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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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seiner Modelleisenbahnausstellung angekommen war. Suzette drehte den alten Originalausschnitt vorsichtig in den Fingern.
    » Woher stammt der?«
    » Aus Dads Koffer.«
    Sie blinzelte ihn an. » Dad … Dad wusste Bescheid?«
    Nicholas schüttelte den Kopf, wie um zu sagen, er sei auch nicht schlauer als sie.
    Draußen wurde der Regen stärker. Sie schwiegen lange. Schließlich sprach Suzette.
    » Eine Menge Kinder«, flüsterte sie.
    Nicholas nickte. » Hast du jemals von solchen … Bist du bei der Lektüre von deinem Hexenquatsch jemals auf solche Dinge gestoßen?«
    Sie warf ihm rasch einen finsteren Blick zu, dann holte sie tief Luft und sammelte ihre Gedanken.
    » Blut ist eine Zutat für einige der stärksten Zauber«, erklärte sie. » Blut ist das einzige Element, das manchen Zaubern genügt. Einigen sehr … extremen Zaubern.«
    Blut ist das einzige Opfer, das den Herrn zufrieden stellt.
    Nicholas lief eine Gänsehaut über die Arme. Suzettes Worte ähnelten erschreckend dem Ausbruch von Mrs. Boye in der Kirche.
    » Wie zum Beispiel, dass man hundertfünfzig Jahre lang am Leben bleibt?«, fragte er. Es hatte wie ein Scherz klingen sollen, aber die Worte hingen gewichtig zwischen ihnen.
    Suzette schlang die Arme um den Körper. » Ja«, sagte sie und sah Nicholas an. » Quill hat sich in einem ruhigen Laden im Zentrum einer ruhigen Arbeitersiedlung eingerichtet, wo sie alles beobachten konnte. Schauen, welche Familien Kinder hatten. Erfahren, wer wo wohnte, wer glücklich war, wer allein war. Geduldig unscheinbare Fragen stellen. Pläne schmieden.«
    » Wie eine Spinne in ihrem Netz«, sagte er.
    Der Vergleich war ihm leicht über die Lippen gekommen, aber er traf sie beide wie ein Fausthieb. Genau das war sie gewesen. Ein hungrig in ihrem Ausguck sitzendes Ding, immer aufmerksam beobachtend, Fäden spinnend, wartend und …
    » Und …« Suzette schien sich gegen den nächsten logischen Schritt zu sträuben.
    » Und Kinder tötend«, sagte Nicholas.
    » Ja«, stimmte sie leise zu.
    Draußen war es Nacht geworden. Straßenlaternen verwandelten Tropfen, die am Fenster herabliefen, in langsam absinkende Diamanten.
    » Ich verstehe die Zusammenhänge nicht. Die Kirche? Der Wald?«
    Suzette schüttelte den Kopf. Sie verstand sie ebenso wenig.
    » Und die Männer«, sagte sie. » Die Männer, die die Morde gestanden haben? Teale. Guyatt. Vielleicht noch andere. Sie muss Wege gefunden haben, sie zu beeinflussen.«
    Nicholas dachte daran, wie er in die hungrige Handfläche der alten Frau abgegangen war, und bei der Erinnerung wurde ihm übel.
    » Da ist noch etwas, das ich dir nicht erzählt habe«, sagte er. Langsam, vorsichtig berichtete er, wie er der alten Frau im Wald begegnet war, wie ihr Hund Garnock ihn gebissen hatte, wie sich der freundliche Schleier aufgelöst, der Wald sich als düsterer denn je und der Hund Garnock als die größte Spinne offenbart hatte, die er je gesehen hatte. Wie er dann vor der Hütte der Alten aufgewacht war, und wie sie in seine Hose gegriffen, ihn gemolken und seinen Erguss in einem Glas aufbewahrt hatte. Er hatte vor seiner Schwester noch nie über sexuelle Dinge gesprochen und kam sich idiotisch vor, weil er am Ende errötete wie ein Pubertierender. Er sah zu Suzette auf.
    Sie war bleich wie der Stapel Papier vor ihr.
    » Spinne?«, flüsterte sie.
    Er nickte und sah, wie sie zu Boden blickte, und er erwartete, dass sie jeden Moment laut lachen und seine Erzählung als Gefasel bezeichnen würde. Doch stattdessen beugte sie sich vor, blätterte erneut die Fotos durch und zog das Bild einer unscharfen Victoria Sedgely vor ihrem Süßwarenladen mit dem kleinen weißen Hund auf dem Arm hervor. Sie betrachtete das Bild lange.
    » Was will sie?«, flüsterte sie für sich. Sie sah Nicholas an. » Warst du einmal in dem Gesundheitskostladen?«
    Nicholas rief sich das hübsche Mädchen mit dem ungezwungenen Lächeln in Erinnerung. Rowena. Zwischen ihr und der feuersteingesichtigen Bretherton oder der lauernden alten Hexe Quill bestand keinerlei Ähnlichkeit. Deshalb kam ihm die Lüge leicht über die Lippen.
    » Nein.«
    Suzette sah ihn einige Augenblicke lang an und nickte dann wieder. » Wir sollten irgendwann hingehen«, sagte sie. » Zusammen.«
    » Sicher«, stimmte er zu. Er bereute seine Lüge bereits, beschloss aber, sich später damit zu beschäftigen.
    » Die Rune macht auf jeden Fall Sinn«, fuhr Suzette fort. » Das Zeichen an Quills Tür – die Blutrune, Thurisaz. Ich

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