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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ganz mit, was du willst.«
    »Ganz einfach!« Marie schaute die anderen verschwörerisch an. »Wenn wir nicht mehr hoch zu deinem Vaterkommen, weil der Turm bewacht ist, dann müssen wir ihm eben einen Brief senden. Mithilfe der Wachteln! Sie liefern den Brief nach oben in den Turm. Und du, Jakob, bist der Einzige weit und breit, der schreiben kann!«
    Jorge grinste. »Von Brieftauben habe ich schon gehört, aber Briefwachteln? Das ist neu!«
    »Neu, aber gut!« Jakob rieb sich die Hände. »So rette ich meinen Vater! Verlasst euch ganz auf mich, ich rette ihn!«
    Marie lachte. »Wir! Jakob,
wir
retten ihn. Aber du schreibst den Brief! Den stecken wir dann in eine Wachtel. Dann wird er deinem Vater auf einem Silbertablett serviert.«
    »Aber«, Jakob hielt inne, »ich habe kein Schreibzeug. Zum Schreiben braucht man Pergament und Tinte und Federn!«
    »Federn gibt’s im Überfluss«, rief Gil und warf eine Handvoll Flaum in die Luft. »Frisch gerupft von Meisterhand!«
    »Mach dich nicht lustig, ja?«, erwiderte Jakob unwirsch.
    »Das Buch!«, flüsterte Marie ihm leise zu. »Du musst auf eine Seite des Buchs schreiben!«
    »Was?« Jakob starrte sie entsetzt an. »Das Buch ist wirklich ein wertvoller Schatz, das müsstest du doch eigentlich begriffen haben!«
    Marie nickte. »Ja, aber noch wertvoller ist das Leben deines Vaters! Wenn ich es recht in Erinnerung habe, dann ist die letzte Seite fast unbeschrieben. Wenn du sie vorsichtig mit unserem Messer heraustrennst, dann hast duzwar kein Pergament, aber eine Seite feine Birkenrinde für unseren Brief!«
    »He, ihr zwei, was gibt’s da zu tuscheln?«, fragte Gil neugierig. »Darf ich daran erinnern, dass wir alle zu einer Bande gehören? Da dürfen alle mithören!«
    Jakob beachtete ihn nicht. »Ja, das könnte gehen.«
    Marie nickte. »Endlich ist uns das Buch mal zu was nütze!«
    »Und – als Tinte nehme ich Blut!«, ergänzte Jakob.
    Sie sah ihn überrascht an. »Blut?«
    Er grinste. »Hühnerblut! Davon gibt’s hier genug.«
    »Was ist mit Blut?«, fragte Gil und auch Pepe und Jorge, die von dem leisen Gespräch über das Buch nichts mitbekommen hatten, beugten sich neugierig näher.
    »Ich werde jetzt einen Brief schreiben«, verkündete Jakob mit wichtigtuerischer Miene. »Und zwar mit Hühnerblut. So rette ich meinen Vater!«
    »Und dazu«, fiel ihm Marie ins Wort, »wirst du dich wieder einmal unter den Tisch setzen! Denn ein Küchengehilfe, der schreiben kann – das wäre doch wirklich zu auffällig! Los, beeil dich. Die Wachteln auf dem Grill sehen schon recht knusprig aus!«

»Jetzt!« Gil gab Jakob ein Zeichen.
    Der sprang schnell vor und stopfte den zusammengerollten Brief in eine der Wachteln, die Martha gerade auf einer Platte schön hergerichtet hatte. Eben drehte sie ihm den Rücken zu und bückte sich nach einem Laib Brot. Mit roten Ohren wandte sich Jakob wieder zu den anderen. Keinen Augenblick zu früh, denn schon schob ihn Martha zur Seite.
    »Kinder! Was macht ihr denn da? Faulenzen könnt ihr noch nach dem Fest! Lasst mich mal her. Ich muss hinauf zu unserem Gast. Besonderer Wunsch des Herrn Magiers, diese Wachteln, versteht ihr? Nein, natürlich nicht.«
    Mit diesen Worten schnappte sie sich die Platte. Auf einmal hielt sie inne. »Nanu, was ist denn das? Da steht so ein komisches Stück Pergament heraus?«
    Maries Knie begannen zu zittern. Sie sah, wie Jakob vorSchreck ganz blass wurde. Jorge schnitt eine Grimasse. Martha hatte den Brief entdeckt! Jetzt zog sie ihn mit spitzen Fingern heraus. »Tatsächlich, da sind ja Buchstaben drauf. Hm.«
    Die Kinder warfen sich entsetzte Blicke zu.
    »Was das wohl heißt?« Martha klang ratlos und drehte die Buchseite aus Birkenrinde unschlüssig in den Händen. Marie stutzte. Natürlich   – Martha konnte genauso wenig lesen wie sie!
    »Äh, Frau Martha«, Pepe hatte als Erster seine Sprache wiedergefunden, »das ist ja ein Wunder! Zauberei! Eine Wachtel, die statt einem Ei einen Brief legt! Den solltet Ihr dem Magier im Turm geben! Der kennt sich doch sicherlich mit solchen Rätseln aus, nach allem, was Ihr über ihn erzählt habt!«
    »Meinst du?« Martha kratzte sich am Kopf. »Vielleicht hast du recht! Ja – so mache ich es. Eine gute Gelegenheit, um noch ein paar Worte mit ihm zu wechseln! Vielleicht kann er mir auch etwas vorzaubern!«
    Martha strich ihr Haar zurück, dann steckte sie den Brief wieder in die Wachtel hinein. »Ein sehr geheimnisvoller Mann, dieser Magier«, hörte Marie

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