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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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kleines Feuer. Mithilfe von etwas Magie und dem Saft einer bestimmten Frucht, die es in den Wäldern am Langen See massenhaft gab, hinderte Lirandil das Feuer daran, den Baum zu erfassen.
    Während sie dort saßen, gab der Katzenbaum keine Ruhe. Immer wieder schnellten seine Greifäste durch die Luft, und manchmal hatte Arvan den Eindruck, dass er es nur tat, um sich in Übung zu halten.
    Solange der Katzenbaum in Bewegung war, hatten sie nichts zu befürchten. Erst das Gegenteil war ein Anzeichen für Gefahr– oder zumindest dafür, dass sich irgendeine Kreatur näherte, die der Katzenbaum als lohnende Beute einstufte.
    » Es gibt wenige Wesen, deren Gehör ähnlich gut wie das der Elben ist«, sagte Lirandil. » Aber die Katzenbäume im Halblingwald gehören zweifellos dazu.«
    » Während wir unterwegs waren, meintet Ihr, etwas gehört zu haben«, erinnerte sich Arvan. » Handelte es sich um einen Verfolger?«
    » Vielleicht habe ich mich getäuscht«, sagte Lirandil. » In diesen Wäldern mischen sich so viele Geräusche, dass selbst ich sie nicht immer ganz voneinander zu trennen vermag.«
    Zalea öffnete ein Bündel, das sie mit sich trug, um den Inhalt neu zu ordnen. Darin befanden sich die Utensilien eines Halblingheilers, etwa kleine Behälter mit verschiedenen Kräutern, winzige Holzgefäße, die mit Korken verschlossen waren und verschiedene Wirkstoffe enthielten, und ein Behälter aus sehr dickem Glas, kaum größer als ein Elbendaumen, der mit dem Zeichen der Magischen Essenz gekennzeichnet war.
    » Ich hoffe, dass ich das hier nicht brauchen werde, aber bekanntermaßen ist ja einer unter uns, der ziemlich verletzungsanfällig ist«, sagte sie, wobei sie Arvan kurz ansah.
    » Du hast dich von deinen Eltern nicht verabschiedet, oder?«, fragte Arvan.
    » Ich habe ihnen einen Brief hinterlassen. Ein Heiler muss dorthin gehen, wo er gebraucht wird! Den Satz habe ich oft von ihnen zu hören bekommen, wenn sie fortmussten, um irgendwo jemanden zu behandeln.« Sie seufzte. » Ob ich sie in jenen Momenten vielleicht auch gebraucht hätte, war ihnen dann nicht so wichtig. Jetzt habe ich ihnen diesen Satz in einem Brief geschrieben.«
    » Und du denkst, dass sie das verstehen werden?«
    » Laut den Gesetzen der Halblinge bin ich volljährig. Ich kann tun, was ich will, also werden sie es akzeptieren müssen, auch wenn es ihnen vielleicht nicht gefällt.«
    Während Zalea mit großer Sorgfalt die Heilerutensilien ordnete und so zusammenpackte, wie sie es gelernt hatte, sagte Lirandil: » Du bist keine ausgebildete Heilerin. Zumindest hast du deine Prüfung noch nicht bestanden. Also gilt dieser Satz, den du zitiert hast, für dich nicht.«
    Zalea sah auf, sie begegnete Lirandils Blick und hielt ihm stand. » Weshalb habt Ihr eigentlich Eure Heimat verlassen, Lirandil?«, fragte sie. » Wie man so hört, ist Euer Volk genauso reisefreudig wie das unsere, nämlich gar nicht.«
    » Das ist eine lange Geschichte«, wich Lirandil aus.
    » Aber gewiss eine sehr interessante«, meinte Zalea.
    » Die Magie des Elbenvolks ist von Zeitalter zu Zeitalter schwächer geworden, und dieser Prozess hält noch immer an. Es ist nicht abzusehen, wann und ob er überhaupt wenigstens zum Stillstand kommt, wobei niemand davon ausgeht, dass unsere Magie eines Tages wieder zunehmen könnte. Es mag Nicht-Elben unverständlich erscheinen, denn die Magie der Elben ist immer noch stärker als jene, die in anderen Teilen Athranors ausgeübt wird. Und deswegen setze ich auch darauf, dass uns die Künste unserer Magier und Schamanen im Kampf gegen Ghool zur Verfügung stehen. Mit dem Schwinden der Magie verlor unser Volk allerdings auch zunehmend das Interesse an allem, was sich außerhalb unseres Reiches ereignet. Das Elbengebirge bildet die Grenze nach Thuvasien und Albanoy, und was jenseits dieser Berge oder jenseits des Meeres geschieht, interessiert nur noch wenige von uns. Wir leben unvorstellbar lange, und offenbar ist den meisten von uns dadurch die Aussicht auf Veränderung ein Graus. Wer Jahrtausende erlebt hat, meint allzu oft, dass er alles gesehen hat und es sich nicht lohnt, eine Reise in ferne Länder zu unternehmen oder sich mit Wesen abzugeben, die so schnell dahinsterben, dass sie kaum aus den eigenen Fehlern lernen und einen akzeptablen Grad an Reife erlangen können.«
    » Ein hartes Urteil, das Ihr da über alle anderen Völker sprecht, werter Lirandil«, meinte Zalea.
    » Nein, ich gebe nur eine weit verbreitete Haltung

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