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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nur einen Augenblick allein«, sagte sie. » Wird nicht lange dauern.«
    Arvans Antwort war ein Stöhnen.
    Wenig später hatte Zalea gefunden, was sie suchte. Unter einem Baum, der in anderen Wäldern als groß gegolten hätte, in diesem aber lediglich zum Unterholz zählte, wuchs ein Strauch, dessen Blätter so breit waren, dass sich selbst der dickste Halblingsbauch dahinter hätte verbergen können.
    Zalea riss ein paar dieser Blätter ab, während sie eine Formel murmelte, mit der die Halblinge die Waldgötter um Verzeihung baten, wenn sie die Geschöpfe, die jene Götter nach ihrem Ebenbild geschaffen hatten, misshandelten. Das bewahrte einen davor, von unheilvollen Fluchmächten getroffen zu werden, die in den Wäldern am Langen See unter jeder Wurzel lauern konnten.
    Sie kehrte mit den Blättern zu Arvan zurück und sagte: » Jetzt wird es wehtun.«
    » Schlimmer… kann es… nicht mehr werden«, stöhnte Arvan.
    » Ich werde dir den Dolch herausziehen«, kündigte Zalea an. » Ich hoffe, dass die anderen gleich zurück sind.«
    » Gut…«
    Zalea umfasste den inzwischen blutigen Griff des Parierdolchs und zog ihn überraschend kraftvoll aus Arvans Seite. Der biss die Zähne zusammen und verzog das Gesicht noch mehr. Sogleich presste Zalea die von ihr gepflückten Blätter auf die Wunde.
    Arvan lächelte matt. » Man könnte meinen, du wärst irgendwann einmal ins ferne Elbenreich gelangt und hättest dort die Schriften der Heiler studiert.«
    » Das ist Halblingsmedizin, die mir meine Mutter beigebracht hat«, erklärte sie. » Und jetzt rede nicht so viel.«
    Neldo und Borro kamen beinahe gleichzeitig zurück. Borro hatte reichlich von den Blüten der Sinnlosen gesammelt, und Zalea wies ihn an, sie zu zerreiben. Unterdessen löste sie Arvans Blätterverband und trug die Heilerde auf, bevor sie die zerriebenen Blütenblätter der Sinnlosen darüberstreute. Sie löste die Kordel, die bisher ihr knielanges Gewand zusammengerafft hatte, und band sie Arvan um den Leib, damit der Blätterverband hielt.
    » Und jetzt zurück zum Wohnbaum«, sagte sie.
    Neldo und Borro halfen Arvan auf.
    » Ich hatte großes Glück, dass ihr zufällig hier vorbeigekommen seid«, stöhnte der Verwundete.
    » Das war kein Glück«, widersprach Neldo. » Wir wollten dich auf dem Herdenbaum besuchen.«
    » Es war ganz schön mutig von euch, die Orks mit den Schleudern zu attackieren.«
    » Auch dir hätte das wohl niemand zugetraut«, meinte Borro.
    » Was?«, fragte Arvan.
    » Na, so zu kämpfen. Mit viel Glück oder auch Pech hast du ein wahres Schlachtfeld hinterlassen. Das soll dir erst mal einer nachmachen.«
    » Auf jeden Fall werden wir uns alle in nächster Zeit sehr vorsehen müssen«, befürchtete Zalea. » Wenn die Orküberfälle jetzt wieder anfangen…«
    » Vielleicht sind ja ein paar von ihnen davongekommen«, überlegte Borro laut. » Wenn die den anderen berichten, was sie hier für eine Katastrophe erlebt haben, spricht sich das womöglich herum.«
    » Es würde nur dazu führen, dass noch mehr Orks in unseren Wald einfallen, weil sie die Schmach ihrer Vorgänger rächen wollen«, sagte Neldo wenig optimistisch.
    » Davon abgesehen, glaube ich nicht, dass die Baumdämonen einen von ihnen verschont haben«, meinte Zalea. » Keines von diesen Scheusalen wird jemals in die Länder der Orks zurückkehren.«
    Keine zwei Schritte weit hatten Borro und Neldo ihren verletzten Freund gestützt, da rief Arvan plötzlich: » Ich muss zum Herdenbaum!«
    » So ein Unsinn«, entgegnete Zalea.
    » Es wird Tage dauern, die Baumschafe alle wieder einzusammeln!«
    » Und wenn schon«, entgegnete sie. » Darum soll sich ein anderer kümmern. Du bist schließlich nicht der einzige Hirte des Stammes.«
    » Nein, aber der beste«, stellte Borro fest. Arvan sah ihn überrascht an, und Borro bekräftigte seine Aussage, indem er hinzufügte: » Stimmt doch. Auf niemanden hören die eigensinnigen Viecher so gut wie auf dich.«
    » Wenigstens eine Sache, in der ich kein Trottel bin«, murmelte Arvan.
    Borro hob die ziemlich buschigen und etwas nach oben gerichteten Augenbrauen, die bei ihm genauso rotstichig waren wie sein Haupthaar. Seine spitzen Halblingsohren legten sich dabei ein wenig enger an den Kopf. » Wer sagt denn, dass du ein Trottel bist?«
    » Alle. Und es stimmt doch auch.«
    » Du hast manchmal vielleicht etwas mehr Pech als andere, das gebe ich zu«, widersprach ihm Borro. » Aber für deine kleinen Füße, die sich nicht zum

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