Der Sohn des Alchemisten
wieder unter der Bühne herauskommen! Aber jeder weiß ja, wie er ausschaut! Wenn er sich blicken lässt, fliegt der ganze Schwindel mit dem Hahn auf! Wie soll er denn jemals die Burg verlassen?«
»Wir müssen ihn eben verkleiden!«, rief Pepe, der sich die Backen voll Blutwurst gestopft hatte. »Ihr zwei, Marie und du, nehmt ihn am besten unter der Bühne in Empfang, während Gil und ich auf der Bühne stehen und – nun ja – zaubern. Wenn er gut verkleidet ist, wird ihn am Tor niemand aufhalten und wir treffen uns hinterher alle wieder im Wald. He, jetzt haben die Pilger dort die ganze Platte leer gemacht und ich habe keinen einzigen Fisch abbekommen. So eine Gemeinheit! Lasst mich mal vor!«
»Verkleiden«, grummelte Jakob, »womit sollen wir ihn denn verkleiden?«
»Unter der Bühne waren Tücher und Schminke«, überlegte Marie.
»Schminke?« Jakob schüttelte den Kopf. »Wir können ihn schlecht als Hanswurst schminken, um ihn aus der Burg zu schmuggeln, das ist zu auffällig.«
Marie blickte sorgenvoll drein. »Du hast recht, wir brauchen noch etwas Besseres.«
Der Wein rötete schon die Backen der Festgäste. Immer lauter und fröhlicher ging es an den Tischen zu und einige der Herrschaften sangen laut und schunkelten zur Musik.
»Hoffentlich hat mein Vater meinen Brief verstanden«, murmelte Jakob bedrückt.
Marie nickte unruhig. »Es kann nicht mehr lang dauern, bis der Graf ihn holen lässt.«
Mit einem Mal fuhr sie hoch. »Meine Güte! Wir brauchen doch noch den schwarzen Hahn! Pepe!«
»Zu Diensten, was gibt’s?«, rief Pepe und spuckte eine Gräte aus. »Rühren, putzen, schaben, schnippeln, womit kann ich dienen?«
»Du sollst nicht mehr kochen, du sollst zaubern«, antwortete Marie ungeduldig.
»Oh!« Pepe schlug sich auf den Mund. »Marie, wenn wir dich nicht hätten! Ich kümmere mich sofort um unseren Gockel! Bin schon unterwegs!« Pepe verschwand Richtung Stall.
»Schau!« Jakob packte Marie am Arm. »Der Graf betritt die Bühne!«
Tatsächlich! Marie lief es heiß und kalt den Rücken herunter. Die Spielleute verließen die Bühne.
»Und da! Da ist auch mein Vater! Ja, er ist es!« Jakob sprang in die Luft und deutete auf den hageren Mann mit grauem Bart und schwarzem Mantel, der neben Gonzalo stand und unsicher über die Menge der Festgäste blickte.
»Hör auf zu winken!«, befahl Marie streng und packte Jakobs Arm.
»Aber mein Vater –«
»Halte dich bloß an unseren Plan, Jakob, sonst nimmt das alles ein schlimmes Ende!«, zischte Marie.
»Hört alle her!«, rief der Graf. Nach und nach verstummte das Geplauder der Gäste. »Neben mit steht einerder größten Alchemisten der Welt. Nicholas Flamel ist endlich das gelungen, wonach schon lange Jahre gesucht wurde. Er kann Gold herstellen!«
Jetzt wurde es totenstill. Die Leute hielten den Atem an.
»Nicht in Porto, nicht in Paris, in Rom oder in Santiago de Compostela, nein, bei mir, auf meiner Burg wird zum ersten Mal dieses große Wunder gezeigt werden! Wir werden heute die ersten Zeugen einer neuen Zeit werden! Meister Flamel, macht mir keine Schande! Ihr wisst, was auf dem Spiel steht!«
Der Graf warf einen hämischen Blick zu Rui hinüber.
Marie ballte die Fäuste.
»So eine Gemeinheit! Meinen Vater so zu erpressen!« Jakob biss sich auf die Lippen. »Wo ist Pepe? Wo ist der Hahn?«
»Ruhe bewahren. Teil eins des Plans klappt schon mal«, murmelte Jorge hinter ihnen. »Das ganze Theater findet am richtigen Ort statt, auf der Bühne! So wie wir vermutet haben!«
Jakobs Vater war nach vorne getreten. Ein paar Männer schleppten einen Tisch mit den merkwürdigen Apparaturen auf die Bühne, die die Kinder vorhin in der Küche gesehen hatten. Ein Kessel mit glühenden Kohlen wurde auf die Bühne gebracht.
»Es ist die höchste Kunst aller Künste«, begann Jakobs Vater mit dünner Stimme, »das edle Metall aus den Elementen herauszudestillieren!«
»Er spielt mit!« Jakobs Gesicht glühte. »Er tut so, alskönne er Gold herstellen! Das heißt, dass er meinen Brief gelesen hat!«
Marie nickte aufgeregt. Jakobs Vater erklärte etwas Unverständliches und schüttete aus kleinen Säcken Pulver in einen Topf.
Die Leute steckten die Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt.
»Ob das wahr ist?«
». . . unmöglich, Gold herzustellen . . .«
»Dann wird er stinkreich, unser Herr . . .«
Jakob schaute suchend über die Menschenmenge und wurde immer zappeliger. »Wo, um Himmels willen, bleibt Pepe?«
»Wir
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