Der Sohn der Schatten
nähen und Marmelade einkochen und Bier brauen. Sie konnte ein Huhn rupfen und Wolle spinnen und sich um kranke Lämmer kümmern. Tom war stolz auf sie, und es fiel ihm schwer, bis zu ihrem Hochzeitstag zu warten, der für Mittsommer angesetzt war. Er liebte ihr blondes Haar, das ihr bis zur Taille fiel, wenn sie es manchmal aus dem Zopf löste, so dass er sehen konnte, dass es sich wellte wie ein Weizenfeld im Sonnenlicht. Er liebte es, dass sie gerade groß genug war, dass er den Arm gut um ihre Schultern legen konnte, wenn sie nebeneinander hergingen. Wenn er sie sah, schlug sein Herz schneller, und sein Körper regte sich, und er sang an seiner Schmiede, wenn er das heiße Eisen zu Mistgabeln und Pflugscharen hämmerte, und lächelte in sich hinein und wartete auf den Mittsommertag.
So still und freundlich Jenny sein mochte, es gab eins, das bewirkte, dass sie die Nerven verlor, und das war, wenn andere Mädchen ihrem Tom Seitenblicke zuwarfen oder versuchten, mit ihm zu schäkern, wenn er an ihnen vorbeiging. ›Passt auf, wo ihr hinseht‹, sagte sie dann wütend, ›oder es wird euch noch Leid tun. Er gehört mir.‹ Tom lachte und sagte, sie sei wie ein kleiner, wilder Terrier, der einen Knochen verteidigt. Wusste sie denn nicht, dass er niemals auch nur im Traum daran denken würde, je eine andere anzusehen? War sie nicht die Frau seines Herzens?
Ah, aber sie hatten ihre Rechnung ohne das Volk unter dem Hügel gemacht. Sie mischen sich gerne ein, und nichts gefällt ihnen besser, als einen Jungen oder ein Mädchen einer Laune folgend wegzuschnappen und das arme Geschöpf zu ihrem eigenen Vergnügen zu benutzen. Einige behalten sie ein Jahr und einen Tag und andere für immer. Einige spucken sie wieder aus, wenn sie genug von ihnen haben, und diese armen Wesen sind nie wieder so wie früher. Eines Abends hatte Tom noch spät gearbeitet, drunten in der Schmiede, und er nahm eine Abkürzung durch den Wald zu dem Bauernhof, wo seine Jenny wohnte, in der Hoffnung, bevor er nach Hause ging, noch einen Kuss oder zwei rauben zu können. Dummer Tom. Er trat aus Versehen in einen Kreis aus Pilzen, und innerhalb eines Herzschlags war das Feenvolk da, in wunderschönen Gewändern, und an ihrer Spitze die Feenkönigin auf ihrem weißen Pferd. Ein Blick in ihre Augen, und er war verloren. Die Königin ließ ihn hinter sich aufsitzen, und dann galoppierten sie davon, weit, weit weg, wo kein sterbliches Wesen sie je erreichen konnte. An diesem Abend wartete Jenny mit einer brennenden Kerze im Fenster; sie wartete und wartete. Aber ihr Tom kam nicht.«
Ich hatte mich schon gefragt, ob ihnen diese Geschichte vielleicht zu albern oder kindisch vorkam, nicht passend für erwachsene Männer. Aber sie schwiegen gebannt. Ich trank noch einen Schluck Bier.
»Weiter«, sagte Schlange. »Ich dachte, du hättest gesagt, er sei verlässlich. Hört sich ziemlich dumm an. Er hätte auf der Straße bleiben und eine Laterne mitnehmen sollen.«
»Wenn das Feenvolk erst entschieden hat, dass sie dich wollen, dann kannst du nicht viel dagegen tun«, erwiderte ich. »Nun, Jenny war nicht dumm. Früh am nächsten Morgen machte sie sich auf durch den Wald zur Schmiede, und sie sah die Hufspuren überall im Gras und den Pilzkreis, oder zumindest, was davon übrig war, und sie sah Toms roten Schal, den sie selbst gesponnen und gestrickt und gefärbt hatte. Sie wusste sofort, wer ihren Mann mitgenommen hatte, und sie war entschlossen, ihn zurückzubekommen. Also ging sie zur ältesten Frau im Dorf, die so alt war, dass sie überhaupt keine Zähne mehr hatte und verkrümmte, gebogene Fingernägel und so viele Falten wie ein getrockneter Apfel vom letzten Winter. Jenny setzte sich zu dieser Uralten und gab ihr eine Schale Haferbrei, die sie für sie zubereitet hatte, und dann fragte sie sie, was sie tun sollte.
Die alte Frau sprach nur widerstrebend. Über solche Dinge schweigt man lieber. Aber Jenny war oft freundlich zu ihr gewesen, hatte ihr im Haus geholfen und ihr immer einen Bissen vorbeigebracht, also sagte sie es ihr. ›Beim nächsten Vollmond‹, sagte sie, ›wird das Feenvolk über den Weg reiten, der durchs Herz des Waldes und zur Kreuzung auf dem Moor führt.‹ Jenny sollte an dieser Kreuzung still warten, bis es Mitternacht wurde. Wenn sie vorbeikamen, musste sie ihren Tom an der Hand nehmen und ihn bis zum Morgengrauen fest halten. Dann wäre der Bann gebrochen, und er könnte wieder ihr gehören. ›Das klingt nicht sonderlich
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