Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
aus Dutzenden von Welten versammeln sich dort«, sagte Whuon aus Thyr. » Sie wurden durch ein Weltentor geholt, das von Magiern bewacht wird.«
» Auch davon haben wir gehört.«
» Dann kannst du mir vielleicht auch sagen, worum es in diesem Krieg gehen wird, Elb?«, fragte Whuon herausfordernd. » Oder auf welcher Seite ich gekämpft hätte, wäre ich dort geblieben?«
Lirandil machte ein unbestimmtes Gesicht. » Das werdet Ihr erfahren, sobald Ihr mir noch eine Frage beantwortet habt: Weshalb habt Ihr das Heer der Magier von Thuvasien verlassen?«
Whuon aus Thyr grinste breit. » Weil nicht eingehalten wurde, was man mir versprach. Die Werber dieser Magier haben mir zugesichert, dass es in jeder Stadt, die wir erobern, Bibliotheken gäbe. Bibliotheken mit Schriften, die Antworten auf meine Fragen enthielten. Bibliotheken, die ich plündern könnte, wobei ich nicht einmal gegen meine Kameraden um die Beute würfeln müsste. Denn wer von all den groben Narren, die man mit mir zusammen anwarb, hätte schon Interesse an Büchern und Schriften über Magie gehabt?«
» Sieh an, ein Barbar auf der Suche nach Erkenntnis, der zudem noch zu lesen vermag«, äußerte Brogandas amüsiert. » Ich dachte immer, ich hätte schon alle Absurditäten gesehen und erlebt, aber der Einfallsreichtum der Götter, was die Erschaffung irrsinniger Geschöpfe betrifft, scheint keine Grenzen zu kennen.«
Der Blick, mit dem Whuon den Dunkelalb bedachte, war so finster, dass sogar Brogandas verstummte, statt weitere spöttische Bemerkungen zu äußern, von denen ihm bestimmt noch einige auf der Zunge lagen.
» Ein paar Verfemte aus deiner Heimat sind von den Mag ie rn Thuvasiens ebenfalls angeworben worden«, sagte Whuon. » Darum kenne ich deine Art.«
» Ach, ja?«
» Ihr respektiert Stärke.«
» Das trifft zu.«
Whuon deutete mit einer ausholenden Bewegung auf die vielen, weit verstreut liegenden toten Orks. » Eure Augen sollen doch angeblich besonders gut sein. Dann verstehe ich nicht, wie dir entgehen konnte, wie diese Scheusale gestorben sind.«
» Wollt Ihr mir drohen?«, fragte Brogandas dünnlippig.
Whuon verzog das Gesicht. » Ich würde niemals einem Dunkelalb drohen«, sagte er spöttisch. » Ich würde ihn einfach töten.«
Lirandil lenkte das Gespräch zum eigentlichen Thema zurück, ehe Brogandas die Situation noch verschärfte. » Ihr habt mir meine Frage erst zur Hälfte beantwortet, Whuon aus Thyr.«
» Wenn du das sagst…«
» Wenn man Euch Bibliotheken mit magischen Büchern als Beute versprochen hat, dann klingt das für mich, als wäre ein Feldzug gegen das Elbenreich geplant.«
» Darüber habe ich nicht weiter nachgedacht«, behauptete Whuon. » Ehrlich, ich weiß nichts über die Ziele, denen diese Armee dienen soll. Tatsache ist nur, dass die Versprechungen nicht eingehalten wurden. Es gab bis heute keinen Feldzug und keine Beute. Man hat uns immer wieder vertröstet, und vielen von uns wurde der eigene Wille vorübergehend mit Magie betäubt. Davon bin ich jedenfalls überzeugt, denn ich habe mit solchen Dingen gewisse Erfahrungen, wie ich ja schon angedeutet habe. Und so bin ich zusammen mit einem Gefährten desertiert, der die Hinhalterei ebenfalls satthatte. Der Weg zum Elbenreich führt durch dieses öde Land, will man nicht übers Meer fahren oder hohe Gebirgszüge überwinden.«
» Das trifft zu«, bestätigte Lirandil.
» Diese Orkbande hat uns überfallen, als wir am Fluss ein paar Fische und Krebse fangen wollten. Etwas anderes Essbares gibt es in dieser Ödnis ja nicht. Meinen Gefährten haben sie erschlagen. Ich konnte ihm leider nicht helfen und musste froh sein, selbst davonzukommen.«
» Und jetzt habt Ihr Euch an ihnen gerächt«, stellte Arvan fest.
» Was euer Glück ist, wie mir scheint«, sagte Whuon aus Thyr.
» Durchaus«, bestätigte der elbische Fährtensucher.
» So nimmst du mich auf deiner Reise mit, Elb?«
» Mein Name ist Lirandil. Und ich nehme Euch unter der Bedingung mit, dass Ihr tut, was ich Euch sage, und mir alles verratet, was Ihr über das Heer der Magier von Thuvasien wisst. Jede Kleinigkeit, von der Anzahl der Krieger bis zu den Geschöpfen, die man angeheuert hat. Und natürlich alles über ihre Bewaffnung.«
» Das ist gerecht– Wissen gegen Wissen.«
» Erwartet nicht zu viel, Whuon aus Thyr«, mahnte Lirandil.
Der Söldner runzelte die Stirn.
» Ich kann Euch nicht versprechen, dass man Euch irgendetwas von dem magischen Wissen der Elben
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