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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und Lastelefanten wirkten darauf wie schwer beladene Ameisen, während sie unablässig Waren zum Hof des Waldkönigs brachten oder diese zur Küste transportierten.
    Arvan hatte schon viel über die Straße der Krieger gehört. Die Wirklichkeit aber übertraf seine kühnsten Vorstellungen.
    Verliere dich nicht in diesem Blick, erreichte ihn auf einmal ein Gedanke, und erst da bemerkte Arvan, dass die anderen schon ein Stück weitergegangen waren, während er bei der gläsernen Fensterfront stehen geblieben war. Ein Wachmann wartete stumm auf ihn. Er beeilte sich, die anderen wieder einzuholen.
    » Du kannst hier nicht herumträumen«, raunte ihm Zalea zu und benutzte dabei gegen ihre Gewohnheit die Sprache der Halblinge. Offenbar wollte sie nicht, dass Hauptmann Grelvus und die Wachen ihre Bemerkung mitbekamen.
    Man führte sie zu einer hohen zweiflügeligen Tür. Ein halbes Dutzend Söldner war davor postiert, je zur Hälfte Oger und Menschen, und zudem ein hagerer Mann in der Livree der Dienerschaft. Der trug ein ärmelloses Wams und darunter ein grüngestreiftes Hemd, auf dessen Ärmel in Schulterhöhe der Schriftzug Er dient Haraban, dem Immerwährenden Herrscher aufgestickt war, und das in so filigran verschnörkelten Ligaturen, dass Arvan auch in diesem Fall die Kunstfertigkeit von Halblingen erkannte.
    Worüber der Diener mit Hauptmann Grelvus sprach, konnte Arvan nicht verstehen, denn beide Männer flüsterten, doch sie richteten mehrmals den Blick auf seine Füße.
    Schließlich trat der Diener auf Arvan zu und sagte. » Ich werde Euch Fußkleider holen lassen, die dem Anlass angemessen sind.«
    » Damit werden wir keine Zeit vergeuden«, schritt Lirandil ein, der vermutlich die Unterhaltung der beiden Männer mitgehört hatte, so leise sie auch geführt worden war. » Euer König hat schon oft Halblinge als Kanzler beschäftigt, und neulich soll er sogar einen Halbling zu seinem obersten Feldherrn ernannt haben. Da wird ihn mein barfüßiges Gefolge nicht weiter stören, zumal sie alle peinlich genau darauf geachtet haben, auf den Straßen eurer Stadt nicht in den Unrat der Elefanten zu treten.«
    Arvan war überaus erstaunt. Bisher hatte er noch nicht erlebt, dass sich Lirandil so ereifern konnte. Ungewöhnlich war vor allem, wie sehr der ansonsten so gelassene Fährtensucher zur Eile drängte.
    » Verzeiht, werter Lirandil«, sagte Hauptmann Grelvus. » Dass Halblinge ihre Füße nicht bekleiden, daran hat sich selbst die Hofetikette gewöhnt…«
    » Na, seht Ihr.«
    » Aber dieser junge Mann dort ist kein Halbling.«
    » Er ist unter Halblingen aufgewachsen, die ihn an Sohnes statt aufzogen«, erklärte Lirandil. » Hat der Sohn eines Halblings nicht das gleiche Recht auf Barfüßigkeit wie ein Halbling?«
    » Nun…« Hauptmann Grelvus tauschte einen unsicheren Blick mit dem Diener, der mit den Schultern zuckte.
    » Na also«, sagte Lirandil, als wäre das Schulterzucken des Dieners eine Zustimmung seiner Worte. Offenbar wollte er keinen Augenblick länger warten.
    Er schritt voran, und als ihm die Wachen den Weg versperren wollten, breitete er die Arme aus, hielt den Menschen und Ogern die Handflächen entgegen und murmelte eine Formel, woraufhin sie stehen blieben, als wären sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen.
    Im nächsten Moment hatte Lirandil bereits die Tür erreicht und stieß sie auf, nicht nur einen Flügel, sondern beide zugleich. Die Kraft, die dafür vonnöten war, hätte man dem schlanken Fährtensucher gar nicht zugetraut.
    Mit weit ausholenden Schritten trat er in den Thronsaal. Arvan und die Halblinge folgten ihm, und Hauptmann Grelvus und dem Diener blieb nichts anderes übrig, als es ihnen gleichzutun.
    Der Thronsaal des Waldkönigs war ebenso lichtdurchflutet wie die Vorhalle, nur hatten die Gläser, mit denen die Fenster verkleidet waren, eine andere Farbe; sie waren allesamt in Gelb- und Brauntönen gehalten.
    Von den Dachsteven hingen an nahezu unsichtbaren Fäden Steine, die das einfallende Sonnenlicht einfingen und mit größerer Leuchtkraft wieder abstrahlten. Sie funkelten prachtvoll, und Arvan fühlte sich an das in der Sonne glitzernde Meer erinnert, eines der Bilder, die seit der Geistverschmelzung mit Lirandil in seinem Kopf umhergeisterten.
    Eine lange Festtafel stand in der Mitte des Thronsaals, und alles war so arrangiert, dass das Licht der Fenster auf den aus Edelhölzern gefertigten Tisch fiel, ohne dabei diejenigen zu blenden, die daran Platz genommen

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