Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
den Leib des Wolfsmenschen.
» Danke!«, keuchte Dalmon, doch der Ork konnte ihn vermutlich gar nicht hören, zu ohrenbetäubend war der Kampfeslärm. Rhomroor lief an seiner Hornechse vorbei, die wie Dalmons Pferd durch Feindbeschuss getötet worden war, und stürmte einem Wolfskrieger entgegen, wich dessen sensenartiger Klinge aus und trennte ihm mit einem aufwärts geführten Hieb des Singenden Schwertes den Arm ab. Ein zweiter und dritter Hieb zerstückelte den Wolfsmenschen förmlich.
Dann fasste Rhomroor sein Schwert erneut mit beiden Händen und stieß seinen Kampfruf aus, was die Klinge zum Vibrieren brachte. Offenbar sollte das den Orks, die auf seiner Seite kämpften, Mut machen, sie nach vorn treiben und ihnen neuen Kampfeswillen eingeben. Denn Ghools Heer hatte ihnen in den wenigen Minuten, die der Kampf erst andauerte, hohe Verluste zugefügt.
Im nächsten Moment prallte der massige Körper einer Hornechse gegen Rhomroor. Der Ork wurde in die Menge des anstürmenden Feindes geschleudert und von ihm verschluckt. Dalmon sah ihn nicht mehr, musste selbst einem Hornechsenreiter ausweichen, was ihm gerade noch gelang.
Ein Schlag mit einer Obsidiankeule traf ihn und ließ den Herzog benommen taumeln. Er sah noch, wie Nomsal von Eas in einiger Entfernung von einem Speer durchbohrt wurde, dann hielt ein weiterer Hornechsenreiter geradewegs auf Dalmon zu. Der Herzog konnte nicht mehr ausweichen. Das echsenartige Monstrum traf ihn mit gesenktem Kopf, eines der Hörner durchbohrte seine Rüstung und trat am Rücken wieder aus.
Zwei Orks saßen auf dem Tier. Einer trieb es mit Hieben einer Obsidiankeule an. Der vernarbte Rücken der Echse war blutüberströmt, denn die messerscharfen Obsidiansplitter rissen selbst in die geschuppte dicke Reptilienhaut schmerzhafte Wunden und ließen die Hornechse laut brüllend und blindwütig vorwärtsstürmen.
Der aufgespießte Herzog umklammerte noch das Schwert, während die Hornechse eine Gruppe Orkkinder des geflohenen Stammes niedertrampelte. Ihre helleren Schreie mischten sich in den Kampflärm. Eines der Orkkinder klammerte sich an den Halteriemen der Hornechse fest und kletterte an dem Reptilienleib hoch. Es wich der Streitaxt des zweiten Reiters aus und sprang ihm an die Kehle. Die Hauer eines Orkkindes waren kleiner als die eines ausgewachsenen Orks, dafür aber sehr spitz. Blut spritzte, der Reiter rutschte vom Rücken der Hornechse, blieb in einer Schlaufe der Halteriemen hängen und wurde hinter dem weiter vorstürmenden Tier hergezogen.
Der erste Reiter drehte sich um, und ehe das Orkkind ausweichen konnte, traf die mit Hornechsenblut besudelte Obsidiankeule seinen Kopf und zerschmettert ihn. Der Körper des kleinen Orks wurde regelrecht hinweggefegt. Die Füße der nachfolgenden Hornechse zermalmten ihn.
Nirgends konnte der Widerstand noch aufrechterhalten werden. Schreie gellten, Panzerreiter lagen in ihren Rüstungen am Boden und wurden von den Hornechsen zertrampelt. Am Himmel sammelten sich schon die Weißen Geier des Grenzgebirges. Allerdings stoben sie wieder davon, als der dunkle Schattenvogel erneut heranflog, ausgesandt, um zu erkunden, wie die Lage jenseits des Orktores in der Grasmark von Rasal stand.
Jener Orkreiter, dessen Hornechse noch immer den aufgespießten Herzog vor sich hertrug, erreichte nun das offene Orktor. Dalmons Leib behinderte die Bestie beim Atmen, weshalb sie wütend schnaufte. Der Ork auf ihrem Rücken stieß einen grimmigen Schrei aus und reckte die Obsidiankeule zum Himmel. Vor ihm lag das offene Grasland von Rasal, das sich von den Wäldern in Harabans Reich bis zur Küste erstreckte und einen so weiten Blick erlaubte wie ansonsten nur auf offener See. Ein paar Burgen und befestigte Städte lagen noch auf dem Weg nach Norden. Nennenswerter Widerstand war von dort nicht zu erwarten.
Der Ork ließ seine Hornechse anhalten. Er versuchte, den aufgespießten Herzog mit der Obsidiankeule vom Horn seiner Echse zu streifen, schaffte es jedoch nicht. Obwohl er sich weit über den Nackenpanzerschild des Reittiers vorbeugte, kratzten die Spitzen der Obsidiansplitter nur über den Harnisch des Aufgespießten.
Der Ork stieß einen Fluch aus und glitt vom Rücken der Hornechse, die weiterhin wütend schnaufte. Er schlug ihr mit der Keule in die Weichen. » Sei still, du Vieh!«
Dann bemerkte er, dass der Aufgespießte noch lebte, auch wenn er nur noch schwach atmete. Blut quoll ihm aus dem Mund. Er hob den Blick.
In diesem Moment
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