Der Sohn der Schatten
während mein Sohn, eine süße Wärme, auf meiner Brust lag. Er war jetzt still, und sein kleiner Mund arbeitete bereits in Vorbereitung auf die Brust, seine Finger klammerten sich fest um einen von meinen. Lass nicht los.
Mutter war seltsam still. Ich nahm an, sie sei erschöpft von der langen Nacht und dem langen Tag, aber als ich hinschaute, saß sie immer noch am Bett und betrachtete das Kind sehr nachdenklich.
Die Frauen brachten ihre Arbeit zu Ende und gingen zu einem wohlverdienten Abendessen, und Mutter bat Janis, sich ein wenig Bier und Essen zu holen und sich mit dem Zurückkommen Zeit zu lassen.
»Und sag dem Großen, er kann eine Weile heraufkommen.«
Als alle weg waren und es still wurde, sprach sie weiter. »Liadan.«
»Mhm?« Ich war beinahe eingeschlafen. Das kleine Feuer wärmte das Zimmer gut, und ein angenehmer Lavendelduft breitete sich in der Luft aus; sie verbrannten die getrockneten Blüten wegen ihrer Heilkräfte.
»Ich bin nicht sicher, wie ich es ausdrücken soll. Aber es muss gesagt werden. Liadan, ich glaube, ich könnte dem Vater dieses Kindes einen Namen geben.«
»Was!«
»Still, still. Leg dich wieder hin, sonst erschreckst du den Kleinen noch. Es könnte sein, dass ich mich irre. Wir sollten warten, bis dein Vater herkommt. Es besteht eine sehr starke Ähnlichkeit. Und der Rote hat mir gesagt … er sagte mir, dass dein Mann irgendwie mit Harrowfield in Verbindung steht. Wenn das nicht wäre, hätte ich vielleicht nicht darüber nachgedacht.«
Wir hörten, wie gestiefelte Füße drei Stufen gleichzeitig nahmen, den Flur entlangeilten, und dann wurde die Tür aufgerissen.
»Liadan!« Mein Vater kam in zwei langen Schritten quer durchs Zimmer. »Mein Liebes, geht es dir gut?« Und dann sah er das Kind an meiner Brust und verzog den Mund zu einem strahlenden, wunderbaren Lächeln. Es war lange her, seit ich ihn hatte lächeln sehen.
»Du kannst ihn halten, wenn du willst, Großvater«, sagte ich.
Und dann erzählte meine Mutter ihre Geschichte, während mein Vater mit seinem Enkelkind in den Armen am Feuer stand und ich mich auf einen Ellbogen stützte und den Wein mit Kräutern trank, den meine Mutter mir gegeben hatte.
»Diese Geburt«, sagte Sorcha leise, »diese Geburt war einer anderen so ähnlich, an der ich vor langer Zeit teilgenommen habe, dass ich es nicht als Zufall abtun kann. Das hätte ich vielleicht getan, wäre dieses Kind nicht das Abbild des anderen, des Jungen, den ich in der Nacht von Meán Geimrhidh in Harrowfield auf die Welt geholt habe.«
Vater warf ihr einen scharfen Blick zu. »Wie könnte das sein?«, fragte er. »Außerdem«, und er warf einen Blick auf das Bündel in seinen Armen, »sehen nicht alle Babys gleich aus?«
»Ich glaube, dass ich Recht habe«, sagte meine Mutter. »Und ich denke, du wirst mir bald zustimmen. Die Wehen und die Geburt folgten demselben Muster: das Kind, das trotz aller Versuche immer noch verkehrt herum lag, die langen Wehen, die schwierige Entbindung. Liadan ist jünger und kräftiger, als Margery war, und erheblich entschlossener, also brauchte sie weniger Hilfe. Aber es war dasselbe.«
»Alle Sturzgeburten sind schwierig«, sagte ich mit klopfendem Herzen. »Wer war dieses Kind?«
Aber Mutter antwortete mir nicht. »Sieh dir das Kind an«, sagte sie zu Iubdan. »Betrachte dir sein lockiges braunes Haar und die grauen Augen. Sieh dir sein Kinn an und die Form seiner Stirn. In diesen Zügen liegt eine deutliche Spur von Johns Gesicht, so rot und runzlig die des Kindes auch sein mögen. Du wirst es nicht abstreiten können, Roter.«
Mein Vater trat näher an die Kerze heran, betrachtete das Gesicht des Babys forschend, und dann erhob sich plötzlich Protestgeschrei. »Komm her«, sagte ich, stellte den Becher ab, und mein Sohn wurde mir zurückgegeben. Ich streichelte seinen Rücken und summte leise vor mich hin, ein altes Wiegenlied, das einmal seinen Vater überraschenderweise hatte einschlafen lassen.
»Roter?«
Mein Vater nickte. »Ich sehe es, Jenny.« So hatte er sie immer genannt, seit sie einander begegnet waren, als sie noch keine Stimme gehabt hatte, um ihren wahren Namen zu nennen. »Und es passt zu dem, was du mir erzählt hast, Liadan. Dass der Vater des Kindes einmal in Harrowfield gelebt hat. Der Junge war weniger als ein Jahr alt, als Jenny von dort weggegangen ist.«
»Wer … wer war er?«, fragte ich vorsichtig, rechnete rasch im Kopf und fragte mich, ob Bran tatsächlich jünger als
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