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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sagte er leise.
    Suzette hielt sich mit beiden Händen an der Porzellanschüssel fest. An der rechten Hand, direkt über dem Daumen, war ein Zwillingseinstich, als hätte man ihr spitze Bleistifte ins Fleisch gestoßen.
    Oh Gott, dachte er. Meine Schuld, meine Schuld …
    » Ich habe nicht nachgedacht«, murmelte Suzette und wischte sich den Mund ab. » Ich hab die Tür aufgemacht und nicht an Insektenspray gedacht.« Sie ließ sich auf den Boden sinken, riss Klopapier ab und schnäuzte sich. » Er kam aus dem Nichts gesprungen …« Die Hand rutschte unter ihr weg, und sie glitt auf die Fliesen. Sie hatte Mühe, den Blick zu konzentrieren.
    » Großer Gott, Suze! Ich fahre dich zu einem Arzt.«
    Sie schüttelte den Kopf. » Bett.«
    Er hob sie auf und trug sie ins Gästezimmer.
    » Ich hab dir nich wirglich geglaub …« Sie begann zu lallen.
    » Schon gut.«
    » Aba jetz … Is kein Hund …«
    » Es ist gut.« Er legte sie nieder.
    Sie nickte auf die Beißspuren an ihrer Hand. » Halsband«, flüsterte sie.
    Nicholas schüttelte den Kopf – er verstand nicht.
    » Halsband. Das ich dir gegeben …«
    Sie begann, das Bewusstsein zu verlieren.
    Nicholas rannte in sein Schlafzimmer und zog das Holunderholzhalsband aus dem Nachttisch. Die Perlen fühlten sich gut an in seiner Hand, der glänzende Stein warm und wesentlich. Er lief zurück und legte es Suzette um den Hals.
    » Du hättest es … tragn solln …« sagte sie.
    Als Nicholas ihren Kopf auf das Kissen bettete, sah er einen Blutfleck auf dem weißen Kissenbezug erscheinen.
    » Suze?«
    Keine Antwort. Sie hatte das Bewusstsein verloren. Ihr Atem ging langsam und tief. Er teilte behutsam die Haare auf ihrem Kopf und entdeckte eine blutende Stelle. Ein Büschel von ihrem Haar war mit den Wurzeln ausgerissen worden.
    Er lehnte sich mit grimmiger Miene zurück. Suzette atmete gleichmäßig. Nicholas holte Watte und Desinfektionsmittel, säuberte ihre Kopfhaut und dann die Einstiche in ihrer Hand. Da er selbst zweimal von Garnock gebissen worden war, machte er sich keine Sorgen, dass die Bisse tödlich sein könnten. Aber warum Suzette?
    Sie hat Kinder, meldete sich die Stimme in seinem Kopf. Du wusstest es, du Idiot. Und doch hast du sie bleiben lassen.
    Er spürte Zorn in sich aufwallen, Zorn auf Suzette, weil sie nicht vorsichtig gewesen war, und Zorn auf sich selbst, weil er sie hier hatte heraufkommen lassen. Am meisten Zorn verspürte er jedoch für das kleine weiße Scheißvieh, das sie beide gebissen hatte.
    Und Quill?
    Es war nicht Zorn, was er empfand, wenn er an sie dachte. Er tastete das Gefühl ab wie ein unter Papier verstecktes Geschenk. Es war etwas, das kälter und härter war; ein schwerer Stein, den man an ein Seil band und ins Wasser warf, damit er sie nach unten zog in die stillen braunen Tiefen.
    Er würde einen Plan entwerfen, sie zu töten.

17
    Pritam zog seinen Springer, um Reverend Hirds Läufer zu bedrohen.
    » Dreckiger schwarzer Bastard«, murmelte Hird und wischte seine Brille mit einem Taschentuch ab. Der alte Mann war in einen gefütterten Morgenmantel gewickelt, unter dem seine gestreifte Pyjamahose hervorlugte. Pritam sah, dass die Haut zwischen dem Saum der Hose und den braunen Pantoffeln geschwollen und straff wie ein Würstchen war und von Adern durchzogen. Hird fuhr mit seinem Läufer.
    » Ist das der Grund, warum Sie mich nie Weiß spielen lassen?«, fragte Pritam. » Damit Sie mich beschimpfen können?« Er sah, dass der weiße Läufer nun seinen einzigen verbliebenen Turm bedrohte; Hird war der überlegene Spieler. » Sie degenerierter alter Gauner.«
    Hird zuckte mit den Schultern. » Jetzt schwärzen Sie meinen guten Namen an.«
    Pritam rückte einen Bauern vor. Er sah auf die Kaminuhr – es war fast Mitternacht. Sie spielten oft bis ein Uhr oder später und besprachen dabei die Probleme der Gemeinde, die wunderlichen Einfälle der Synode: ernsthafte Themen, in belangloses Geplänkel gebettet, so bereitete der Alte den jüngeren Mann auf die Übernahme seines Postens vor.
    » Und ich fühle mich einmal mehr gezwungen, Sie darauf hinzuweisen, dass ich nicht schwarz bin. Wäre ich schwarz, wäre ich selbstverständlich stolz darauf. Aber ich bin Inder. Vom Subkontinent. Hindustani. Während Sie der unschöne Abkömmling deportierter Verbrecher sind.«
    » Touché«, sagte Hird. » Und als Reaktion auf Ihre freche Verteidigung Ihrer niedrigen Herkunft sage ich nur eins: Schach.«
    Pritam seufzte und trank einen Schluck

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