stabil.“
    Hoffentlich machte er keine falsche Bewegung. Konnten ihm die Wirbel herausspringen? Waren sie von dem Gestell über die Maßen auseinandergezogen, dass sie wirklich ihre Stabilität eingebüßt hatten? Mihály lächelte sein Beruhigungslächeln, obwohl er alles andere als ruhig war. Warum tat er Josias das an? Weil er ihm wirklich helfen wollte.
    Er blies den Staub aus einem der Becher, die schon länger auf dem Tisch standen. „Wein?“ Die Resignation musste aus seinem Herz und die Unsicherheit aus Josias’ Blick. Josias nahm ihm den Becher ab. „Denke nicht, dass ich undankbar bin. Ich bin froh, dass du mir helfen willst. Wirklich.“ Er trank einen Schluck und reichte ihm den Wein zurück. „Ich hasse es nur, mich nicht bewegen zu können. Ausgeliefert zu sein, dass mich ein anderer findet und befreien muss.“
    Ausgefranste, breite Narben. Am Gelenk, dessen Hand den Becher hielt, und auch auf dem anderen.
    Mihály nahm ihm den Wein ab und fühlte über das aufgeworfene Gewebe. „Stammen die vom Pranger?“
    Josias bildete eine Faust, versuchte, die Hand wegzuziehen. Mihály hielt sie fest. „Du hast Angst, angebunden zu sein, weil du es schon einmal wurdest.“ Mit dem Finger zog er eines der dünnen Male auf dem Bauch nach. Josias zuckte zusammen und schlug die Augen nieder. „Kein Pranger“, murmelte er. „Aber schön war es auch

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