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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Insel zu finden.« Er holte Luft und starrte mich an. »Im Augenblick stehen wir besonders gut da. Seamus hat eine disziplinierte Armee und Jahre der Erfahrung. Wir wissen, was Eamonn leisten kann, und dann sind da die Uí Néill, denn Fionn gehört jetzt zur Familie und wird sich leicht überzeugen lassen, uns dabei zu unterstützen. Es ist wichtig für ihn, dass unser Land sicher ist, ebenso wie das von Eamonn, denn es stellt einen Puffer zwischen ihm und einem möglichen Angriff durch seine Verwandten im Süden dar. Wir könnten mit Fionn verhandeln. Also haben wir bessere Möglichkeiten als je zuvor.«
    »Man sollte annehmen, das sollte auch genügen, die Inseln ohne irgendwelche Heimtücke zurückzuerobern«, sagte Liam ernst.
    »Nein, Onkel. Das glaubst du ebenso wenig wie ich. Northwoods kann so viele Männer in diesen Krieg führen, wie er will, und seine Spione warnen ihn vor unseren Plänen, lange bevor wir die Segel setzen. Wir brauchen zweierlei. Erstens hervorragende Seeleute, die alles übertreffen können, was bisher in diesem Teil der Welt zu sehen war. Schiffe, die sich der Insel insgeheim nähern und im Schutz der Dunkelheit an Stellen landen können, die man zuvor für unerreichbar hielt. Männer, die unbemerkt ins Lager der Briten eindringen. Eine Streitmacht, die sich mitten in ihrer Festung befindet, bevor unser Feind auch nur erkennt, was geschehen ist. Einen Verbündeten mit der Möglichkeit, das Informantennetz der Briten zu entdecken und zu zerstören.«
    »Und zweitens?« Mein Herz klopfte heftig. Ich wusste, was kam.
    »Um das Erste zu erreichen, müssen wir das Zweite tun. Das Zweite besteht darin, unsere Skrupel abzuschütteln. Wir müssen uns der Dienste des Bemalten Mannes bedienen, wer immer das sein mag.«
    Meine Mutter schnappte nach Luft. Iubdan war ernst. Liam biss einfach die Zähne ein wenig fester zusammen. Zweifellos hatte er das alles schon öfter gehört.
    »Ich habe mich darüber erkundigt«, fuhr Sean fort. »Zu dieser Bande gehört ein seltsamer Bursche mit schwarzer Haut, der sich in einem Maß mit Schiffen auskennt, von dem wir nur träumen können. Es gibt andere unter ihnen, Nordmänner und Pikten, die uns gemeinsam alles lehren könnten, was wir wissen müssen. Ich habe Geschichten über diese Männer gehört, die man kaum glauben würde, wenn sie nicht von Tatsachen belegt würden. Der Anführer ist ein Mann, der uns viel zu bieten hat. Er ist ein Experte, was falsche Spuren angeht. Man hat mir gesagt, er ist besser als selbst der beste hiesige Stratege. Mit diesem Mann und seiner Bande auf unserer Seite können wir nicht versagen.«
    »Er würde es niemals tun.« Ich hatte gesprochen, ohne nachzudenken, und meine Stimme zitterte. Vier Augenpaare wandten sich mir neugierig zu. »Eamonn, meine ich«, sagte ich rasch und zuckte zusammen, als ich mir mit der Nadel in den Finger stach. »Er würde nie auch nur im Traum daran denken, mit … mit dem Bemalten Mann zusammenzuarbeiten. Vergiss nicht, was er gesagt hat. ›Wenn dieser Mann wieder seinen Fuß auf mein Land setzt, ist sein Leben nichts mehr wert.‹ Etwas in dieser Richtung. Du wirst ihn nie überreden können.«
    Kurzes Schweigen folgte.
    »Ich verstehe Liams Zögern«, sagte Iubdan ruhig. »Du hast vielleicht große Hoffnung auf ein solches Unternehmen, Sean. Auch ich habe gehört, wie man mit einer Mischung aus Schrecken und Bewunderung von diesem Söldner sprach. Vielleicht ist es wahr, was sie von seinen Fähigkeiten erzählen. Aber man könnte einem solchen Mann nie trauen, denn ein Teil seines Wertes liegt ja gerade in seiner Fähigkeit zu betrügen und in seinem Mangel an Treue. Dieser Mann ist ein Betrüger, er hat kein Gewissen und keine Skrupel. Er kann dein Unternehmen zum Sieg führen oder es scheitern lassen. Du würdest erst im letzten Augenblick erfahren, in welcher Richtung er sich entschieden hat.«
    Liam nickte. »Es ist gut möglich, dass er sich von uns bezahlen lässt und sich dann einfach davonmacht. Und es mag auch sein, dass sein Preis zu hoch ist.«
    »Für dies«, erklärte Sean mit leidenschaftlicher Entschlossenheit, »ist doch sicher kein Preis zu hoch?«
    In diesem Augenblick kam der Schatten. Der Raum löste sich rings um mich her auf, und ich sah stattdessen zwei Männer, die gegeneinander kämpften. Hinter ihnen befanden sich dunkle Säulen, in die Fantasietiere eingemeißelt waren, ein fliegender Drache, ein aufrecht stehender Greif mit Dolchklauen. Der Mann in Grün hatte

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