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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Gaben, nur einen wachen Blick auf die sich abzeichnenden Kräfteverhältnisse.«
    » Und das sollen diese Orks verhindern?«, vergewisserte sich Arvan stirnrunzelnd.
    » Der Landweg ins Elbenreich führt nun einmal durch dieses Gebiet.«
    » Aber im Halblingwald haben Ghools Schergen doch eindeutig versucht, Euch zu töten, Lirandil.«
    » Vielleicht werden diese Orks das ja noch. Aber es wäre auch denkbar, dass Ghool sich zwischenzeitlich anders entschieden hat.«
    » Anders?«, fragte Arvan.
    » Es könnte für ihn vorteilhafter sein, uns magisch zu versklaven, anstatt uns zu töten.«
    » Ihr meint, dass er uns sogar zum Hof des Elbenkönigs weiterreisen lässt, damit wir die Lage in seinem Sinn beeinflussen?«
    » Ich würde so handeln, wenn ich die Macht dazu hätte und an Ghools Stelle wäre«, gab Brogandas freimütig zu.
    » Und wie wäre es, wenn Ihr Eure Macht dazu einsetzen würdet, uns zu befreien?«, fragte Borro. » Oder ist davon nicht mehr genug übrig?«
    » Hier in der Mark des Zwielichts wirkt Magie nicht wie gewohnt«, rechtfertigte sich der Dunkelalb. » Manchmal ist sie stärker, manchmal schwächer. Sie wird unkalkulierbar.«
    Er will nur nicht zugeben, wie geschwächt er ist, war Arvan überzeugt. Für einen Dunkelalb war Schwäche mehr als nur ein mehr oder minder vorübergehender Mangel an Handlungsmöglichkeiten. Schwäche war für Brogandas etwas Unverzeihliches, und darum hatte er sie auch erst eingestanden, nachdem er vom Pferd gefallen und sein Zustand nicht mehr zu leugnen gewesen war.
    Arvan schlief zwischenzeitlich ein, dann weckte ihn ein lauter Schrei. Einer der Orks hielt den abgenagten Schenkelknochen eines Pferdes in der Pranke und blutete aus dem Maul. Einer der Hauer fehlte. Offenbar war er herausgebrochen, weil der Ork zu gierig gewesen oder sich der Knochen verkantet hatte. Kreischend warf er den Knochen zu Boden.
    Im selben Moment erhob sich im Orklager ein Geschrei, wie Arvan es noch nie gehört hatte, nicht einmal während der Kämpfe mit den Orks. Sie jammerten und schrien aus Leibeskräften, so als müsste nicht einer von ihnen den Schmerz erleiden, den ein herausgebrochener Hauer verursachte, sondern alle.
    Es dauerte eine Weile, bis das Geschrei wieder verebbte. Der um seinen Hauer gebrachte Ork trampelte mit den Stiefeln auf dem Knochen herum, bis dieser zerbrach.
    Immer dann, wenn das Geschrei schon fast verstummt war, aber einer unter den Orks noch einmal etwas lauter wurde, begannen auch die anderen wieder zu kreischen, und dann konnte man erneut für Augenblicke sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Endlich, nach mehreren Wellen dieses Geschreis, wurde es im Orklager wieder ruhiger.
    » Was hatte das denn zu bedeuten?«, wollte Arvan von Lirandil wissen.
    » Es gibt einen Grundsatz unter den Orks«, erklärte Lirandil, der mit seinem feinen Elbengehör besonders unter dem Lärm gelitten hatte. » Und dieser Grundsatz lautet: Niemand schreit für sich allein. Ich kann euch sagen, dieser Lärm ist noch gar nichts gegenüber dem, was man in einer vollbesetzten Orkhöhle erleben kann, wenn einer ihrer Säuglinge zu schreien anfängt, weil er Hunger hat.«
    » Ich wusste nicht, das Orks so sensibel sein können«, sagte Borro spöttisch.
    » Ihr habt wirklich außergewöhnliche Orte und Völker auf Euren Reisen besucht, Fährtensucher«, sagte Brogandas, dem es offenbar zusehends besser ging.
    Das galt auch für Arvan. Der Schmerz in seinem Kopf hatte deutlich nachgelassen. Zalea, die man neben ihm abgelegt hatte, blickte immer wieder zu ihm hinüber. » Selbst eine angehende Heilerin wie ich ist es nicht gewohnt, einer Wunde dabei zusehen zu können, wie sie heilt«, sagte sie.
    Wirkliche Ruhe kehrte im Orklager erst ein, als die beiden Sonnen ihre ersten Strahlen über die Horizonte im Osten und Westen sandten. Zumindest nahm Arvan an, dass es Osten und Westen waren, aber sicher konnte man da in diesem eigenartigen Landstrich wohl nicht sein. War eine dieser Sonnen diejenige, die er kannte, und gehörte die andere zu jener fremden Erde, die sich hier auf gleichermaßen wundersame wie erschreckende Weise manifestierte?
    Während Arvan über diese Dinge grübelte, tauchte hinter einer Anhöhe eine Gestalt auf, um dann lautlos ins Lager der Orks zu huschen. Dunkles Haar lugte unter einer Lederkappe hervor. Ein breiter Lederriemen umgürtete ein schlichtes Wams. Ein Kurzschwert, Dolche und Wurfringe waren am Gürtel befestigt. Beidhändig führte er eine lange,

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