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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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Herz.
    Du wirst brennen.
    Bartis Schreien erstickte in einem Röcheln, dann folgte Stille. Sie war nicht zu ertragen.
    „Habe nie eine Sau gevögelt.“ Der Mann neben ihm schluchzte auf. „Warum sollte ich so etwas tun?“
    Müßig, zu antworten. Unmöglich mit einer staubtrockenen Kehle. Angst schluckte die Spuke aus dem Mund.
    Vielleicht kam der Hirte mit dem Büßerkreuz davon. Vielleicht mit einer Leibesstrafe. Mihály kam mit nichts davon.
    Du schlägst deinen Buhlen ans Kreuz? Ist dir nichts heilig?
    Die Augen des Inquisitors waren beinahe aus den Höhlen getreten.
    Bevor oder nachdem du mit ihm Unzucht getrieben hast?
    Dass das Gestell ein medizinisch notweniges Instrument zur Heilung war, interessierte ihn nicht. Vor Empörung Geifer spuckend brüllte er auf ihn ein. Gotteslästerei, Teufelsanbetung, Sodomie. Jede dieser Anklagen brachte ihm den Tod.
    Zu viel Angst. Kein Denken war mehr möglich. Wer war der zitternde Haufen? Er?
    Ein Wunder. Das Einzige, was ihm noch helfen konnte.
    Ein Engel mit Josias‘ Gesicht schwebte durch die gewölbte, Verzweiflung ausschwitzende Decke. Er berührte mit einem flammenden Schwert seine Fesseln, hob ihn auf den Arm und floh mit ihm in klare, kalte Nachtluft. Weit weg. Zu einem Ort ohne Menschen. Mihály spürte Seidentücher an seiner Wange und lauschte einem beruhigenden Herzschlag.
    Wimmern vom Ende des Ganges. Es kam näher und die Vision einer himmlischen Rettung verschwand.
    Rechts und links untergehakt schleppten die Wachen Barti in die Zelle. Sie warfen ihn ins Stroh. Wie ein Kind im Mutterleib krümmte er sich zusammen. Seine Hose war nass. Das Licht der Fackeln genügte, um zu sehen, dass es Blut war.
    Sie zitterten beide. Wer kam als Nächstes dran? Ein Wachmann nickte zu ihm. Mihály schmeckte Galle.
    „Es tut mir leid, Szábo“, flüsterte er, während er die Ketten an Mihálys Fußgelenken aufschloss. „Ich weiß, was ich dir verdanke.“
    Der Mann mit der Pfeilspitze in der Schulter. War es ein Jahr her, seit er zu ihm gekommen war?
    „Gestehe alles, was dir Jacquier vorwirft. Dann sparst du dir die Quälerei vorweg.“
    Fast waren seine Knie zu weich, um zu laufen. Aber nur fast. Statt der Fußfessel band ihm der Mann die Hände zusammen. Der kurze Druck einer warmen Hand auf der Schulter genügte nicht, um zu trösten.
    Schritt für Schritt näher an die Eisen beschlagene Tür.
    Weg.
    Fliehen.
    Ein vergeblicher Kampf mit den Fesseln. Wieder die Hand auf der Schulter. „Es bringt nichts, Szábo.“
    Ihm schossen die Tränen in die Augen.
    Mit aller Kraft stemmte er sich gegen den Griff der Wachen. Nicht diese Tür erreichen. Nicht ertragen müssen, was dahinter auf ihn wartete. Er verdiente es nicht. Das tat niemand. Strafe. Für was? Seine Liebe zu einem anderen?
    Buße. Wozu? Sie konnte ihm nicht aus dem Herz brennen, was er für Josias empfand.
    Die Tür schwang auf. Jacquier thronte auf einer Empore, als wäre er Zuschauer eines Schauspiels und nicht Zeuge erbärmlicher Qualen.
    Neben ihm saß der König. Sein ernster Blick ruhte auf Mihály, ein kaum merkliches Nicken. Nicht unfreundlich. Nicht verurteilend. Es verlieh seinen Beinen Kraft, um den nächsten Schritt gehen zu können, und seiner Stimme Festigkeit, um ihn zu begrüßen.
    In Jacquiers Augen zu sehen, war unmöglich.
    Ermahnungen, Belehrungen. Appelle an seinen Glauben, seine Vernunft. Immer wieder brauchte er zwischen dem Schwafeln des Inquisitors das Wissen, dass Matthias Corvinus zu ihm sah.
    Besonnene Ruhe. Auch wenn sein Blick den Ernst des Momentes nicht beschönigte. Mihály zog alle Stärke daraus, die er kriegen konnte.
    Der Knecht des Scharfrichters schwappte einen Eimer Wasser über eine Bank. Frisches Blut wurde unter den Ketten und zwischen den Ritzen der Bretter fortgeschwemmt.
    Zahnräder, Kurbeln. Das dicke Seil über der Walze brachte sie in Bewegung, der Eisenhebel half, wenn die Kraft der nackten, dreckigen Arme nicht genügte.
    Hilf mir!
    Der König räusperte sich, lockte den Blick zurück zu sich und Jacquier.
    Ein Ei aus Metall. Oder war es eine Birne? Das Ding lag
    harmlos in der beringten Hand. An einem Ende steckte eine Schraube.
    Nicht vorstellen, was geschah, wenn sie benutzt wurde. Nicht daran denken, zu was dieses Instrument geschaffen worden war.
    „Wie bedauerlich, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, Szábo.“
    Wie er die gleichgültig monotone Stimme des Inquisitors hasste.
    „Deinem Vater musste dieses Instrument zur Läuterung

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