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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Halblingmädchen? Mich im Schlaf mit deinem Rapier erstechen? Oder mich hinterrücks mit deiner Schleuder beschießen? Glaub mir, du wärst nicht die Erste, die so etwas versucht, aber die Erste, die es überlebte. Doch um jemanden wie dich zu lenken, braucht man keine schwarze Magie. Die Aussicht auf ein bisschen Abenteuer und die Möglichkeit, etwas vermeintlich Gutes zu tun, scheint völlig auszureichen, um dich dazu zu bringen, deine Freunde auf einem völlig ungewissen Weg zu begleiten.«
    Zaleas Gesicht wurde dunkelrot. Brogandas’ Worte hatten sie tief getroffen.
    » Meine Begleiter haben Eure Verachtung nicht verdient, Brogandas«, schritt Lirandil ein. » Haltet Eure Zunge im Zaum, so wie ich das umgekehrt auch von ihnen fordere.«
    » Wovor wollt Ihr sie denn noch alles beschützen, werter Lirandil?«, fragte Brogandas, und sein Lächeln glich auf einmal dem Zähneblecken eines Raubtiers. » Ich frage mich, wie jemand wie Ihr, jemand, dessen geistige Stärke ich eigentlich respektiere, offenbar doch so schwach sein kann, sich diese Begleitung aufzwingen zu lassen.«
    » Das Thema ist beendet, Brogandas«, sagte Lirandil, und eine gewisse Schärfe lag in seiner Stimme, gerade so viel, dass sie seinen Worten Nachdruck verlieh.
    Doch Brogandas blieb unbeeindruckt. » Steht Ihr in ihrer Schuld? Oder vielleicht nur in der Schuld von einem von ihnen?« Der Blick des Dunkelalbs wanderte von einem zum anderen, und schließlich drehte er sich im Sattel um, um Arvan anzusehen, der mit seinem Pferd etwas zurückgefallen war. Brogandas ließ sein Reittier ebenfalls langsamer gehen, bis er sich neben Arvan befand. » Du bist es, in dessen Schuld Lirandil steht, nicht wahr? Streite es nicht ab, das wäre sinnlos.«
    Arvan war erschrocken darüber, dass der Dunkelalb offenbar auch die kleinsten Regungen seines Gegenübers wahrnehmen konnte, um daraus zielsichere Schlüsse zu ziehen. » Verrätst du mir, was du für den Elben getan hast, dass er so tief in deiner Schuld steht, Mensch?«
    » Ich habe ihm das Leben gerettet und dabei jede Menge Orks erschlagen«, antwortete Arvan. Da es ohnehin keinen Sinn machte, dem Dunkelalb etwas verheimlichen zu wollen, war es wahrscheinlich das Beste, ihm mit offenem Visier zu begegnen.
    » Alle Achtung«, sagte Brogandas. » Vielleicht habe ich dich unterschätzt, Mensch.«
    » Mein Name ist Arvan. Und ich weiß jetzt, dass ich Euch vielleicht über schätzt habe– denn wie kann es in Wahrheit mit der Stärke von jemandem bestellt sein, der offenbar beständig den Drang verspürt, sie allen beweisen zu müssen.«
    Das kühle Lächeln in Brogandas’ Gesicht erstarb. » Du bist einfältig…« Er starrte Arvan aus dunklen Augen an, in denen es zu lodern schien.
    Halt ihm stand!
    Dieser Gedanke erfüllte Arvan plötzlich, und es war ihm in diesem Moment gleichgültig, ob es ein Gedanke Lirandils war oder sein eigener Wille. Er war fest entschlossen, nicht nachzugeben. Er fühlte Wut in sich aufkeimen. Eine Wut über die Selbstgefälligkeit, mit der dieses Wesen offenbar auf alle anderen Geschöpfe, die nicht von seiner Art waren, herabsah.
    Lirandil hatte Arvan davor gewarnt, seiner Wut freien Lauf zu lassen, aber Arvan hatte das Gefühl, aus ihr Kraft zu schöpfen. Eine Kraft, die seinen gesamten Körper durchflutete, während ihm eine innere Stimme sagte, dass es nichts und niemanden gab, vor dem er in Angst erstarren durfte.
    » Ich werde dich genau beobachten, Arvan«, versprach Brogandas. » Es wird interessant sein zu erfahren, wohin dich dein Weg führen wird.« Er bleckte die sehr gleichmäßigen Zähne, wobei die Zeichen in seinem Gesicht gezackte Linien bildeten, die Arvan unwillkürlich an die Obsidianspitzen der Orkkeulen erinnerten. » Unfassbares Missgeschick, großer Ruhm und schneller Tod– dies alles scheint bei dir nahe beieinanderzuliegen, aber mir ist noch nicht klar, welche dieser Eigenschaften nach deinem kurzen Leben als Inschrift auf deinem Gedenkstein stehen wird.«
    Die Zyranische Straße führte schon bald durch den dichten Wald zwischen den Provinzen Altvaldanien und Dornland. Man nannte ihn auch den Quellwald, weil irgendwo in seinen geheimnisvollen Tiefen der Elbenfluss entsprang. Abgesehen von kleinen Dörfern und den Handelsposten entlang der Zyranischen Straße war es ein Gebiet, in dem kaum Menschen und so gut wie keine Halblinge lebten.
    Arvan fiel auf, dass die Bäume hier längst nicht so groß waren, wie er es gewohnt war. Manche der Arten

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