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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wieder blieb Lirandil stehen und lauschte aufmerksam. » Achtet auf alles, was euch ungewöhnlich erscheint«, mahnte er. » Die Verfolger, die mir in Ghools Auftrag auf den Fersen sind, haben mannigfache Gestalt, und manche sind vielleicht nicht auf den ersten Blick als Feind zu erkennen, aber nicht weniger gefährlich als ein Ork mit angespitzten Hauern.«
    » Könnt Ihr denn etwas Ungewöhnliches hören?«, fragte Arvan.
    » Ich bin mir noch nicht sicher«, murmelte der Elb.
    » Orks trampeln nicht weniger laut durch den Wald als die Kriegselefanten des Waldkönigs«, meinte Neldo.
    » Ich sagte doch, ich spreche nicht von Orks.«
    » Meint Ihr die Dämonenwesen, über die Ghool gebietet?«, fragte Arvan.
    Lirandil gab darauf keine Antwort. Er hob leicht den Kopf, beinahe wie ein Tier, das Witterung aufzunehmen versucht.
    » Kommt«, murmelte er dann.
    Sie gingen weiter, wobei Lirandil große, schnelle Schritte machte. Neldo und Zalea hatten sich eben noch amüsierte Blicke zugeworfen, die sich wohl darauf bezogen, wie langsam der Elb ihrer Meinung nach war. Im hohen Geäst der Bäume wären sie als Halblinge schneller vorangekommen. Doch nun hatten die beiden Mühe, mit dem Elben Schritt zu halten. Arvan mit seinen langen Beinen war da naturgemäß besser dran.
    » Neldo und ich könnten durch das Geäst etwas vorauseilen«, schlug Zalea vor.
    Aber Lirandil schüttelte den Kopf. » Gewöhnt euch daran, euch auf dem Boden und ausschließlich auf euren Füßen fortzubewegen, so wie es für eure Vorfahren völlig selbstverständlich war. Wenn ihr mich wirklich begleiten wollt, werdet ihr Gebiete durchqueren müssen, in denen es keinen einzigen Baum gibt, an dem ihr hochklettern könntet.«
    » Dann werden wir hoffentlich Pferde zur Verfügung haben. Oder Kriegselefanten«, meinte Arvan. » Ich könnte mir denken, dass die Könige, die Ihr besucht, uns auch das Reisen auf Schiffen ermöglichen, damit wir schneller von einem Ort zum anderen gelangen.«
    Lirandil lächelte mild. » Diese Hoffnung hege ich in der Tat«, gab er zu. » Aber bis dahin liegt noch ein langer Weg vor uns. Zudem werde ich sicherlich nicht überall Unterstützung erhalten. Schon deswegen nicht, weil Ghool inzwischen über eine schier unglaubliche magische Macht verfügt, die immer noch weiter anwächst, und sein Einfluss womöglich schon in einige der Länder reicht, die zu unseren Zielen gehören. Auch könnten die dämonischen Wesen, die mich verfolgen, mit dem Wind oder den Wolken oder durch magische Tunnel reisen und erwarten uns womöglich schon in so manchem Königreich.«
    » Das sind alles andere als rosige Aussichten«, fand Zalea. » Es klingt fast, als sei unsere Mission von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
    Lirandil bedachte sie mit einem ruhigen Blick seiner schräg stehenden Augen. » Es ist mir gleichgültig, wie die Erfolgsaussichten stehen. Ich tue das, was getan werden muss, und es entspricht nicht meiner Natur, in Angst zu erstarren, auch wenn der Gegner übermächtig ist. Ich will nichts an der Lage beschönigen. Es ist besser, den Dingen ins Auge zu blicken, anstatt sich mit wohlklingenden Lügen zu trösten.«

Der Dämon
    Zwei Tage Fußmarsch waren es bis zur Anlegestelle von Zabo dem Bedachtsamen. In der Nacht lagerten sie auf der Hauptastgabel eines unbewohnten Riesenbaums. Das war sicherer, als am Boden den Sonnenaufgang abzuwarten.
    Ganz in der Nähe befand sich ein Katzenbaum. Sein Stamm war von einem moosähnlichen Fell bedeckt, schwarz mit gelben Flecken. Es hieß, dass dieser Fellzeichnung magische Kräfte innewohnten und manche Geschöpfe, die zu lange darauf starrten, bewegungsunfähig wurden, sodass sich der Baum nur niederbeugen musste, um seine Beute mit den großen Fangästen zu packen und sie sich ins riesige Maul zu stopfen.
    Zumeist stand so ein Katzenbaum aber völlig regungslos da. Die Dutzenden von gelblichen Augen in dem moosähnlichen Fell waren kaum zu erkennen, es sei denn, das Mondlicht spiegelte sich darin. Katzenbäume konnten in der Nacht so gut wie am Tag sehen. Manchmal knurrten sie vor sich hin oder stießen sehr tiefe Töne aus, mit denen sie sich über viele Meilen hinweg mit ihren Artgenossen verständigten.
    Oft fuhren die Greifäste, an deren Ende sich prankenähnliche Verzweigungen befanden, blitzartig durch die Luft und schnappten nach Vögeln oder Baumteufeln und Springhörnchen, die leichtsinnig genug waren, ihnen zu nahe zu kommen.
    Arvan und seine Gefährten saßen um ein

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