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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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funktioniert dieses Prinzip
ausgezeichnet.«
    Margot verschwand in einem der Fahrstühle und tauchte kaum fünf
Minuten später mit einer großen Aktentasche wieder auf.
    »Verfahr dich nicht!«, spottete sie, als Trevisan den Wagen
startete und über die Brühlstraße in Richtung Langenhagen fuhr.
    Er brauchte genau
dreiundzwanzig Minuten, bis er den Wagen auf dem Parkplatz an der Walsroder
Straße im Schatten hoher Bäume parkte. Das Klinikum Langenhagen lag im
Stadtpark und war eingebettet in Wiesen und ein Wäldchen. Trevisan dachte an
den Besuch der Klinik damals in Oldenburg, als er nach dem Wangerlandmörder
gefahndet hatte – irgendwie ähnelten sich diese modernen, mehrstöckigen
Betonbauten mit den bunten Fenstern alle und er war froh, dass sich Paulas
Gruppe auf einem alten Bauernhof einquartiert hatte. Dort hatte er nicht dieses
beengende Gefühl, das ihn befiel, wenn er dieses Gebäude betrat.
    Über lange, neonlichtdurchflutete Gänge erreichten sie die
Station 7, in der Sven Thiele betreut wurde. Die Zugangstür war verschlossen
und Margot drückte auf die Klingel.
    »Du fühlst dich hier nicht besonders wohl, sehe ich dir an«,
sagte sie zu Trevisan, der still auf die Tür starrte.
    »Das ist nicht meine Welt«, antwortete er, schwieg aber dann,
weil ein Pfleger in weißer Kleidung die Tür öffnete.
    Margot stellte sich und Trevisan vor und erklärte dem jungen
Mann, dass sie einen Termin mit Dr. Schaffrath hätten.
    »Ach ja, es geht um Sven«, antwortete der Pfleger. »Ich weiß
Bescheid, Herr Thiele ist ebenfalls schon hier.«
    Er führte die beiden direkt in das Ärztezimmer, wo Dr.
Schaffrath zusammen mit Herrn Thiele und Svens Betreuerin um einen runden Tisch
saßen.
    »Das ist Frau Martinson, eine Polizeipsychologin aus Hamburg«,
stellte er Margot vor.
    »Wir haben bereits telefoniert«, antwortete die Ärztin und
deutete auf zwei freie Stühle am Tisch. »Ich will Ihnen zunächst die
Spielregeln erklären, denn Sven ist in unserer Obhut und wir wollen nicht, dass
er durch diese Befragung wieder zurückgeworfen wird. Er ist sehr sensibel und
leidet noch immer unter diesem damals durch seine Verhaftung verursachten
Trauma.«
    Trevisan hörte den deutlichen Vorwurf an seine Adresse.
    »Ich halte es für das Beste, wenn Sie, Herr Thiele, Sven kurz
besuchen und ihn auf das Gespräch vorbereiten«, schlug die Ärztin vor. »Er hat
dann eine zweite Vertrauensperson an der Seite, die ihm das Gefühl der
Sicherheit gibt. Sie, Herr Trevisan, sollten bei der Befragung draußen warten
und es Ihrer Kollegin überlassen. Es könnte sonst passieren, dass er sich in
sein Schneckenhaus verkriecht und abblockt. Nachdem Sie, Herr Thiele, Frau
Martinson als eine Bekannte eingeführt haben, können Sie ebenfalls den Raum
verlassen. Es ist das Beste, wenn Frau Sonntag und Frau Martinson alleine
anwesend sind. Das nimmt den Druck von ihm, denn er ist in erster Linie die
Anwesenheit weiblicher Betreuer gewohnt. Selbst wenn unser Hans, den er nun
schon vom ersten Tag an kennt, sein Zimmer betritt, schaltet er eine Stufe
zurück. Das ist eben so, er ist nun mal in erster Linie auf weibliche
Gesellschaft fixiert. Die Befragung sollte spielerisch ablaufen. Er ist nicht
stressresistent und wenn zu viel Druck auf ihn ausgeübt wird, dann kann es
vorkommen, dass er einfach aufsteht und sich weiteren Dingen verschließt.«
    »Ich mache das nicht zum ersten Mal, Frau Kollegin«, antwortete
Margot Martinson. »Wir werden uns an Ihre Spielregeln halten.«
    »Gut, dann wäre das geklärt«, antwortete Dr. Schaffrath. »Er
ist in seinem Zimmer.«
    Sie erhoben sich von ihren Plätzen und verließen das
Ärztezimmer, in dem Dr. Schaffrath alleine zurückblieb. Heide Sonntag, Svens
Betreuerin, führte sie den Gang hinunter, an dem bunte Malereien der Patienten
an den Wänden hingen. An einem Bild blieb Trevisan stehen. Es zeigte einen Wald
und zwei Figuren, einfache Strichmännchen, wobei eines durch einen angedeuteten
Rock als Mädchen zu erkennen war.
    »Das ist von Sven«, sagte Trevisan.
    »Richtig«, bestätigte Heide Sonntag. »Er zeichnet viel, das
macht ihm Spaß.«
    »Hat er denn, seit der hier ist, irgendwann einmal über die
Sache gesprochen?«
    Heide Sonntag schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er hat diesen
Abschnitt komplett ausgeblendet.«
    »Kann ich seine Zeichnungen sehen?«
    Heide Sonntag warf Herrn Thiele einen fragenden Blick zu.
Dieser nickte kurz.
    »Ich bringe sie Ihnen, Sie können im Besucherzimmer

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