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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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selbstsicherer, als sie sich fühlte, denn sie sagte mir leise, dass das Kind sich offenbar in den letzten paar Tagen erneut gedreht hatte und nun in dieser Stellung verharrte, entschlossen, so zur Welt zu kommen. Kein Grund, mir Sorgen zu machen, erklärte sie mit fester Stimme. Ich war jung und gesund, und das Kind schien nicht sonderlich groß zu sein. Ich würde es schon schaffen.
    Ich muss es schaffen, sagte ich mir. Denn wenn ich ihn nicht herauspressen kann, bin ich tot und er ebenfalls. Ich muss es schaffen. Bitte lasst die Nabelschnur nicht um seinen Hals liegen.
    Es dauerte sehr lange. Die Kerze brannte bis zum Morgengrauen und sandte rosafarbenes und orangefarbenes Licht durch das kleine Fenster in diese Kammer, die ich einmal mit meiner Schwester geteilt hatte. Eine der Frauen wollte die kleine Flamme löschen, aber ich bat sie, sie brennen zu lassen. Auf diese Weise wäre etwas vom Vater meines Sohnes anwesend, um Zeuge der Geburt zu sein. Es wurde heller, die Aktivitäten rings um mich her hektischer, und ich konnte draußen Männerstimmen hören. Irgendwann ging meine Mutter kurz nach draußen, vielleicht, um meinen Vater zu beruhigen, denn ich konnte mir gut vorstellen, wie er unruhig auf und ab ging und darauf wartete, dass es schließlich vorüber war, und wie sehr es ihn bekümmerte, dass er überhaupt nicht helfen konnte.
    »Du kannst ruhig schreien, Mädchen«, sagte Janis später. »Es ist eine grausame Arbeit; niemand erwartet, dass du sie schweigend leistest. Fluche und weine, so viel du willst.« Aber mir kam es so vor, als wäre Schweigen Beherrschung, und ich dachte auch zwischen diesen schmerzlichen Krämpfen daran, wie mutig Evan, der Schmied, gewesen war, dessen Qualen sicher schlimmer gewesen waren als diese. Hatten Frauen so etwas nicht schon mehr Jahre ertragen, als es Sterne am Himmel gab? Ich hatte etwas zu tun und musste damit fertig werden. An dieser Stelle glaubte ich eine leise Stimme zu hören, die mir ins Ohr flüsterte: Gut. So ist es richtig.
    Später, als das Licht draußen wieder violett und grau wurde und selbst Janis langsam erschöpft aussah, ließ meine Mutter sie noch einen Tee kochen, und als ich ihn roch, zog ich die Brauen hoch, denn außer Diptam und Ysop roch ich auch noch Bergminze und einen anderen, schärferen Geruch, den ich nicht erkannte.
    »Das brauche ich nicht«, sagte ich gereizt. »Ich schaffe das allein.«
    Mutter lächelte, und wenn sie sich Sorgen machte, konnte sie das gut verbergen. Auf ihren Zügen lag keine Spur der Erschöpfung. Sie war bleich, aber dieser Tage war sie immer bleich.
    »Die Abenddämmerung wäre eine gute Tageszeit für dieses Kind, zur Welt zu kommen«, sagte sie leise. »Ich denke, es wäre die richtige Zeit. Vergiss nicht, dass ich die Heilerin bin, Tochter.«
    Ich sah sie verärgert an, aber ich trank, und dann spürte ich eine neue Welle von Schmerzen, die durch meinen Körper drang, und diesmal konnte ich nicht still bleiben. Das hier war anders, stärker, heftiger, und ich spürte einen Drang zu pressen – einen Drang, dem ich mich nicht verweigern konnte.
    Danach ging es schnell, beinahe zu schnell. Ich machte erheblich mehr Lärm, als ich gewollt hatte, und meine Mutter sagte mir, ich könnte aufhören zu pressen, aber ich konnte es nicht; jemand stützte meine Schultern, und Janis sagte: »Gut, gut, das ist es, Mädchen«, und dann gab es eine letzte unmögliche Anstrengung, die mich beinahe zerriss, und plötzlich Schweigen.
    »Schnell«, hörte ich Janis sagen, und jemand bewegte sich rasch. »Dreht ihn um. Ja, genau. Macht seinen Mund sauber. Gut. Jetzt …« Ich lehnte mich vollkommen erschöpft zurück, aber als ich den ersten Zornesschrei meines Sohnes hörte, setzte ich mich wieder auf, wischte die Tränen aus den Augen und streckte die Arme nach ihm aus.
    Er war einfach vollkommen. So winzig, so faltig und rot, aber er hatte bereits braune Locken, die an seinem kleinen Schädel klebten. Er war mein Sohn und Brans. Oh. Oh, wie sehr ich mir wünschte, du wärst hier und könntest ihn sehen. Sehen, was für ein wunderbares Kind wir haben!
    »Du weinst ja, Mädchen«, sagte Janis, die verstohlen ihre eigenen Wangen wischte. »Dazu gibt es keinen Grund. Das ist ein hübscher kleiner Junge, den du da hast. Klein, aber stark. Er kann selbst nach einem so langen Kampf immer noch laut genug brüllen. Ein kleiner Kämpfer.«
    Es gab viel aufzuräumen, wie immer nach einer Geburt. Sie beschäftigten sich um mich herum,

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