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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Summen der Betriebsamkeit.
    Auf halbem Weg zurück im Flur, begannen sich die Wände stark zu neigen, und Nicholas kam ins Stolpern. Als er sich wieder gefangen hatte, fielen zwei dicke Schweißtropfen auf den Holzboden. Er fieberte.
    Er holte sich Kleidung zum Wechseln und ging ins Bad. In der untersten Schublade des Badezimmerschränkchens fand er eine halbleere Schachtel Aspirin, warf sich vier Stück in den Mund und spürte sie auf der Zunge sprudeln. Dann zog er sich aus und stellte die Dusche an.
    Beim Duschen zerkaute er die Tabletten, nahm einen halben Mund voll Wasser auf und schluckte die bittere Brühe. Seine Augen glitten zu seinem rechten Fuß und der Narbe hinunter: eine kaum erkennbare Linie hellerer Haut, wo sein sechster Zeh entfernt worden war.
    Von seinem ersten Job nach der Schule – Spüler im Kookaburra Grill – hatte er jeden Cent für die Operation seiner Wahl gespart, und ein glücklich erlangter Auftrag, das Logo einer neuen Kette von Werkstätten zum Auswuchten von Autoreifen zu entwerfen, hatte seine Kriegskasse auf die erforderlichen dreitausend Dollar aufgestockt. Er hatte sich zu der ambulanten Operation angemeldet und das störende Anhängsel entfernen lassen, hatte sich eine Woche Genesung gegönnt und war dann ins Lord Regent Hotel gegangen, um sich ein Mädchen zu suchen, an das er seine Unschuld verlieren konnte. Seine Wahl war auf Pauline McClearly gefallen, die sich bald unbefriedigt zeigen sollte. Doch jedes Mal wenn er in den siebzehn Jahren seither gebadet oder geduscht hatte, war sein Blick wie magisch angezogen auf den rechten Fuß gefallen, um sich zu vergewissern, dass die grässliche Missbildung nicht heimlich nachgewachsen war.
    Beim Blick auf die unregelmäßige weiße Linie kam ihm das Bild heller Narben in dunklem Holz in den Sinn: die mit einer Messerklinge in den Schaft von Gavins Gewehr gekratzte Markierung. Warum hatte er sie vor Suzette versteckt? Und warum hatte er ihr nicht erzählt, dass dieselbe Markierung auf dem Türstock des Gesundheitskostladens mit derjenigen auf dem geflochtenen Kopf des toten Vogels identisch war? Etwas hatte ihn davon abgehalten. Jetzt, unter dem dampfenden Wasser und da das Aspirin zu wirken begann, wurde ihm klar, was es gewesen war. Sie hat Kinder. Suzette etwas davon zu erzählen, konnte die latente Gefahr, die von dem Zeichen ausging, irgendwie näher zu Nelson und Quincy bringen.
    Nicholas stellte die Wasserhähne ab.
    Nun besaß er ein neues Puzzleteil, eine Information, die er in den modrigen Koffern seines Vaters in der Garage ausgegraben hatte. Er hatte Suzette von dem Kind erzählen wollen, das 1964 verschwunden war, als er ins Haus gekommen war, aber jetzt war er froh, dass sie weggegangen war.
    Sag ihr nichts. Besser sie weiß nichts. Halt sie von jeder Gefahr fern und schick sie wieder nach Hause.
    Als er sich abtrocknete, begann sein Kopf wieder zu pochen. Vermisste Kinder. Tote Kinder. Geständige Mörder. Tote Mörder. Ein seltsames Zeichen. Eine seltsame Nachricht. Er hat den Vogel berührt, aber eigentlich warst du gemeint.
    Als Nicholas angekleidet war, hatte er einen Plan.
    Er würde in Erfahrung bringen, wann Gavin Boye beerdigt werden sollte.
    Suzette winkte einem jungen Kellner mit einem sehr hübschen Hintern und bestellte einen dritten großen Espresso mit heißer Milch extra.
    Ein Notizblock mit einer Seite voller frisch geschriebener Notizen lag offen vor ihr und daneben ein Stapel gehefteter Kostenvoranschläge, mit zahlreichen Anmerkungen von ihr an den Rändern, die nun alle durchgestrichen waren. Mit einer Hand klickte sie Icons auf ihrem Laptop an, verkleinerte ihr Adressbuch, rief ihren Posteingang wieder auf, öffnete eine Tabellenkalkulation, markierte Tage in ihrem Kalender. In der anderen Hand hielt sie ihr Handy; sie hatte Ola am Apparat, ihre persönliche Assistentin, eine untersetzte und unattraktive junge Frau, mit einer Stimme, die so hübsch war, wie es ihr Gesicht nicht war. Es war Olas Telefonstimme und ihr Geschick im Sortieren von Post gewesen, die ihr den Job eingebracht hatten.
    Suzette war zufrieden. In den letzten anderthalb Stunden hatte sie fast die Arbeit eines ganzen Tages erledigt und mit den starken Kaffees die Spuren des grässlichen Haferbreis ihrer Mutter größtenteils von ihrer Zunge getilgt. Sie bat Ola, ein Angebot an ein paar Architekturbüros zu schicken, und versicherte, sie würde in ein, zwei Tagen wieder in Sydney sein. Dann rief sie zu Hause an. Bryan meldete

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