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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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letzten beiden Jahrzehnten wurden die Winden und Räder in ihrer Beschaffenheit verbessert, sodass sie nicht mehr so furchtbar quietschen und ächzen und Eure empfindlichen Elbensinne daher geschont werden, Lirandil.«
    » Das freut mich zu hören«, murmelte der Fährtensucher, der dieser Ankündigung jedoch nicht so recht zu trauen schien, denn der Ausdruck in seinem Gesicht kündete von Zweifel.
    Dennoch betrat er mit den anderen die Holzkabine. Hauptmann Grelvus wandte sich zuvor noch an einen Diener, der einen Mechanismus mit allerlei Rädern und Hebeln zu bedienen hatte, durch den die Seilzüge mittels Gewichten in Gang gesetzt wurden. Er wechselte mit dem Diener ein paar Worte, die Arvan nicht verstand. Anschließend betrat der Hauptmann als Letzter die Kabine, die groß genug war, dass außer Lirandil, Arvan und den Halblingen sogar noch ein halbes Dutzend Wachsoldaten darin Platz fanden.
    » Ich habe Geschichten gehört, dass sich der Waldkönig mitsamt seinem Kriegselefanten in Aufzügen bis ins höchste Stockwerk des Turms emporziehen lässt«, raunte Borro. » Aber ich konnte und wollte das nicht glauben.«
    » Diese Geschichten sind auch übertrieben«, sagte Lirandil. » Allerdings habe ich selbst schon gesehen, wie Männer mitsamt ihren Pferden in die oberen Stockwerke des Hexagonturms gehievt wurden.«
    » Es ist wie Magie«, murmelte Arvan über die Maßen erstaunt.
    » Es ist nur die Ausnutzung bestimmter Naturgesetze«, widersprach Lirandil. » Aber ich gebe zu, dass man das leicht miteinander verwechseln kann.« Der Fährtensucher wandte sich an Hauptmann Grelvus. » Ich habe im Hafen einige Schiffe gesehen, die wie Galeeren aus Beiderland aussehen. Erprobt König Haraban neuerdings wendigere Schiffstypen, mit denen man auch in den Langen Fjord gelangen könnte?«
    » Ihr seid ein aufmerksamer Beobachter«, sagte Grelvus. » Es liegen tatsächlich beiderländische Galeeren im Hafen. König Candric XIII . von Aladar weilt seit ein paar Wochen zu Verhandlungen am Hof unseres Herrschers.«
    » Dann geht die Saat meiner diplomatischen Bemühungen nach all den Jahren doch noch auf«, murmelte Lirandil.
    » Ganz im Vertrauen«, verriet ihm Hauptmann Grelvus, » bisweilen geht es ziemlich undiplomatisch unter den hohen Herrschaften zu.«

Die Audienz
    Für Arvans Gefühl dauerte es recht lange, bis sie schließlich jenes Stockwerk des Turms erreichten, in dem sich König Harbans Audienzsaal befand. Aber Grelvus hatte nicht zu viel versprochen, denn von dem Mechanismus der Seilzüge war abgesehen von einem leisen ächzenden Geräusch tatsächlich nichts zu hören gewesen.
    Arvan war überrascht, als sie in einen lichtdurchfluteten Raum geführt wurden. Durch hohe, mit bunten Gläsern verkleidete Fenster strahlte die Sonne. Arvan erkannte schon an der Art, wie die Scheiben eingesetzt waren, die Arbeit von Halblingglasbrennern. Die verwendeten nämlich eine Mischung genau jener Baumharze, aus denen auch die Magische Essenz gewonnen wurde, um die Fenster abzudichten. Auch von der Essenz des Baumsaftes ging so ein grünlicher Schimmer aus.
    Durch die zumeist grünen und blauen Scheiben hatte man einen Blick über die gewaltige Stadt, die den Hof des Waldkönigs umgab und deren einzelne Viertel durch Mauern voneinander abgetrennt waren, und man sah den Hafen mit den Galeeren aus Beiderland. Arvan reckte sich und erblickte auch die Gehege für die Kriegselefanten im Westen der Stadt.
    An ein großes Tor im Nordwesten schloss sich eine gepflasterte Straße an, die so breit war, dass auf ihr gewiss zehn Kriegselefanten nebeneinander hergehen konnten. Es handelte sich dabei um die » Straße der Krieger«, wie Arvan wusste, die größte befestigte Straße von ganz Athranor, geschaffen aus miteinander vernuteten Hölzern der Riesenbäume. Sie führte vom Hof des Waldkönigs über die Mittelfeste bis zum Valdanischen Hafen an der Bucht von Ambalor. Vor über tausend Jahren hatte Haraban sie errichten lassen, und viele, die sie sahen, konnten sich nur schwerlich vorstellen, dass dies ohne die Hilfe von Magie geschehen sein sollte.
    Auf keiner Straße in ganz Athranor konnten Pferdegespanne schneller fahren, und einmal im Jahr fand darauf auch das berühmte Rennen der Kriegselefanten zu Ehren des Waldkönigs statt. Zudem bildete diese fünfhundert Meilen lange Straße die Grenze der Provinzen Altvaldanien und Mittelvaldanische Mark.
    Wie eine gerade Linie zog sie sich bis zum Horizont, und die Pferdewagen, Eselskarren

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