Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
wo er reglos liegen blieb. Das Pferd schnaubte und wieherte und blieb bei seinem Herrn stehen.
    » Lirandil! Wartet!«, rief Arvan dem Fährtensucher nach, der ihnen in einigem Abstand vorausging, den Blick zumeist auf den Boden gerichtet. Das Sternenlicht reichte offenbar für seine scharfen Elbenaugen vollkommen aus, um Spuren erkennen zu können.
    » Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lirandil das nicht gehört hat«, raunte Borro.
    » Vielleicht wollte er es nicht hören«, glaubte Zalea.
    Daraufhin warf ihr Lirandil einen finsteren Blick zu.
    Arvan gab Neldo die Zügel seines Pferdes und überwand als Erster die Scheu, sich dem Dunkelalb zu nähern. Er kniete neben ihm nieder und beugte sich zu ihm herab.
    Das Sternenlicht reichte aus, um die Veränderungen im Gesicht des Dunkelalbs zu erkennen. Die bis dahin tiefschwarzen Runen, die den Großteil der Haut bedeckten, hatten sich verändert, waren dünner geworden, wirkten wie ein feines Spinnennetz sich kreuzender grauer Linien und waren als Runen kaum noch zu erkennen. Arvan begriff in diesem Moment, dass es keineswegs Einbildung gewesen war, als er geglaubt hatte, die Zeichen auf der Haut des Dunkelalbs würden ihre Form auf magische Weise verändern und sich nicht nur durch die Gesichtsmuskulatur verzerren. Diesmal hatten sie nicht nur ihre Form, sondern auch ihre klare Schwarzfärbung verloren und waren nur noch leichengrau.
    Das Gesicht selbst wirkte eingefallen und um Jahrzehnte gealtert, sofern man menschliche Maßstäbe anlegen wollte. Die Knochen traten deutlich hervor und ließen Brogandas’ Kopf wie einen Totenschädel erscheinen.
    Arvan fasste ihn bei den Schultern. » Brogandas! Was ist mit Euch?«
    Er erhielt keine Antwort. Allerdings zuckte er schon im nächsten Moment zurück, denn ein paar hellblaue Blitze zuckten aus dem Körper des Dunkelalbs und fuhren in Arvans Hände. Eine kurze Welle des Schmerzes durchlief ihn.
    » Sein Herz schlägt noch, also besteht kein Anlass zur Sorge«, sagte Lirandil, der als Letzter bei dem am Boden Liegenden ankam.
    » Was machen wir jetzt?«, fragte Borro.
    » Brogandas mag ja unsympathisch sein, aber wir können unseren Retter schlecht hier liegen lassen«, meinte Neldo.
    » Er ist vollkommen kalt!«, stellte Arvan schaudernd fest. » Und diese Blitze…« Er besah sich seine Hand, doch darauf waren keine Verbrennungen oder sonstige Anzeichen einer Verletzung zurückgeblieben. Die Blitze, die aus dem Körper des Dunkelalbs knisterten, waren inzwischen auch so winzig und schwach, dass sie eher den Funken eines Feuersteins glichen.
    » Brogandas hat einen sehr mächtigen, aber auch sehr kräftezehrenden Zauber gewirkt, um uns vor den Vogelreitern zu retten«, sagte Lirandil. » Einen Zauber, wie ihn kein Elb anwenden würde und den von meinesgleichen auch heutzutage niemand mehr beherrschen dürfte, einmal abgesehen von Brass Elimbor.«
    » Er sieht aus wie ein alter Mann«, stellte Arvan fest und meinte damit den Dunkelalb.
    » Und ich hatte mich schon gewundert, wieso uns der tätowierte Hexer nicht schon viel früher gerettet hat«, murmelte Borros.
    » Anscheinend hat Brogandas sein Leben für uns riskiert«, stellte Zalea fest.
    » Ihr solltet es mit eurem Mitgefühl nicht übertreiben«, mahnte Lirandil, der ungewohnt reserviert und kühl wirkte. » Ein Dunkelalb tut nichts, was ihm selbst nicht zum Vorteil gereicht. Sie handeln einzig und allein aus Eigennutz.«
    » Mit anderen Worten, dass er uns geholfen hat, heißt nicht, dass er auf unserer Seite steht«, präzisierte es Borro, » so wie der Umstand, dass Ihr Euch durch seine dunkle Magie habt retten lassen, werter Lirandil, nicht bedeutet, dass Ihr selbst diese Magie in Zukunft anwenden oder gutheißen werdet. Oder habe ich da was falsch verstanden?«
    Lirandil antwortete dem rothaarigen Halbling nur, indem er ihn ansah, aber dieser Blick reichte, damit sich Borro wünschte, am besten gleich im Boden zu versinken.
    Lirandil kniete sich ebenfalls neben den Dunkelalb und berührte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand die Schläfe des reglos Daliegenden. Blitze, so fein wie Spinnweben, zuckten hervor, und Lirandil murmelte eine Formel.
    Brogandas öffnete wieder die Augen, nachdem ein Ruck durch seinen Körper gefahren war. » Ah!«, stöhnte der Dunkelalb. » Offenbar habe ich unterschätzt, welche Kraft einem der Zauber des Zwielichts abverlangt.«
    » Wir müssen weiter!«, sagte Lirandil mit ungewohnter Hast.
    » Was genau ist der Zauber

Weitere Kostenlose Bücher