Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
Elbenreich?«
» So nennen nur die anderen Völker Athranors dieses Reich«, erwiderte Lirandil ausweichend.
» Bring mich dorthin, Elb.«
» Was willst du dort?«
Der Krieger antwortete nicht. Stattdessen steckte er sein Schwert in das Futteral auf seinem Rücken und zog einen letzten Wurfdolch, den er noch im Stiefel stecken hatte, ließ die Klingen ausfahren und durchschnitt Lirandils Fesseln . N acheinander befreite er auch die anderen von ihren Stricken.
» Ihr seid ein unwahrscheinlich guter Schwertkämpfer«, stellte Arvan bewundernd fest, während er seinen Kopf betastete und dabei bemerkte, dass die Wunde schon recht gut verheilt war. » Ich wünsche, ich könnte nur halb so gut mit der Klinge umgehen wie Ihr.«
Die Antwort des Kriegers bestand nur aus einem Stirnrunzeln. Nachdem er alle von ihren Fesseln befreit hatte, wandte er sich an Lirandil. » Du wartest hier!«
Der Tonfall, in dem er das sagte, war so bestimmend und eindringlich, dass er selbst auf den erfahrenen Fährtensucher Eindruck machte.
Der Krieger suchte seine Wurfringe und Wurfdolche zusammen, wischte sie jeweils am Fellsaum seiner Stiefel ab und steckte sie anschließend ein.
» Dieser Mann ist ein wandelndes Waffenarsenal«, murmelte Borro.
Der Krieger kehrte zu ihnen zurück. Sein Waffengurt war wieder voll bestückt. Die beiden Sonnen der Zwielichtmark waren inzwischen weiter emporgestiegen, und in ihrem Licht blitzte etwas am Wams des Kriegers, genau dort, wo die Schwertspitze des Orks mit dem herausgebrochenen Zahn es zweimal durchdrungen hatte. Arvan starrte unverwandt dorthin, konnte aber nicht genau erkennen, was unter dem Wams war.
» Ein Ork hat Euch zweimal das Schwert in den Leib gestoßen«, sagte er schließlich. » Doch Ihr seid nicht verletzt. Wie ist das möglich?«
Der Krieger sah ihn mürrisch an und grummelte: » Du fragst zu viel.«
» So bin ich nun mal.«
Der Krieger trat auf ihn zu. Die anderen waren wie erstarrt, selbst Brogandas, wobei der Dunkelalb wohl auch noch längst nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war. » Du scheinst keine Furcht zu kennen«, sagte der Krieger zu Arvan. » Im Gegensatz zu deinen Begleitern, die vor mir zittern, obwohl ich sie gerettet habe.«
» Vielleicht lasse ich mir meine Angst einfach nicht anmerken«, erwiderte Arvan.
Der Krieger lachte. » Nicht nur mutig, sondern auch witzig. Das ist eine Kombination, die ich selten erlebt habe. Du sollst deine Frage beantwortet bekommen.« Er öffnete sein Wams so weit, dass ein Teil des Oberkörpers zu sehen war. In seiner Brust war eine Platte aus einem bronzefarbenen Metall eingelassen. Sie war mit dem Körper des Kriegers vollkommen verwachsen. » Darum konnte mich der Orknarr nicht durch einen Stich ins Herz töten. Doch an den Kratzern siehst du, dass er nicht der Erste war, der es versuchte.«
» Aber…«
» In einer Schlacht bekam ich drei Speere in die Brust. Doch der Kriegsherr, dem ich damals diente, meinte, nicht auf meine Dienste verzichten zu können. Er kannte manch finstere Magie, über die andere nicht einmal zu sprechen wagen, und so überlebte ich.«
» Ich nehme an, Ihr habt ihm zum Dank noch lange treu gedient«, vermutete Arvan.
» Ich habe ihn erschlagen, denn er rettete mich nur, um aus mir einen willfährigen Sklaven zu machen. Aber seitdem interessiert mich die Magie. Ich suche nach den mächtigsten Kräften, nach dem, was alles, was besteht, zusammenhalten oder zerstören kann. Und wie ich hörte, weiß man im Reich der Elben über solche Dinge bestens Bescheid.«
» Welcher Narr setzt nur solche Gerüchte in die Welt?«, murmelte Brogandas.
» Wie ist Euer Name?«, fragte Arvan.
» Man nennt mich Whuon aus Thyr.«
» Dieses Thyr muss ein sehr kleiner Ort sein«, mischte sich Lirandil ein. » Denn so weit ich auch in den letzten tausend Jahren gereist bin, ich habe den Namen noch nie gehört.«
» Thyr ist die Stadt, in der man mich zum Söldner ausbildete«, erklärte Whuon, » und sie liegt auf einer anderen Erde, die sich in mancherlei Hinsicht von dieser unterscheidet. Ihr könnt diesen Ort also gar nicht kennen.«
» Ein Söldner?«, wiederholte Lirandil misstrauisch. » In wessen Diensten standet Ihr zuletzt?«
» In der Ebene von Cavesia in einem Land, das den Namen Thuvasien trägt, sammelt sich eine große Armee, die offenbar in einem zukünftigen Krieg kämpfen soll.«
Lirandil wurde auf einmal sehr hellhörig. » Wir haben von dieser Armee gehört.«
» Die besten Kämpfer
Weitere Kostenlose Bücher