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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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können Ihnen nicht sagen, wieso wir hier sind«, entgegnete Nicholas.
    Pritam fühlte die Adern in seinen Schläfen pochen.
    » Wieso nicht?«
    » Sie würden uns nicht glauben.«
    » Ihm nicht glauben«, stellte Suzette klar und zeigte auf Nicholas. » Ich hielt es von vornherein für keine gute Idee, Sie mit unseren … Mutmaßungen zu belästigen.«
    Pritam betrachtete sie beide.
    » Draußen ist es heute Abend ziemlich unwirtlich. Und keiner von Ihnen – verzeihen Sie mir die Unterstellung – sieht mir danach aus, als würde er die höfliche Gesellschaft eines indischen Geistlichen einem Fernsehabend auf dem Sofa vorziehen. Die Sache ist also irgendwie wichtig, hab ich Recht?«
    Nicholas begegnete Pritams Blick und nickte.
    Pritam neigte den Kopf.
    » Und hat es etwas mit Gavin Boyes Selbstmord zu tun?«
    Nicholas und Suzette wechselten einen Blick. Nicholas nickte abermals. » Und mit Eleanor Bretherton«, sagte er.
    Pritam atmete geräuschvoll aus und kniff sich in den Nasenrücken. Das Kodein begann zu wirken, war aber noch weit davon entfernt, ihn umgänglicher zu machen. Er rutschte in seinem Sessel umher und wollte sich einfach nicht wohl fühlen.
    » Wussten Sie, dass man mir ein Rhodes-Stipendium angeboten hatte?«, fragte er. » Ich bin also kein Idiot. Gut, ich habe dann hier das Priesterseminar besucht, anstatt nach Oxford zu gehen, manche Leute würden also wohl behaupten, das mache mich sehr wohl zu einem Idioten. Aber egal, ich kann mir beim besten Willen keine Verbindung zwischen Gavin Boye und einer vor langer Zeit verstorbenen Gönnerin dieser Kirche vorstellen.«
    » Ja«, seufzte Nicholas. » Und ich fürchte, die Verbindung, von der ich Ihnen gleich erzählen werde, wird Ihnen überhaupt nicht gefallen.«
    Pritam lächelte. » Einer der Lieblingssprüche meines Vaters lautete: Wenn ein Elefant in Schwierigkeiten ist, wird ihn selbst ein Frosch treten. Sie mein Freund«, er zeigte auf Nicholas, » sehen aus, als wären Sie in mindestens zehn verschiedenen Schwierigkeiten. Ich schlage also vor, Sie lassen es darauf ankommen.«
    Nicholas sah Suzette an. Pritam beobachtete, wie sie den Kopf schüttelte. Nicholas beachtete sie nicht.
    » Seit mindestens hundertzwanzig Jahren«, begann er, » ist etwa alle zwanzig Jahre ein Kind von hier – ein Kind aus Tallong oder der Umgebung – ermordet worden.«
    Pritam forderte ihn mit einem Kopfnicken auf fortzufahren.
    » Das vorletzte Opfer war ein Kindheitsfreund von uns, Tristram Boye«, fuhr Nicholas fort. » Gavins Bruder. Er wurde 1982 getötet. Tris wurde in den Wald an der Carmichael Road gejagt, aber ein paar Meilen entfernt mit …« Nicholas fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen » … durchschnittener Kehle aufgefunden. Das letzte ermordete Kind war der kleine Dylan Thomas. Auch ihm hatte man die Kehle aufgeschlitzt.«
    Pritam sagte nichts, sondern sah seine Gäste nur aufmerksam an. Suzette durchbrach das Schweigen
    » Wir glauben, dass die Morde zusammenhängen«, sagte sie.
    Pritams Augen wurden schmal. » Welche?«
    » Alle«, antwortete Nicholas.
    Pritam hörte auf, sich in seinem Sessel zu bewegen.
    » Über einen Zeitraum von hundertzwanzig Jahren?«
    Nicholas nickte. » Oder länger. Vielleicht hundertfünfzig.«
    » Wir sollten besser gehen«, sagte Suzette.
    Nicholas schüttelte den Kopf.
    Pritam runzelte die Stirn. Die Sache mit den Morden war ihm neu, eine unerfreuliche Überraschung. Seit seiner Ankunft in Tallong hatte er dieses als hübsche, gastfreundliche und leicht langweilige Stadt kennen gelernt. Und jetzt die Behauptung, die Morde seien keine Kette zufälliger Ereignisse, sondern stünden in einem Zusammenhang … Vor ein paar Tagen hätte er das alles vielleicht noch mit einem Lachen abgetan. Aber sein schmerzender Kopf und die düstere Stimmung, in der er seit dem Abend allein in der Kirche war, hatten ihm gänzlich den Humor geraubt.
    » Reden Sie von … Wollen Sie andeuten, dass es sich um Ritualmorde handelt?«
    Nicholas beobachtete ihn aufmerksam.
    » So etwas Ähnliches«, antwortete er.
    Pritam nickte und starrte gedankenverloren zu Boden. Das Ticken der Kaminuhr klang plötzlich sehr laut. » Bitte seien Sie bei der Beantwortung meiner nächsten Frage sehr vorsichtig«, sagte er. » Wollen Sie außerdem andeuten, es gäbe einen Zusammenhang zwischen all diesen Morden und unserer Kirche hier?«
    Er bemerkte, dass er die Sessellehnen fest umklammerte und blickte zu seinen Gästen auf. Sie hatten es

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