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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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sagte, wenn Niamh überhaupt mit jemandem spricht, dann mit dir. Ich bitte dich, das für mich zu tun. Nur bis Fionn zurückkommt und sie wieder abholt, dann musst du nach Hause kommen. Du wirst nicht in Eamonns Haus bleiben wollen, sobald er wieder da ist. Du sagst, du hast bereits mit ihm gesprochen. Das muss für euch beide schwer gewesen sein. Eamonn ist ein stolzer Mann; er kann einen Verlust nicht leicht ertragen.«
    »Es war schrecklich.«
    Mein Vater legte mir den Arm um die Schulter. »Nun gut. Was hältst du davon?«
    »Wenn es das ist, was ihr wollt, dann werde ich gehen.« Die Aussicht bedrückte mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich wissen wollte, was hinter Niamhs leerem Blick stand. Und ich wollte Eamonns Heim nicht besuchen, selbst dann nicht, wenn er selbst unterwegs war.
    »Du wirst es für mich und deine Mutter tun. Im Gegenzug werde ich dir und meinem Enkelkind Schutz bieten. Ich werde dafür sorgen, dass Liam davon erfährt, bevor er nach Tara aufbricht. Und ich werde mit Sean und Conor sprechen.«
    »Mutter sagte, sie würde …«
    »Ich werde es tun. Und zwar auf eine Weise, dass keine Fragen gestellt werden und niemand etwas von dir verlangt. Du bist meine Tochter. Du und dein Kind, ihr werdet hier in Sevenwaters sicher sein, so lang ihr hier bleiben wollt.«
    »Oh Vater.« Ich umarmte ihn.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du verzweifelst, wie Niamh verzweifelt ist. Auch ich habe gegen Regeln verstoßen, um zu bekommen, was ich wollte, Liadan. Ich habe nie vergessen, was ich zurückgelassen habe, als ich hierher kam. Aber ich habe nie, keinen einzigen Augenblick lang, geglaubt, dass ich die falsche Entscheidung getroffen hatte. Du bist die Tochter deiner Mutter. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du die falsche Wahl triffst. Sicherlich wird am Ende etwas Gutes daraus entstehen. Schon gut, Liebes, weine, wenn du willst. Und nachher gehst du zu Aisling, und ihr plant euren Besuch bei ihr. Vielleicht solltet ihr mit dem Wagen reisen; es tut dir vielleicht nicht gut zu reiten.«
    »Ein Wagen!« Damit hatte er mich aus meinen Tränen herausgerissen. »Ich bin doch nicht krank! Ich werde auf der kleinen Stute vollkommen sicher sein. Wir werden uns schon nicht überanstrengen.«
    ***
    Er hielt sein Wort. Wie es ihm gelang, weiß ich nicht, aber bevor die Männer nach Tara abreisten, wussten Liam und Sean Bescheid, ebenso wie Conor, obwohl er es vielleicht schon zuvor gewusst hatte. Mir stand ununterbrochen vor Augen, wie sehr sich das von Niamhs Erfahrung unterschied. Für meine Schwester hatte es nur kalte Ablehnung gegeben, Ausgeschlossensein, die übereilte, gezwungene Ehe. Was ich getan hatte, wurde einfach akzeptiert, als wäre mein vaterloses Kind bereits Teil der Familie von Sevenwaters. Dabei hatte ich mehr Regeln gebrochen als Niamh. Ich konnte immer noch nicht verstehen, warum die Familie Ciarán für einen so unpassenden Bewerber gehalten und ihre Gründe geheim gehalten hatte. Und es war kein Kind unterwegs gewesen. Dennoch hatte Niamh nichts von der Liebe und Wärme zu spüren bekommen, die mich nun umgab. Darin lag eine schreckliche Ungerechtigkeit. Ich war mir meiner Schwester bewusst, die sich steif im Haus bewegte, stets hinter ihrer unsichtbaren Wand, mit ausdruckslosem Blick, die Arme um den Oberkörper geschlungen oder die Hände fest verschränkt, als könnte sie es sich nicht leisten, in ihrer Wachsamkeit auch nur einen Augenblick lang nachzulassen, als hielte sie uns alle für ihre Feinde.
    Trotz der Ungerechtigkeit war ich meinem Vater zutiefst dankbar, dass er mir den Weg so erleichtert hatte. Und die Nachricht verbreitete sich rasch. Ich ging vor dem Abendessen nach unten, und da war Janis selbst, die dafür sorgte, dass es genügend Kelche und Teller und Messer für den Haushalt und die Gäste gab. Janis schien nicht älter zu werden. Sie war bereits Amme meiner Mutter gewesen; sie musste schon recht alt sein, aber ihre dunklen Augen blitzten immer noch voll eifrigen Interesses an allem, was neu war, und ihr Haar, das sie in einem streng geflochtenen Knoten im Nacken trug, war schwarz und schimmernd wie ein Krähenflügel. Ihre Verwandten reisten im Land umher, aber Janis hatte sich schon vor langer Zeit in Sevenwaters niedergelassen; sie gehörte zu uns.
    »Nun, Mädchen«, sagte sie grinsend, »wir brauchen das Geheimnis also nicht länger zu bewahren.«
    »Hat mein Vater es dir gesagt?«
    »Er hat die Nachricht auf seine eigene Weise verbreitet. Nicht, dass

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