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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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warteten Brogandas und die Halblinge.
    Lirandil drehte sich im Sattel um, und als Arvan seinem Blick folgte, sah er gerade noch, wie sich der dunkle senkrechte Schnitt in der Welt schloss. Die Vogelreiter waren nirgends zu sehen, ebenso wenig der gewaltige Schattenvogel.
    Arvan ließ den Blick schweifen. Die Halblinge waren offenbar genauso fassungslos wie er. Nur für Brogandas schien das alles nicht weiter der Rede wert. Er ritt ein Stück zurück, dorthin, wo sich gerade noch der dunkle Schnitt in der Wirklichkeit befunden hatte, und streckte die Hand aus. Etwas auf dem Boden bewegte sich. Es war sein Dolch, der sich erhob und in Brogandas’ Hand schwebte.
    » Verzeiht, dass ich magische Praktiken anwandte, die man unter den Elben sicherlich als frevlerisch ansieht«, sagte er zu Lirandil, und wieder schwang Hohn in seinen Worten mit. » Aber nur so konnte ich Euch und Eure Gefährten retten.«
    » Meine Bestürzung hält sich in Grenzen«, entgegnete der Fährtensucher finster.
    » Wie wäre es, wenn Ihr Euch einfach bedanken würdet, werter Lirandil?«, schlug Brogandas vor. » Und stellt Euch auch darauf ein, dass ich eines Tages eine Gegenleistung verlangen werde, die mir zweifellos zusteht.«
    Arvan ging dazwischen. Das Geschwätz des Dunkelalbs ging ihm allmählich auf die Nerven. » Wo sind wir hier?«, wollte er wissen. » Und was ist genau geschehen?«
    » Wir befinden uns in der Mark des Zwielichts«, antwortete ihm Lirandil. » Das ist eine Gegend im äußersten Osten von Thuvasien.« Er streckte den Arm aus. » Dort siehst du bereits das Grenzgebirge zum Elbenreich. Der Elbenfluss dürfte nicht weiter als eine Tagesreise entfernt sein.«
    » Dann werden wir das Elbenreich schneller erreichen, als wir bisher dachten«, sagte Arvan.
    » Ja, das schon«, bestätigte Lirandil.
    » Eurem Anführer wäre es offenbar lieber gewesen, ihr wäret alle umgekommen«, mischte sich Brogandas wieder ein und verzog dabei spöttisch das Gesicht.
    Lirandil würdigte ihn keines Blickes, als er zu Arvan und den Halblingen sagte: » Lasst uns keine Zeit verlieren. Wir sollten uns nicht länger als unbedingt nötig in der Mark des Zwielichts aufhalten.«
    Dem Elben schien im Moment einfach nicht der Sinn danach zu stehen, irgendwelche Erklärungen abzugeben. Er ließ sein Pferd antraben, und den anderen blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Lirandil ritt ihnen voran. Brogandas folgte in großem Abstand, und dazwischen befanden sich Arvan und die drei Halblinge.
    » Ich habe die Mark des Zwielichts auf einer der Karten gesehen, die der alte Grebu mir zeigte«, erklärte Arvan den Halblingen. » Ich würde sagen, Brogandas hat uns nicht nur vor diesem Schattenvogel und den Garandhoi gerettet, sondern uns auch einen erheblichen Teil der Reise entlang des Elbenflusses erspart.«
    » Dann verstehe ich umso weniger Lirandils finstere Stimmung«, bekannte Neldo. » Er sollte sich doch eigentlich freuen, dass wir die Grenze zum Elbenreich nun schon viel früher überqueren.«
    » Es geht wohl um die Art der Magie, die Brogandas angewendet hat«, glaubte Zalea. » Aber wenn Lirandil grundsätzliche Bedenken gegen die Anwendung von Dunkelalben-Zauber hat, dann begreife ich nicht, wieso er die Mächtigen von Khemrand als Verbündete im Kampf gegen Ghool gewinnen will.«
    » Er wird schon wieder aufhören zu schmollen«, gab sich Borro zuversichtlich. » Und dann wird er uns verraten, was ihm die Stimmung verdorben hat.«
    Arvan ließ seinen Blick schweifen. Die beiden roten Sonnen an den gegenüberliegenden Horizonten wirkten wie Spiegelbilder. Sie spendeten nur wenig Licht, sodass das Land in eine ewige Dämmerung getaucht war. Nirgends waren Pflanzen auszumachen, und sosehr sich Arvan auch bemühte, er konnte mit seinen besonderen Sinnen auch keine in der Nähe spüren.
    Im Vergleich zur Mark des Zwielichts war das Dornland geradezu ein Hort des Lebens gewesen.
    Schließlich erreichten sie einen breiten Fluss, an dem die Pferde trinken konnten.
    » Dies ist der Elbenfluss«, sagte Lirandil. » Wir Elben nennen ihn Nur– ein altes, nicht mehr gebräuchliches Wort für Wasser.«
    » Dann gelangen wir ins Elbenreich, wenn wir ihm folgen?«, fragte Arvan.
    » So ist es.«
    » Die Pferde sind völlig erschöpft«, sagte Neldo. » Wir sollten einen Platz zum Lagern suchen.«
    Lirandil blickte sich um. Die beiden Sonnen waren schon zu gut zwei Drittel hinter ihrem jeweiligen Horizont versunken, aber noch war kein Mond

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