Der Sohn der Schatten
seiner bunten Decke schlief. Als er aufwachte und gestillt werden wollte, holte ich mir ihn in mein Bett, denn seine Gegenwart war eine willkommene Barriere gegen die bösen Ahnungen, die drohten, mich zu überwältigen. Fiacha saß auf einer Stuhllehne, und ob er schlief oder wach war, wusste ich nicht. Ich musste stark sein, sagte ich mir, als ich einen Span an die glühenden Kohlen in der Feuerstelle hielt und meine Kerze anzündete. Sehr stark, denn die Sicherheit anderer hing von meiner Kraft ab.
Die Kerze flackerte und ging aus. Ich legte meine Hand um den Docht, um ihn vor dem Durchzug zu schützen, und hielt den brennenden Span näher daran. Der Docht flackerte kurz auf und erstarb. Ich spürte etwas in meinem Nacken, das sich anfühlte wie die Berührung einer eisigen Hand. Sehr entschlossen nahm ich die Kerze mitsamt dem Halter und bewegte mich vom Fenster weg, um sie vorn auf die Eichentruhe am Bett zu stellen. Seltsame Schatten vom Licht des flackernden Spans tanzten über die Wände.
Hier gab es keinen Durchzug. Aber die gemusterte Kerze wollte nicht angehen. Ich überprüfte den Docht und versuchte es wieder. Und wieder, während schreckliche Angst mich ergriff. Der Docht war in Ordnung, der Span brannte stetig direkt daneben. Aber sobald ich die Hand wegzog, flackerte die Kerzenflamme und erstarb. Ich sagte mir, dass ich dumm sei und in meiner eigenen Panik dazu beitrug, dass die Kerze immer wieder ausging. Ich holte tief Luft und versuchte es noch einmal. Ich saß lange Zeit da, versuchte wieder und wieder, sie zum Brennen zu bringen, bis meine Hände zitterten und mir alles vor Augen verschwamm. Es war dunkel draußen; dichte Wolken hingen vor dem Mond, und ich konnte die kleine Kerze nicht zum Brennen zwingen. Heute Nacht würde dieses Licht nicht ins Dunkel hinausleuchten.
Ich saß schaudernd auf dem Bett, eine Decke um die Schultern, aber ich versuchte, nicht zu schlafen, nicht in dieser Nacht. Johnny wachte zweimal auf, und ich hielt ihn im Arm und stillte ihn und war froh über seine Gesellschaft. In dieser Nacht wünschte ich mir den Blick, aber nichts geschah. Ich konnte nicht einmal dieses Kind hören, das im Dunkeln schrie. Stattdessen war ich es, die im Geist rief: Wo bist du? Zeig es mir. Zeig es mir. Aber nichts geschah, während ich wartete, kalt vor Befürchtungen, bis das erste Morgenlicht den Himmel berührte.
***
Ich sagte dem verschlafenen Kindermädchen, dass ich den Tag über weg sein würde, und nahm Johnny mit. Ich erklärte ihr, falls jemand fragen sollte, solle sie behaupten, ich hätte eine Eskorte mitgenommen und mich auf einen kurzen Besuch gemacht, ich wäre rechtzeitig zurück, um meinen Onkel Liam zur Ruhe zu betten. Ich wollte an diesem Tag nicht zu Hause sein, ich musste mich um andere Dinge kümmern.
Ich hatte bereits zuvor eine Methode gefunden, Johnny bei meinen Wanderungen durch den Wald mitzunehmen, und nun packte ich ihn mir auf den Rücken, in ein Stück festes Sackleinen, dessen Enden ich über meine Schulter zog und dann um die Taille band. Ihm gefiel es, auf diese Weise unterwegs zu sein, dicht an meiner Körperwärme, weil er die Steine und den Himmel und die vielen Farben und Muster von Eichen und Eschen, Birken und Haselsträuchern sehen konnte. Wenn er einmal ein Mann war, dachte ich, als wir leise über einen laubbedeckten Weg gingen, den mein Onkel Conor mir einmal gezeigt hatte, würde er sich an diese Formen und Farben erinnern, und es würde ihm wie allen Kindern von Sevenwaters schwer fallen, sich lange vom Wald zu entfernen.
Ich beeilte mich. Da der Blick sich mir offenbar nun verweigerte und ich nur noch auf mein Wissen angewiesen war, musste ich versuchen, mit anderen Methoden Informationen zu erlangen. Und nun, da meine Mutter weg war, gab es nur noch einen einzigen Menschen, der mir helfen würde, ohne ein vorschnelles Urteil zu fällen, und der nicht versuchen würde, mir zu sagen, was ich tun sollte und was nicht.
Es begann ein wenig zu regnen, aber die großen Eichen schützen uns, und als ich am Ufer des Siebenbaches entlangkletterte, dort wo er über die Felsen in das klarere Wasser des Sees hinabfloss, waren die Wolken dünn genug, um ein wenig Sonne durchzulassen. Fiacha flog von Ast zu Ast, einmal hinter uns, einmal vor uns, hielt Schritt und hielt Wache. Es bestand keine Gefahr, dass mir kalt wurde; mein schneller Schritt und Johnny auf dem Rücken sorgten dafür, dass dies nicht geschah. Und tatsächlich musste ich bald immer
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