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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sie noch murmeln, während sie die Küche verließ. »Kein Wunder, dass sogar die Wachteln, die er isst, mit geheimnisvollen Schriften gefüllt sind!«
    Die Kinder sahen sich an und begannen zu lachen.
    »So ist es ja noch viel besser«, sagte Gil. »Der Brief wird Meister Flamel direkt serviert! Ich hatte schonBedenken, Jakob, dass dein Vater ihn aus Versehen mitisst.«
    »Und wie gut«, meinte Jorge, »dass Martha einen Narren an deinem Vater gefressen hat! Was hast du denn auf dieses kleine Rindenstück geschrieben?«
    »Tu, was Gonzalo will«
, antwortete Jakob stolz über seine Schreibkunst, die ihm niemand streitig machen konnte.
» Rufe Freiwillige. Nimm Pepe und Gil. Tu, was sie sagen.
Das habe ich geschrieben . . . Warum schaut ihr so?«
    »Na, dein Vater muss ganz schön gelehrt sein, um diese Nachricht zu kapieren«, meinte Pepe.
    »Es war nicht so einfach, mit der Gänsefeder und dem Hühnerblut zu schreiben«, verteidigte sich Jakob. »Und viel Platz war auch nicht.«
    »Ja, ja, schon gut«, lenkte Pepe ein. »Ein bisschen Glück gehört immer dazu.«
    In diesem Augenblick ertönte eine Fanfare.
    »Das Fest beginnt!« Die Kinder hörten aufgeregte Schreie von draußen. Sie eilten in den Hof, denn die Eröffnungsrede des Grafen wollten sie sich nicht entgehen lassen und in der Küche schienen sie gerade nicht gebraucht zu werden.
    »Oh!« Pepe sprang noch einmal zurück. »Ich muss ja noch einen Bratfisch besorgen. Die Bezahlung für Zaida! Meine Güte, wenn ich das vergessen hätte!«
    Marie staunte. Wie viele Leute jetzt im Burghof waren! Die bunten Fahnen und Bänder flatterten über demBankett und viele fein gekleidete Herrschaften schritten würdevoll zum Grafen, der am Kopfende der langen Tafel stand. Stattlich sah er aus, der Gastgeber, das musste sie zugeben. Mit eleganten Bewegungen hieß er die Gäste willkommen. Wie konnten sich nur alle so in ihm täuschen! Sah denn keiner, dass er ein skrupelloser Geiselnehmer war, ein rücksichtsloser Widerling auf der Jagd nach Gold? Oder waren alle Edelleute so?
    Pepe gesellte sich wieder zu ihnen. »Ich konnte Zaida nirgends entdecken«, sagte er. »Aber ich habe ihr den Fisch an den Bühnenrand gelegt. Hoffentlich gilt das als Bezahlung!«
    Jorge schaute ihn besorgt an. »Wenn sie uns verrät, ist alles im Eimer!«
    Nach den Edelleuten kamen die Bauern und Pilger, grüßten den Grafen ehrerbietig und setzten sich an einige kleinere Tische.
    »Zu Ehren des Jakobus lasst uns feiern – und auch beten!«, rief der Graf schließlich laut und blickte in die Runde. »Das Beten übernimmt wie jedes Jahr unser hochgelehrter Freund Rui aus Portomarin!«
    Marie erkannte den weißhaarigen Ritter neben dem Grafen. Er nickte bedächtig und wollte gerade vortreten, als der Graf noch etwas hinzufügte: »Noch etwas! Nach dem Festmahl erlaube ich mir eine kleine Überraschung. Ich kündige hiermit Nicholas Flamel an, den Meister aller Alchemisten! Er wird uns eines der großen Geheimnisse der Alchemie offenbaren – zum Ruhm meines Hauses undzu Ehren meiner Familie!« Der Graf schaute herausfordernd zum Ritter hinüber.
    Ein Raunen ging durch die Menge, aber so recht schien niemand zu verstehen, was der Graf damit meinte.
    »Was ist ein Alchemist?«, hörte Marie ein Mädchen fragen.
    Sie sah, wie Gonzalo Rui zulächelte. Der hielt seinem Blick stand und lächelte zurück, beinah ein wenig belustigt. Schließlich faltete er die Hände und nach einem langen Gebet erklärte der Graf das Festmahl für eröffnet. Jubel erhob sich, die Fanfaren erklangen wieder und die Musik auf der Bühne begann. Marie konnte Zaida unter den Spielleuten entdecken. Der Grillmeister begann, stattliche Fleischstücke von dem gebratenen Ochsen abzusäbeln. Die besten Stücke wurden dem Grafen gezeigt, der sie begutachtete, manches auch kostete und dann die Platten weitergeben ließ. Gil fiel begeistert in den Jubel ein. »Ich finde den Grafen gar nicht so übel«, sagte er. »Dass er auch den Pilgern ein solches Festmahl zukommen lässt!«
    »Lass das nicht Jakob hören«, murmelte Jorge, »der regt sich sonst wieder auf!«
    Gil hörte nicht zu. »Schau nur – dort gibt’s die Blutwurst, die ich gerührt habe!«
    Marie lachte. »Du hast wirklich nur Wurst im Kopf!«
    »Nein«, widersprach Gil, »auch Braten!«
    Die Kinder mischten sich unter die Pilger. »Unser Plan hat noch einen Haken«, murmelte Jakob unruhig. Marie sah, dass er keinen Bissen herunterbrachte. »Mein Vatermuss ja irgendwann

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