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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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überreden, im Haus zu bleiben und sich auszuruhen. Küchenfrauen und Krieger standen still nebeneinander, Pferdeknecht und Waldarbeiter Seite an Seite, die Menschen unseres Haushalts, der Bauernhöfe und Siedlungen. Gut, dass Fionn und die Seinen noch nicht eingetroffen waren. Er wusste selbstverständlich, dass unsere Familie den alten Wegen folgte, aber es war klug, ihm nicht vor Augen zu führen, wie wichtig dies in unserem Leben war, weil es schlecht zum christlichen Glauben seines eigenen Haushalts passte. Wenn wir wollten, dass er sich mit uns verbündete, durften wir keinen falschen Schritt unternehmen.
    Conor sprach die Worte, und im ersten kalten Dämmerungslicht begannen wir, unsere Gaben zwischen die knorrigen, knotigen Wurzeln dieses ältesten Waldbewohners zu legen, berührten die raue Rinde, nickten hier ehrfürchtig, flüsterten dort einen Gruß. Diesmal gab es keine Zauberei, keine Flammen, die plötzlich auftauchten. Mein Onkel sprach schlichte Worte, tief aus dem Herzen.
    »Unsere Dankbarkeit ist zu groß, um sie in Worte zu fassen. Wir verleihen ihr hier unter den Eichen so viel Stimme, wie wir können. Wir danken der Sonne, die das Leben aus der Erde geholt hat. Wir danken den Wächtern des Waldes, die während der gesamten Fruchtbarkeitszeit über alles Gute wachen; die alle Dinge behüten, von der Geburt bis zum Tod und darüber hinaus. In euch liegt die Weisheit von Zeitaltern; wir ehren eure Anwesenheit und bieten euch die besten Früchte dieser üppigen Jahreszeit. Denn auch wir sind nur Bewohner des Waldes, auch wir sind Danas Kinder, obwohl wir sterblich sind, und wir folgen den Wegen, die ihr für uns eröffnet, von unserem ersten Atemzug bis zum letzten und darüber hinaus.« Conor schien müde, als müsste er sich ungeheuer anstrengen, um fortzufahren. Es lag eine Last auf seinen Gedanken, eine große Bürde. Ich spürte dies mit meinem eigenen Herzen, und dennoch hätte ich nicht sagen können, was es war. Seine Miene war gelassen wie immer, der Blick der grauen Augen ruhig im heller werdenden Licht.
    »Wir ehren die kommende Dunkelheit nicht weniger. Alle Dinge müssen schlafen. Alle Dinge müssen träumen und weise werden. Willkommen, Königin und Zauberin, die du für uns den Weg der Geheimnisse öffnest. Wir schätzen deine Einsicht. Deine Weisheit fürchten wir ebenso, wie wir sie uns wünschen. Du gibst Leben, du bringst den Tod. Wir heißen deine Wiederkehr willkommen. Wir sind bereit für die Zeit der Schatten.«
    Wir blieben eine Weile stehen, die Köpfe gesenkt, während die Sonne aufging und die graue Welt der Morgendämmerung sich langsam zu Braun und Grün und Gold wärmte. Iubdan hielt meine Mutter immer noch schützend im Arm und starrte ins Leere. Conor hatte die Wahrheit gesagt; der Tod war nicht aufzuhalten. Die Bewegung des Rades ist gnadenlos, alles verändert sich, alles bewegt sich weiter. Ein Brite konnte das vielleicht verstehen, wenn er lange genug unter Menschen unserer Art lebte. Aber er würde es niemals akzeptieren.
    Nachdem das Ritual vorüber war, kehrten die Menschen über die Waldwege zurück, Gedanken an ein warmes Feuer und eine warme Schale Haferbrei zweifellos zuvorderst in ihren Köpfen. Nach einer Weile fand ich mich neben meinem Onkel Conor, und plötzlich schienen alle anderen verschwunden zu sein, und nur noch wir beide waren übrig, gingen gemeinsam durch die gewaltige Stille des Waldes.
    »Ich bin froh, dass du einen warmen Umhang und gute Stiefel hast«, stellte mein Onkel fest. »Wir haben einen weiten Weg vor uns.«
    Dazu bemerkte ich zunächst nichts. Es schien nicht notwendig. Aber nach einer Weile meinte ich: »Mein Vater wird sich vielleicht Sorgen machen.«
    Ein Grinsen zuckte über Conors ruhige Züge.
    »Iubdan weiß, dass du bei mir bist. Es könnte allerdings sein, dass er das nicht sonderlich tröstlich findet – sie trauen mir nicht mehr, wie sie es einmal getan haben. Und du scheinst die Fähigkeit zu haben … Schwierigkeiten anzuziehen.«
    Unsere Schritte auf dem Teppich feuchter Blätter waren leise.
    »Was, wenn Niamh heute nach Hause kommt?«, fragte ich ihn. »Dann würde ich sie verpassen. Ich muss zu Hause sein, wenn meine Schwester kommt.«
    Er nickte ernst. »Das verstehe ich, Liadan. Ich verstehe es besser, als du denkst. Aber für dich ist dies hier wichtiger. Wir werden vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein.«
    Ich zog die Brauen hoch, erwiderte aber nichts.
    Nach einer Weile sagte mein Onkel: »Du

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