Der Sohn des Apothekers (German Edition)
entgehen lassen. In
seinem Wagen lag eine Schreckschusspistole und außerdem hatte er immer noch das
Handy. Das würde schon für seinen Schutz reichen. Außerdem würde er vorsichtig
sein, aber er konnte diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er ging
zurück in den Klosterkrug und wartete. Zwischendurch rief er noch einmal
in der Redaktion an, doch dort meldete sich niemand mehr. Wahrscheinlich war
auch Sina längst nach Hause gegangen. Er hinterließ eine Nachricht auf dem
Anrufbeantworter. Ungeduldig wartete er, bis es endlich Zeit wurde, als das Telefon
erneut klingelte.
»Ja?«, meldete er sich.
Erneut drang die verzerrte tiefe Stimme aus dem Lautsprecher.
»Ich weiß, was damals passiert ist, und ich weiß auch, wer es war. Aber es ist
nicht umsonst, es kostet ein Kleinigkeit. Zehntausend will ich dafür.«
»Ich … ich habe kein Geld hier, außerdem: Wer sagt mir, dass
dies keine Falle ist?«
»Das ist dein Risiko, aber gut, wir können es auch sein
lassen.«
»Nein, nein«, beeilte sich Justin zu widersprechen. »Aber ich
brauche Beweise, schließlich sind zehntausend Euro eine Menge Geld. Und so viel
kann ich jetzt auch nicht mehr auftreiben. Und jetzt sagen Sie mir, woher Sie
meine Telefonnummer haben.«
»Sie machen es einem nicht besonders schwer, ein Klick genügt.«
»Also, was wollen Sie und was kriege ich dafür?«
Eine Weile herrschte Schweigen. Justin warf einen Blick auf das
Display seines Handys, doch eine Nummer wurde nicht angezeigt.
»Fünfhundert wirst du wohl auftreiben können. Dafür gibt es
einen kleinen Vorgeschmack, dann kannst du dich selbst davon überzeugen, dass
ich keinen Blödsinn daherrede.«
»Wer bist du und wie kann ich dich erreichen, wenn dein kleiner
Vorgeschmack Lust auf mehr macht?«, fragte Justin.
»Ich melde mich wieder.« Erneut knackte es in der Leitung.
Er steckte sein Handy ein und setzte sich auf das Bett.
Schließlich atmete er tief ein und erhob sich. Er packte seinen Rucksack, griff
nach der Taschenlampe, steckte seine Pistole in den Hosenbund und nahm den
Laptop mit, der mit einer Webcam ausgestattet war und den er auf der Hutablage
platzieren würde. Nun musste es ihm nur noch gelingen, den Informanten an das
Heck des Wagens zu bugsieren. Zwar würde es dort draußen verdammt dunkel sein,
aber was konnte der Fremde schon tun, wenn er zufällig von der Taschenlampe
angestrahlt werden würde? Henry, der Produktionsfotograf, war ein
Computerfreak, der würde schon dafür sorgen, dass ein ausreichend gutes und
brauchbares Bild entstehen würde, mit man den Kerl später identifizieren
konnte.
13
Trevisans Handy klingelte, Kristina Holt war am Telefon.
»Hallo, Martin. Ich bin leider noch nicht weitergekommen, die
DNA-Überprüfung dauert noch an. Dafür habe ich aber zwei weiße VW-Busse
ausfindig gemacht, die deiner Beschreibung entsprechen. Einer läuft noch in
Kopenhagen und der andere wurde im letzten Jahr abgemeldet. An die Besitzer bin
ich bislang noch nicht rangetreten. Der Bus aus Kopenhagen wird von einem Arzt
gefahren, der stillgelegte Bus gehörte einem verheirateten Ingenieur aus
Nordby. Beide sind bislang polizeilich nicht auffällig geworden.«
»Vielleicht kommen wir jetzt endlich einen Schritt voran«,
antwortete Trevisan. »Hanna und Lisa sind in Flensburg, sie fahren morgen
weiter zu dir. Vielleicht könntet ihr gemeinsam …«
»Ohne offizielles Ersuchen ist das schwierig, du kennst die
Vorschriften«, entgegnete Kristina.
»Ein offizielles Ersuchen
wurde schon damals über das BKA an die Verkehrsverwaltung gerichtet, es blieb
aber ergebnislos. Nicht alle Fahrzeuge wären EDV-erfasst, hieß es damals.«
»Die Dateien sind erst 2001 zentralisiert worden, zuvor war es
eine kommunale Aufgabe, das war ein großer Ermittlungsaufwand. Leider konnten
sich eure Zeugen keine Zahlenkombination merken, das hat die Sache natürlich
kompliziert. Aber ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Es wäre natürlich möglich, dass der Wagen überhaupt nichts mit
dem Verschwinden der Mädchen zu tun hat, aber vielleicht haben die Insassen
etwas beobachtet, das wichtig für uns sein könnte.«
»Wir werden mal vorsichtig auf den Busch klopfen.«
Trevisan bedankte sich und beendete das Gespräch. Vielleicht
hatten sie ja Glück. Er zog sich an und ging nach oben, wo Rosemarie Meierling
das Abendessen im Esszimmer gerichtet hatte. Auf seine dreckigen Schuhe
verzichtete er, er ging in Strümpfen.
»Hallo, Herr Trevisan«, begrüßte sie
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