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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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beide ebenfalls bemerkt.
    » Nein«, sagte Nicholas langsam. » Es gibt einen mit ihr.« Er wies mit einem Kopfnicken auf das Foto ganz links. Es zeigte den lächelnden Reverend de Witt neben Eleanor Bretherton bei der Grundsteinlegung der Kirche.
    Pritam spürte seine Kopfschmerzen zurückkehren wie eine Springflut und schloss die Augen vor Schmerz.
    » Pritam?«, fragte Nicholas.
    » Es tut mir leid«, sagte der Geistliche und stand auf. » Das ist mir heute Abend alles ein bisschen zu phantastisch. Vielleicht …« Er deutete zur Tür.
    » Lassen Sie uns zu Ende erzählen, Herrgott noch mal.«
    Pritam erbleichte bei der Gotteslästerung.
    » Gehen wir«, sagte Suzette mit Nachdruck und fasste ihren Bruder am Arm. » Vielleicht ein andermal, Reverend.«
    Nicholas schüttelte sie ab.
    » Pritam, wir wissen, das klingt alles ziemlich überspannt, aber wenn Sie uns einfach Ihr Archiv durchsehen lassen …«
    Pritam stellte fest, wie sich seine Stimme, auf der unerwünschten Welle des Kopfwehs reitend, hob und konnte nichts dagegen tun. » Nicholas, Sie deuten hier etwas von Kultmorden an, Sie deuten an, etwas könnte vertuscht werden. Das ist beleidigend für meine Gemeinde, es ist beleidigend für Reverend Hird, und es ist beleidigend für mich.«
    » Ihr Reverend und seine Gemeinde interessieren mich einen feuchten Dreck«, sagte Nicholas. Er stieß den Zeigefinger auf das Foto von Eleanor Bretherton. » Es geht um sie!«
    Suzette zerrte Nicholas aus seinem Sessel und zog ihn in Richtung Tür.
    » Es tut uns leid«, sagte sie.
    » Mir tut nichts leid«, brauste Nicholas auf und sah Pritam durchdringend an. » Vielleicht wird ja tatsächlich etwas vertuscht.«
    Pritam sah die Wildheit in Nicholas’ Augen. Kann sein, dass ich mich geirrt habe, dachte er. Vielleicht ist er doch auf Drogen.
    Suzette stieß die Tür auf, schleifte Nicholas in den Nieselregen hinaus und zischte ihrem Bruder unverständliche Worte zu.
    » Nein, es ist ein gottverdammter Witz«, erregte sich der.
    » Gute Nacht«, sagte Pritam. Sein Blick war hart.
    » Entschuldigung«, sagte Suzette und wollte die Tür schließen.
    Nicholas schien etwas einzufallen, er entwand sich erneut ihrem Griff und stellte einen Fuß in die Tür.
    » Bitte, Nicholas …«, begann Pritam und ging müde auf ihn zu.
    » Eine letzte Frage, dann gehe ich.«
    Pritam zögerte einen Moment, dann fuchtelte er mit der Hand – na gut.
    » Wie lange ist Hird schon in Tallong?«
    Pritam atmete durch und schüttelte den Kopf. » Dreißig Jahre oder länger.«
    Nicholas nickte, seine Augen strahlten. Pritam konnte den angenehmen jungen Mann wiedererkennen, der beim Anblick des Grünen Manns so entsetzt ausgesehen hatte.
    » Dann bringen Sie Hird dazu, dass er sich das Foto von Mrs. Bretherton ansieht. Fragen Sie ihn, ob er sich an eine Näherin namens Mrs. Quill erinnert. Werden Sie das tun?«
    Pritam sah Nicholas lange an. Er war bestimmt ein netter Kerl, aber er schien am Rand eines sehr düsteren Abgrunds zu stehen.
    » Sie sollten sich überlegen, professionelle Hilfe zur Trauerbewältigung in Anspruch zu nehmen, Nicholas.«
    Aus irgendeinem Grund stieß Nicholas ein bellendes Lachen aus und zog seinen Fuß zurück.
    Pritam schloss die Tür mit einem lauten, satten Klicken. Draußen sich entfernende Schritte und das brandungsartige Plätschern des Regens. Schon schienen seine Kopfschmerzen nachzulassen.
    Er ging ans Fenster und zog den schweren Gobelinvorhang zurück. Auf der andern Seite der vom Regen glänzenden Straße eilten Bruder und Schwester zu ihrem Wagen. Er hörte, wie sich die Türen schlossen, dann wurde der Wagen angelassen und fuhr los. Bald waren sein Atem, das Ticken der Uhr und das leise Klackern des Heizelements die einzigen Geräusche.
    Pritam holte tief Luft und ging zu der Fotografie des Right Reverend de Witt und Eleanor Brethertons bei der Grundsteinlegung. Das Foto hatte ihn beunruhigt, seit er es zum ersten Mal erblickt hatte. Er hatte immer angenommen, der Grund dafür sei, dass die nun so massive und reale Kirche auf dem Bild nur eine Platte war; das alte Bild zu betrachten war, als sähe man ein Autopsiebild eines guten Bekannten. Doch nun, da er sich auf den strengen Blick konzentrierte, den Eleanor Bretherton durch das Glas und durch hundertdreißig Jahre zu ihm zurückschickte, erkannte Pritam, dass er sich möglicherweise geirrt hatte. Der Grund, warum ihn das Foto beunruhigte, war sie.
    Er tadelte sich selbst. Nicholas Close hatte ein Trauma

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