Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
gäbe es da auch nichts einzutreiben.«
    » Jedenfalls geht von ihnen keine Gefahr aus«, war Lirandil überzeugt. » Sie beobachten uns nur.«

Vogelreiter
    Die Zyranische Straße wurde zu einem staubigen trockenen Pfad, der von ungezählten Elefanten, Pferden, Eseln und Fußgängern platt getrampelt worden war. Er wurde von Wegmarken begrenzt und zog sich bis zum Horizont.
    Arvan bemerkte einen Schwarm Krähen am Himmel. Es waren zuerst nur etwa ein Dutzend laut krächzende Vögel, die dort kreisten, doch nach und nach wurden es immer mehr. Sie näherten sich von fernen Felsmassiven, und das mit einer Geschwindigkeit, die völlig unnatürlich schien, oder sie hatten sich dermaßen hoch am Himmel befunden, dass man sie zumindest mit menschlichen Sinnen weder hatte hören noch sehen können.
    Arvan bemerkte allerdings auch, dass einer der Vögel sich teilte, sodass aus einem Vogel zwei Raben wurden. Diese teilten sich abermals, und innerhalb weniger Augenblicke wuchs ihre Anzahl so stark, dass sie den Himmel verdunkelten.
    Lirandil zügelte sein Pferd und wandte sich an Brogandas. » Ich dachte, Eure Magie hätte die Verfolger vertrieben.«
    » Mir scheint, sie wurden dadurch erst so richtig angelockt«, äußerte Zalea, bevor Brogandas antworten konnte. » Oder will noch irgendjemand von euch behaupten, das dort wären ganz gewöhnliche Vögel.«
    » Nein, das sind sie ganz sicher nicht«, murmelte Lirandil.
    Arvan sah sich um. Sie waren vollkommen schutzlos. Nirgends gab es eine Möglichkeit, sich zu verbergen. Er spürte, wie nervös sein Pferd geworden war, und musste es beruhigen. Inzwischen hatte er schon einige Male festgestellt, dass es auf seine Gedanken ähnlich reagierte wie die Baumschafe, auch wenn es sich auf diese Weise keine Befehle erteilen ließ.
    Er tätschelte dem Tier den Hals.
    Ganz ruhig.
    » Was haben die vor?«, fragte Borro, der mit seinem Pferd viel mehr Probleme hatte, denn es tänzelte nervös, bockte, schlenkerte den Kopf.
    Niemand gab Borro eine Antwort. Die Krähen hatten sich ihnen inzwischen genähert, flattern nun direkt über ihnen und verdüsterten den Himmel. Sie flogen im Kreis, schienen dabei einen Trichter oder Strudel zu formen, und dieser Strudel stürzte plötzlich herab. Dann landeten sie eine nach der anderen und bildeten dabei einen Kreis mit einem Durchmesser von hundert Schritten um Arvan und seine Gefährten, die auf ihren Pferden verharrten.
    Selbst der sonst stets gelassene Lirandil schien beunruhigt. Er zog sein Schwert. » Macht euch zum Kampf bereit!«, forderte er ungewohnt grimmig.
    Er murmelte eine Formel, und Arvan bemerkte daraufhin für einen kurzen Moment einen Schimmer, der von Lirandils Schwert abstrahlte, dann aber wieder verblasste.
    Die Vögel verwandelten sich auf einmal, ihre Gestalt veränderte sich, dehnte sich aus, wurde größer und größer. Innerhalb weniger Augenblicke waren Lirandil und seine Gruppe von Reitern umzingelt, deren Umhänge aus dunklen Federn bestanden. Ihre Körper wirkten menschlich, allerdings ruhten auf ihren Schultern gewaltige Krähenköpfe, die sich ruckartig bewegten. In den Augen leuchtete ein dämonisches rotes Glühen, ebenso wie in den Augen der vollkommen schwarzen, beinahe wie Schatten wirkenden Pferde.
    Sowohl Pferd als auch Reiter waren gerüstet. Das Metall der Harnische und Beinschienen war so dunkel, dass es das wieder grell vom Himmel scheinende Sonnenlicht geradezu verschluckte.
    Sie zogen ihre Waffen, ebenfalls aus schwarzem Metall bestehende Schwerter mit sehr langen Klingen. Die Söldner in Harabans Reich führten Schwerter dieser Größe allenfalls beidhändig. In den Händen der vogelköpfigen Krieger jedoch schienen sie kein Gewicht zu haben.
    Die Vogelreiter hatten einen lückenlosen Kreis um Lirandil und seine Gruppe gebildet. Nun näherten sie sich langsam von allen Seiten. Das Atmen ihrer Pferde klang wie dumpfes Keuchen, und schwarzer Rauch quoll aus den Nüstern hervor.
    » Was sollen wir jetzt tun?«, rief Borro.
    » Kämpfen!«, knurrte Lirandil. » Was denn sonst?«
    » Ich dachte, es gäbe vielleicht irgendeine Magie, die…«, begann Borro, dann verstummte er und legte einen Pfeil in seinen Bogen.
    Neldo und Zalea hatten ihre Schleudern bestückt, obwohl es ihnen aussichtslos erschien, diese Übermacht damit auf Distanz halten zu wollen.
    » Das müssen Garandhoi sein«, vermutete Lirandil. » Diese Kreaturen kämpften schon in der Schlacht am Berg Tablanor auf Ghools Seite, und es ist ihm

Weitere Kostenlose Bücher