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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sich überzeugt hatte, dass sie alles dabeihatte, schraubte sie ihre Wasserflasche zu, warf sich den Rucksack über den Rücken und marschierte weiter.
    Sie war die Nacht zuvor größtenteils wach gelegen und hatte sich überlegt, wie sie die Riesenspinne töten könnte, die Miriam geholt hatte. Eindeutig war sie intelligent – oder wusste jedenfalls genug über kleine Mädchen, um ein wunderschön funkelndes Einhorn als Köder auszulegen. Sie konnte zaubern, sie hatte eine Art Zauberzeichen auf den toten Vogel gemalt, und sie beherrschte die kleinen Spinnen. Aber es gab auch die Möglichkeit, dass die große Spinne am Fenster gar nicht die entscheidende Figur war, dass sie selbst auch nur eine Stellvertreterin in der Spinnenarmee war. Es konnte eine noch größere Spinne geben, eine Riesenspinne, wie sie Sam Gamgee in Herr der Ringe bekämpft hatte, und bei diesem Gedanken zog sich ihr Magen zusammen. Natürlich konnte da im Wald auch etwas ganz anderes sein, eine Hexe oder ein Zauberer, der das Blut von Kindern trank. Unter Berücksichtigung dieser grenzenlosen Möglichkeiten verwarf Hannah ein Dutzend Waffen, von in Insektenspray getauchten Pfeilen bis Kruzifixe. Das Einzige, was alles tötete, soweit sie wusste, war Feuer. Eine Bombe wäre noch besser gewesen, aber sie wusste nicht, wie man eine Bombe baute. Feuer würde reichen müssen.
    Sie war müde.
    Von außen betrachtet schien der Wald gleichmäßig sanft zum Fluss hin abzufallen, aber wenn man in ihm war, gab es tiefe Gräben im Waldboden, und man kam nur schwer voran. Kleine aber tief eingeschnittene Bachläufe wanden sich zwischen mächtigen Baumstämmen hindurch. Manchmal ging es steil nach oben, und es war glitschig von dem dichten Teppich aus nassem Laub. Hannahs Schritte scheuchten Käfer auf, förderten fette weiße Maden zum Vorschein und ließen anderes Krabbelzeug zu neuen Unterschlupfen huschen.
    Ihre Beine waren zu kurz, als dass sie mühelos über die Wurzeln sehr, sehr alter Bäume steigen konnte, die sich wie riesige Augenbrauen aus dem schwammigen dunklen Erdreich wölbten. Bei jedem Schritt schaute sie vorsichtig, ob nicht Steine unter dem dichten Teppich nassen Laubs lauerten. Und so war sie einen steilen Hang fast ganz hinaufgeklettert, ehe sie merkte, dass ihr eine riesige Moreton-Bay-Feige genau im Weg stand. Sie war mindestens vier Meter breit, und jede ihrer Wurzeln spreizte sich noch einmal sechs, sieben Meter weit vom Stamm ab und war einen halben Meter dick. Die nächstgelegene war größer als sie selbst. Um weiterzukommen, musste sie entweder über eine dieser hohen Wurzeln steigen oder wieder zurückklettern. Sie sah auf ihre Armbanduhr, und es gab ihr einen Stich. Es war schon weit nach zwei, und sie wollte auf keinen Fall im Dunkeln hier in diesem Wald festsitzen.
    Sie folgte einer Wurzel, bis diese sich genügend verschmälert hatte, dass sie ihre Arme darumschlingen konnte. Sie hakte einen Arm darüber. Die Wurzel war kalt und feucht wie ein Fisch. Sie schwang noch ein Bein darüber, bis sie rittlings daraufsaß wie auf einem Schaukelpferd. Dann balancierte sie sich aus und begann auf der Wurzel nach unten zu rutschen, bis sie gerade noch rechtzeitig bemerkte, dass der Boden auf der anderen Seite scharf abfiel. Sie saß unbeholfen auf der abschüssigen Wurzel und wusste nicht, wie sie weiterkommen sollte.
    » Hannah?«
    Sie riss den Kopf hoch beim Klang der Stimme. Kurz erhaschte sie noch einen Blick auf den Mann von der Carmichael Road, den Mann, der dabei gewesen war, als sie in der Kirche aufwachte, dann verlor sie das Gleichgewicht und fiel.
    Sie traf mit einem Fuß auf den steilen, glatten Hang und rutschte sofort weg. Sie versuchte sich an der Wurzel festzuhalten, aber die war zu breit und glatt, und sie fand keinen Halt. Ihre Schulter wurde schmerzhaft verdreht, und sie sauste den Hang hinunter. Sträucher peitschten ihr ins Gesicht, als sie fiel, und sie riss sich Ellbogen und Knie an heimtückisch scharfem Schiefergestein auf. Sie überschlug sich zweimal, ehe sie gegen den Stamm einer umgestürzten Buche prallte. Wäre der Stamm nicht schon vor Jahrzehnten umgefallen und entsprechend morsch gewesen, hätte sie sich vielleicht einen Schädelbruch zugezogen. Doch auch so tat es noch verdammt weh, und ihre Gelenke waren übel aufgeschürft.
    Der Schmerz fuhr ihr gleichzeitig durch alle Glieder, und sie begann zu weinen. Sie versuchte es zu verhindern, aber es ging einfach nicht. Sie hörte den Mann durch das

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