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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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rumpelte der Kriegswagen des siebenarmigen Riesen Zarton durch das Orktor. Die gewaltigen Hunde, die ihn zogen, geiferten. Von ihren Mäulern troff Blut, und zwischen ihren Zähnen hingen rot durchtränkte Kleidungsreste. Der Wagen kam zum Stillstand.
    Der Ork hatte unterdessen den Herzog vom Horn seiner Echse gezogen. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf den Boden. Blut quoll überall hervor. Auch die Pranken des Orks waren damit besudelt. Er leckte sie ab und rief seinem Heerführer in der Orksprache zu: » Ein Bissen für deine Hunde, Herr!«
    Der sterbende Herzog schaffte es noch, sich umzudrehen. Er wollte den Parierdolch an seiner Seite ziehen, aber seine Hände gehorchten ihm nicht mehr. Doch nun war das Wappen auf seiner Brust zu sehen, unter dem sich das Loch befand, welches das Echsenhorn in den Harnisch getrieben hatte.
    Die Hunde wollten sich schon auf den Menschen stürzen, aber Zarton hielt sie mit einem zornigen Schrei zurück. Er ließ den Morgenstern durch die Luft fahren, Blitze zuckten aus der Kugel und trafen die Hunde, die sich daraufhin sofort auf den Boden legten wie zahme Haustiere.
    Dann stieg der Siebenarmige von seinem Wagen. Er trat an den Herzog heran, kniete nieder und betrachtete ihn. » Du trägst das Wappen des Herzogs von Rasal«, sagte er und berührte mit einer seiner Pranken den Körper des Sterbenden. Kleine, bläulich schimmernde Blitze zuckten aus den Fingern des Riesen, knisterten über die Rüstung und ließen den Körper des Menschen zucken. » Ja, und du bist es wohl auch«, murmelte Zarton. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, als er dem Blick des Sterbenden begegnete. Zarton hatte mit seinen letzten Worten ins Relinga gewechselt, obgleich seine Aussprache so barbarisch und fremdartig war, dass ihn ein Rasalier nur mit Mühe verstehen konnte. » Du gehörst mir!«, flüsterte Zarton, und ein Laut drang aus seiner Kehle, der an ein Kichern erinnerte.
    Dann stand er auf und wandte sich an den Ork.
    » Du Narr!«, knurrte er.
    » Ich dachte…«
    » …dass meine Hunde hungrig sind?« Blitzschnell ließ Zarton den monströsen Morgenstern durch die Luft wirbeln, und ehe der Ork etwas unternehmen konnte, wickelte sich dessen Kette um seinen Hals. Blitze zuckten von Zartons Pranke ausgehend die Waffe entlang und griffen auf den Ork über, der nur noch zuckte.
    Mit einem Ruck zog Zarton den hilflosen Ork zu sich heran. Er packte ihn, hob ihn hoch und sagte: » Du hast recht, meine Hunde sind hungrig!«
    Damit warf er den Ork im hohen Bogen seinen riesenhaften Hunden vor die Mäuler, die ihn zerrissen.

Ein neuer Gefährte
    Arvan und seine Gefährten wohnten am Hof des Waldkönigs in edel ausgestatteten Quartieren, und man ließ es ihnen an nichts mangeln. Von dem Fenster des Gemachs aus, das man Arvan zugewiesen hatte, hatte man einen schwindelerregenden Blick auf die umgebende Stadt. Jedem von ihnen stand ein Zimmer zur Verfügung, das mehr Wohnfläche aufwies als Gomlos Haus oder irgendeine andere Halblingsbehausung auf irgendeinem Wohnbaum.
    Ein Diener stellte Arvan sogar ein Paar Schuhe hin. Er tat dies ohne irgendeinen Kommentar, aber es war Arvan durchaus klar, mit welcher Absicht dies geschah. Aus irgendeinem für ihn nicht nachvollziehbaren Grund war es hier anscheinend einfach unerwünscht, dass man barfuß ging. Und selbst der Halblingkanzler hatte sich diesem Druck offensichtlich mit der Zeit gebeugt. Das wiederum erregte Arvans Widerspruchsgeist umso mehr. Was war dagegen einzuwenden, auf den eigenen Fußsohlen zu laufen? Ging nicht jegliche Empfindung für den Boden verloren, über den man schritt oder auf dem man stand, wenn man zwischen sich und dem Untergrund dicke Ledersohlen oder gar Absätze hatte?
    Andererseits hatte er während seiner Jugendjahre im Halblingwald nicht nur die Lebensweise der Halblinge verinnerlicht, sondern auch Höflichkeit gelernt. Und es war sicherlich ein Gebot der Höflichkeit, die angebotenen Schuhe zu tragen.
    So zog Arvan sie schließlich wenigstens einmal an. Sie waren weich, bequem, und eigentlich war an ihnen nichts auszusetzen. Da sie aus einem besonders anschmiegsamen Leder gefertigt waren, drückten sie auch nicht, so wie er es von Schuhen oder Stiefeln immer gehört hatte. Arvan ging ein paar Schritte damit im Zimmer auf und ab. Das Geräusch, das dabei entstand, empfand er als fremdartig. Er war es gewohnt, dass seine Schritte so gut wie lautlos waren, wie es eben bei Halblingen der Fall war, wenn sie im

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