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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und diese Wut hatte in diesem Moment einfach die Oberhand gewonnen und sich ungehemmt Bahn gebrochen.
    Für Trobo war das nur Anlass, erst richtig loszulegen. » Klar doch, Arvan der tölpelhafte Menschling ist unser großer Held und tötet Orks. Wahrscheinlich haben ihm die kriegerischen Baumschafe geholfen!« Er lachte heiser, und einige seiner Begleiter kicherten pflichtschuldig mit.
    Zaleas Gesicht lief dunkelrot an. » So einer wie du weiß doch gar nicht, was Gefahr ist. Du schlägst ja nur auf ungefährliche Hölzer von ungefährlichen Bäumen ein, die sich nicht wehren können, wenn du aus ihnen Bretter machst.«
    » Ach, sollte ich deiner Meinung nach einen Schwarzen Baum schlagen?« Er grinste sie frech an. » So dumm sind doch nur Orks– oder vielleicht ein Menschling!«
    Das Lachen der anderen war nur noch verhalten.
    » Soll dich der Katzenbaum holen, wenn du ihm zu nahe kommst, während du seine Kinder zu Nutzholz zersägst«, zischte Zalea.
    Katzenbäume mussten geschlagen werden, wenn sie noch jung waren, denn in den späteren Stadien ihres Daseins verwandelten sie sich zu fleischfressenden Ungeheuern, bei denen man nur froh sein konnte, dass ihre Wurzeln tief in der Erde steckten, sodass sie ihre Beute nicht verfolgen konnten.
    » Lass nur«, sagte Arvan beschwichtigend. » Du weißt doch, wie Trobo ist. Es hat keinen Sinn, mit ihm vernünftig reden zu wollen.«
    Trobo der Gemeine fand mit seinen großen Zehen und den Fingerspitzen spielend Halt in der groben Rinde und begann, am Hauptstamm emporzuklettern. » Wir sehen uns wahrscheinlich bei Sonnenaufgang, wenn wir wieder zur Arbeit gehen«, rief er, hielt dann aber noch einmal inne und blickte herab. » Oder glaubt euer heldenhafter Orkvernichter etwa, dass er es vorher noch bis zur Hauptgabel schafft?«
    Zalea stieß ein paar Verwünschungen hervor, allerdings nicht in Relinga, das ihr wie allen jüngeren Halblingen leichter über die Zunge ging, sondern in der alten Halblingssprache. Angeblich waren Verwünschungen nämlich nur dann wirksam. Allerdings vermuteten viele, diese Weisheit hätten der Baum-Meister und die Stammesältesten nur als verzweifelte List verbreiten lassen, um die alte Sprache zu erhalten.
    In jedem Fall hörten Trobo und seine Begleiter davon kaum noch etwas, so schnell waren sie den Stamm hinaufgeeilt.
    » Und jetzt du, Arvan«, meinte Borro. Neldo und Zalea sahen Borro stirnrunzelnd an, und so setzte er noch hinzu: » Na ja, sofern du dazu in der Lage bist.«
    » Ich glaube, das sollte er lieber lassen«, meinte Neldo. » Er hat zwar in der Vergangenheit schon die übelsten Verletzungen erstaunlicherweise überlebt. Aber falls er sich jetzt auch noch einen schweren Bruch zuzieht, weil er sich nicht richtig festhalten kann, wäre das vielleicht selbst für ihn zu viel. Auch wenn er sonst so hart im Nehmen ist wie einer, der als Kleinkind Orkblut anstatt Muttermilch bekommen hat.«
    » Vielleicht habe ich das ja tatsächlich«, sagte Arvan nachdenklich, denn über seine früheste Kindheit und wie er in den Wald der Halblinge gelangt war, wusste er so gut wie nichts.
    » Wenn er nicht so groß und schwer wäre, würde ich ihn ja Huckepack nehmen«, meinte Borro und seufzte. » Es muss schon eine Strafe sein, in einem plumpen Menschlingskörper zu leben. Aber du kannst ja nichts dafür.«
    » Klettert ihr nur schon voraus«, schlug Arvan vor. » Ich komme hinterher, nur werde ich mir dabei etwas Zeit lassen.«
    Borro runzelte die Stirn. » Hört ihr es, jetzt wird er übermütig, nur weil er mit den Orks fertiggeworden ist.«
    Doch noch während Borro sprach, senkte sich eine Ranke von oben herab und formte eine Schlinge, die sich um Arvan legte.
    » Sieh zu, dass die Schlinge unter den Armen verläuft«, mahnte Zalea und zog sie so zurecht, dass sie ihrer Meinung nach halten musste. » Sonst erwürgst du dich am Ende noch.«
    Arvan, der die Rankpflanze mit seinen Gedanken gerufen hatte, seufzte schwer. » Wer weiß. Bei dem Pech, das ich habe…«
    » Meiner Erfahrung nach lassen sich sowohl Glück als auch Pech hervorragend beeinflussen«, meinte Neldo. » Etwa durch Vorsicht.«
    » Wie auch immer«, murmelte Arvan, der sich auf eine weitere Ranke konzentrierte; sollten lieber zwei Ranken ihn zur Hauptgabel des Wohnbaums tragen. Sicher war schließlich sicher, denn auch Ranken konnten reißen. Außerdem wollte er einigermaßen bequem nach oben gelangen. Nach alldem, was er an diesem Tag durchgemacht hatte, so fand er, hatte

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