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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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warfen und zusahen, wie sie von unten gefressen wurden wie glücklose Seeleute von hungrigen Kraken.
    Manchmal hatte Nicholas auch Tristram bei sich zu Gast, aber dort ließ sich weniger anfangen. Das Haus der Closes war klein, der Raum unter ihm offen zugänglich und ungeeignet für heimliche Aktivitäten wie Armeeausweise herzustellen und Eroberungspläne zu schmieden. Der einzige Ort, an dem es dunkel war, und an dem sie vor den finsteren Blicken seiner Mutter und Suzettes Neugier sicher waren, war die Garage. Aber Nicholas führte ungern jemanden dort hinein. Es war Dads Raum. Seine Werkzeuge hingen dort. Seine alten Taschen lagerten dort. In der Garage überkam ihn immer ein komisches Gefühl – Wut, Trauer und ein bisschen Einsamkeit. Er konnte sich kaum an seinen Vater erinnern, aber wenn er die dunkle Garage mit ihrem Geruch nach Schmiere und Sägespänen betrat, blitzte immer das einzig dauerhafte Bild, das er von ihm hatte, auf: ein vogelscheuchendürrer Mann, der über die weiß getünchte Werkbank gebeugt mit einer Hand eine Säge schärfte, während er mit der andern aus einer bulligen Flasche mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit darin trank; dann, als er Nicholas hörte, sah er zu ihm hinab und lächelte – die Hälfte seines Gesichts wurde von gelbem Licht erhellt, das durch das staubige Fenster fiel, die andere war so dunkel wie die von Spinnweben bedeckten Ecken der Garage – und ließ die Flasche in die Schublade der Werkbank gleiten. Nein, die Garage war kein Ort zum Spielen.
    An diesem Sonntag war Nicholas direkt nach der Kirche hinübergegangen (die Boyes gingen nicht zur Kirche – ein weiterer Beweis für ihr phantastisches Glück). Suzette hatte Shorts und T-Shirt angezogen, um ihr eigenes kleines Gartenstück zu pflegen. Sie hatte irgendwo ein altes Buch gefunden, das ihrem Vater gehört hatte, und sich dafür begeistert, winzige Samen zu pflanzen und sie zu sich kringelnden grünen Dingern hochzupäppeln. Nach einem Streit über das Fernsehprogramm hatte Nicholas einmal gedroht, ihren Garten umzugraben, und sie war total ausgerastet, hatte ihn geschlagen und geschrien, das sollte er lieber nicht wagen. Als einziger Mann im Haus mit zwei Frauen war er klug genug, es nicht zu tun. Während Suzette ihren Strohhut aufsetzte, hatte Nicholas seine Turnschuhe angezogen und seine Mutter auf die Wange geküsst und war über den Gartenzaun gesprungen.
    Er und Tristram hatten den Tag gemütlich damit begonnen, im Spieleschrank der Boyes zu stöbern. Während Nicholas und Suzette ein unvollständiges Schachspiel und einen Satz Karten hatten, besaßen die Boyes einen wahren Schatz an Unterhaltung: Bermudadreieck, Payday, Superhirn, Spiel des Lebens, Mäusefalle, Cluedo, Monopoly (die britische und die amerikanische Version), verschiedene Kartenspiele und ein Rouletterad, das laut Tristram von einem Kreuzfahrtdampfer stammte. Aber der Tag war zu strahlend schön für ein fades Brettspiel. Das Sonnenlicht brannte scharf, die Palisanderbäume ließen süße Blizzards lavendelblauer Blüten regnen, Kapuzinerkresse loderte zwischen Rosen … nein, der Tag verlangte nach Gewalt. Also bauten sie die Killer-Sprungschanzen für ihre Matchboxautos auf.
    » Weihnachten sind wir auf Fraser«, sagte Tristram und schob eine orange Plastikzunge in das Ende eines Schienenstücks. Die Jungen hatten die gesamte Vorderveranda in Beschlag genommen und die einander gegenüberliegenden Rampen beinahe fertig gestellt. An den jeweiligen Enden sorgten Küchenstühle für die nötige Höhe. Die Bahnen führten in sanfter Wölbung auf die Bodenbretter hinunter, liefen zwei Meter geradeaus und stiegen dann zu den aus Telefonbüchern und Atlanten errichteten Rampen an. Wenn sie jeweils im richtigen Moment losließen, müssten die beiden Autos in der Mitte spektakulär zusammenstoßen.
    » Aha?«
    » Du weißt nicht, wo Fraser Island ist, oder?«
    Nicholas zuckte mit den Achseln. » In deinem fetten Arsch?«
    Tristram gluckste. Die beiden Jungen hatten gerade den Spaß an Beleidigungen entdeckt, und Nicholas war der anerkannte Meister darin. Dass er nicht wusste, wo oder was Fraser war, regte ihn nicht auf, die Nachricht von dem Ausflug der Boyes hingegen schon: Wenn Tristram wegfuhr, würden die Weihnachtsferien richtig langweilig werden.
    Nun zog Tristram sein Ass. » Dad mietet einen Land Rover.«
    » Einen Land Rover. Wirklich?« Nicholas konnte seine Aufregung nicht verhehlen. In Land Rovern raste der SAS in die Schlacht.

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