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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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verstehe es zwar nicht ganz, aber es ist nur logisch, dass sie so etwas benutzt.«
    Nicholas hielt den Blick gesenkt. Er spürte, dass Suzette ihn ansah.
    » Was ist?«, sagte sie.
    » Quills Tür ist nicht der einzige Ort, wo ich das Zeichen gesehen habe.«
    » Wo noch?«, fragte sie. » Nicky?«
    Er erzählte ihr von den toten Vögeln mit ihren makabren falschen Köpfen aus geflochtenen Zweigen. Und er erzählte ihr von dem Zeichen an Gavins Gewehr.
    » Verdammter Blödmann«, sagte sie und sah ihn an. » Aber ich bin froh, dass du es jetzt erzählt hast. Besser zu spät als nie.«
    Beide schwiegen eine Weile. Der Regen auf dem Dach wurde noch drängender. Der Kompressor des Kühlschranks tuckerte plötzlich los, und Suzette fuhr zusammen.
    » Alles okay, Suze?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. » Ich glaube, ich habe ziemliche Angst.«
    Nicholas nickte. » Genau deshalb wollte ich dir nichts erzählen.«
    Er sah auf die Uhr. Es war fast sieben.
    Suzette zog ihr Handy hervor. » Wo ist dein Telefonbuch? Ich sage meinen Flug ab.« Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Widerspruch zu. Er holte ihr ein abgegriffenes Exemplar des Branchenbuchs.
    » Okay«, sagte er und legte es vor sie hin. » Und dann gibt es da jemanden, den wir, glaube ich, besuchen sollten.«
    Die anglikanische Kirche kauerte düster an der Straßenecke wie ein riesiger uralter Jagdhund: schlank, wie gemeißelt und würdevoll wie Dolmensteine. Gegenüber stand Nicholas’ Mietwagen. Die Fenster waren beschlagen; Nicholas und Suzette hatten sich seit zehn Minuten darin gestritten.
    » Wie? Ganz einfach!«, sagte Nicholas. » Wir sagen ihm einfach, wir wollen die Bücher sehen.«
    » Er ist ein Pfarrer, du Genie«, schnaubte Suzette. » Er wird uns für verrückt halten.«
    » Reverend«, korrigierte Nicholas.
    » Er glaubt nicht, was wir glauben.«
    » Er wird es glauben, wenn er die Bilder sieht.«
    » Nicholas«, sagte sie, » er hat Mrs. Quill vielleicht nie gesehen. Es ist rein unsere Behauptung, dass sie aussieht wie diese Bretherton, die, wie ich betonen muss, für diese Kirche bezahlt hat! Wer weiß, vielleicht ist sie eine verdammte Heilige!«
    Nicholas zuckte mit den Achseln – na und?
    » Und während ich weiß, dass ich als Kind Tristrams Geist gesehen habe«, fuhr Suzette fort, » würden zehn von zehn Leuten meinen, dass ich mir eingebildet habe, seinen Geist gesehen zu haben, weil ich in ihn verknallt gewesen war. Wunschdenken.«
    Nicholas schnaubte. » Ich sehe die ganze Zeit Geister. Das ist alles andere als Wunschdenken.«
    Suzette sah ihn ungeduldig an.
    » Deine Frau ist gestorben, Nicholas. Überleg mal.«
    Nicholas öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber dann begriff er. Meine Frau ist gestorben. Die Leute verziehen einem vieles, wenn sie das hörten. Aber sie unterstellten auch vieles. Sie unterstellten, dass man ein wenig irrational war. Ein wenig aus der Bahn geworfen. Und irrationale, aus der Bahn geworfene Menschen geben keine guten Zeugen ab.
    Als Suzette sah, dass er verstand, worauf sie hinauswollte, sprach sie ruhig weiter. » Wir haben eine Kette von zufälligen Ereignissen vorzuweisen, die schlicht zu nichts führt, wenn man nicht an Geister glaubt.«
    Er rutschte im Sitz umher. Auf der anderen Straßenseite erhob sich die Silhouette der Kirche wie ein Fels. Und in ihr befanden sich Quills Grüne Männer, die seltsamen, halb menschlichen Gesichter mit den im Dunkeln liegenden, geschnitzten Augen. Es war ihre Kirche.
    » Sie bringt Kinder um«, flüsterte er.
    » Ja, das glaube ich auch.«
    » Damit sie länger leben kann. Und – weiß der Himmel warum – damit niemand in diesen Wald geht.«
    Suzette fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. » Ja, auch das glaube ich.«
    » Warum sollte sie also eine Kirche bauen?«
    Suzette verdrehte die Augen. Sie waren mit ihrem Streit wieder am Anfang angelangt.
    » Ich weiß es nicht!«
    » Und wie anders sollen wir es herausfinden, als dass wir die Leute fragen, die die Kirche leiten?«
    Sie sahen einander an. Die Situation schien sich nicht von den Auseinandersetzungen zu unterscheiden, die sie als Kinder gehabt hatten: er schimpfend, wütend über ihre Leidenschaftslosigkeit; sie jeden seiner Punkte mit ruhiger Logik konternd. Regen trommelte beharrlich auf die Motorhaube.
    » Wir erzählen ihm, wir lieben Tallong und wollen … ich weiß nicht, eine Art historischen Newsletter über die Gemeinde machen«, sagte Nicholas.
    Suzette sah ihren Bruder lange an.
    » Das ist

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