Der Sohn des Alchemisten
gesehen hast!«
»Ihr seid mir vielleicht Geheimniskrämer!« Zaida sah vom einen zum andern. »Wieso denn das? Langsam glaube ich, ihr heckt irgendwas aus!«
»Wir? Aushecken? Iwo!« Gil setzte sein unschuldigstes Gesicht auf.
Zaida grinste. »Na gut. Falls mich jemand nach euch fragen sollte, dann kann ich mich an nichts erinnern. Aber es kostet einen gebratenen Fisch.«
»Der wird schon geliefert«, rief Pepe. »Kommt! Ab in die Küche.«
Die Kinder packten ihre Wassereimer und schleppten sie zur Küche.
Jakob saß schwitzend auf seinem Bündel. Vor sich hatte er einen Berg aus Flaum und Federn, während um ihn herum die Helfer damit beschäftigt waren, Körbe mit Brot zu füllen und Räucherfische, Speck, Würste und allerhand andere Leckereien auf große Platten zu verteilen.
Gespannt schaute Jakob ihnen entgegen. »Und?«
»Die Bühne hat ein Loch im Boden«, berichtete Marie leise und stellte ächzend ihren Wassereimer ab.
»Aber hört doch endlich mal her! Es ist viel zu leicht zu durchschauen, wenn Jakobs Vater einfach hinter dem Vorhang durch das Loch in der Bühne verschwindet«, gab Jorge noch einmal zu bedenken.
»Außer – ja!« Pepe winkte die anderen näher. »Außer wenn es Zeugen gibt, die schwören können, dass sich Nicholas Flamel, der große Alchemist, vor ihren Augen in eine Katze oder einen Hund oder einen Grashüpfer verwandelt hat!«
»Wie oft noch? Mein Vater kann sich nicht verwandeln«, wandte Jakob ungeduldig ein. »Schon gar nicht vor Zeugen!«
»Was, wenn
wir
die Zeugen sind?«, fragte Pepe zurück. »Es weiß doch keiner, dass dein Vater Verbündete in der Burg hat. Zumindest nicht, solange niemand blindlings den Turm hinaufstürmt und gegen verschlossene Türen anrennt.«
Jakob wurde rot und schaute zu Boden. »Ich sitze schon eine halbe Ewigkeit hier und rupfe fleißig toten Tieren die Federn aus«, sagte er trotzig. »Schon bemerkt?«
Pepe begann zu lachen und pustete ihm ein wenig Flaum vom Ohr.
»Ich kann mir denken, wie du es meinst, Pepe«, nahm Gil den Faden wieder auf. »Jakobs Vater soll für sein großes Goldwunder nach einigen Helfern unter den Festgästen fragen. Natürlich wählt er uns aus. Kurz bevor das Gold hergestellt wird – Jakob, ich weiß, er kann es nicht, aber er soll ja auch nur so tun –, also, kurz bevor das Gold hergestellt wird, muss er natürlich den Vorhang schließen, damit nicht der ganze Pöbel die Prozedur nachmachen kann. Und hinter dem Vorhang verschwindet er im Loch!«
Pepe nickte. »Und wir bezeugen, dass er sich verwandelt hat!«
»In ein Tier«, fiel ihm Gil ins Wort, »das du, Pepe, in deinen wundergroßen Ärmeln auf die Bühne schmuggelst!«
Jakob klatschte in die Hände. »Das ist gut!«
»Verwandeln wir ihn in ein Huhn«, schlug Jorge vor, der nicht mehr ganz so skeptisch aussah. »Ein Huhn lässt sich bekanntlich nicht so leicht fangen, wenn es auf der Flucht ist, nicht wahr, Jakob? Zur Not kann ich ein wenig nachhelfen und es durch den Hof jagen!«
»Nehmen wir doch einen Hahn!«, schlug Marie vor. »Ich habe vorhin im Hühnerstall einen schwarzen Hahn gesehen. Dein Vater trägt doch einen schwarzen Mantel, oder etwa nicht, Jakob? Da würde das doch gut passen!«
Jakob nickte aufgeregt.
»Das Wasser in die Wannen! Los!« Martha hatte dieKinder mit ihren Eimern erspäht und dirigierte sie zu den großen Wannen vor den Kaminfeuern. Zufrieden bemerkte sie die gerupften Wachteln.
»Sehr gut, mein Junge«, sagte sie und Jakob schwoll die Brust vor Stolz über das Lob. »Ab auf den Rost mit den Vöglein! Der Graf hat schon gefragt, wann wir sie seinem Ehrengast nach oben bringen!«
Jakob nickte und sah sehr erleichtert aus, dass Martha ihm nicht noch weiteres Geflügel zum Rupfen gebracht hatte.
»Nach oben bringen! Das ist es!« Marie sprang auf. »So können wir Jakobs Vater benachrichtigen!«
Die Kinder schauten sie überrascht an.
»Bitte wie?«, fragte Jakob verständnislos.
»Na, es ist doch klar, dass wir Jakobs Vater noch in unseren Plan einweihen müssen. Sonst weiß er ja nicht, dass er uns auf die Bühne rufen muss und dass er sich unsichtbar machen soll. Aber ich habe vorhin gesehen, dass die Tür zum Turm bewacht ist. Also müssen wir ihm auf einem anderen Weg die Botschaft zukommen lassen. Und der Weg heißt Wachtel.«
»Wachtel?« Jorge tippte sich an die Stirn.
»Ja, Wachtel. Jakob, wir brauchen dich!«
»Mich? Ich habe genug von Wachteln!«, protestierte Jakob. »Außerdem komme ich nicht
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