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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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die drei übrigen Verdächtigen gefesselt und umringt von
beinahe zwanzig Polizisten in ihr Schicksal ergeben hatten.
    »Elbe 1 von Elbe 4, Zugriff erfolgt, vier Personen festgenommen,
kein Widerstand«, quakte die Stimme eines Kollegen aus dem Funkgerät.
    Der Einsatzleiter schaute seinen Kollegen am Einsatzleitrechner
an und nickte ihm zufrieden zu. »Na, wer sagt’s denn«, murmelte er.

26
    Engel war nervös. Beinahe wäre er gestolpert, als er unterwürfig
den Stuhl für Oberstaatsanwalt Lansing zurückzog, damit dieser sich setzen konnte.
Der Kriminaldirektor beobachtete seinen Mitarbeiter mit Argwohn. Der Zeiger der
großen Uhr über dem Eingang wanderte langsam auf 15.10 Uhr zu. Trevisan stand
an der Stirnseite des Konferenztisches und wartete geduldig, bis auch Engel
endlich Platz genommen hatte. Doch ehe er mit seinem Vortrag beginnen konnte,
klingelte sein Handy. Trevisan nahm das Gespräch an, entschuldigte sich und
verließ kurz den Raum. Direktor Blessing warf Engel einen missbilligenden Blick
zu, doch dieser zuckte nur mit den Achseln.
    »Frau Kowalski«, wandte sich Blessing an Trevisans Kollegin,
»vielleicht können Sie schon mal beginnen, der Oberstaatsanwalt hat seine Zeit
nicht gestohlen.«
    Hanna lächelte und neigte den Kopf zur Seite. »Ich glaube, das
sollten wir besser Trevisan überlassen. Ich denke nämlich, das wird ein
interessanter Nachmittag für uns alle.«
    »Ich höre immer, dass Sie bei den Ermittlungen vorangekommen
sind, nur leider sehe ich keine Ergebnisse, Frau Kowalski«, beschwerte sich der
Direktor.
    Lisa Winter saß an der Stirnseite neben dem Tageslichtprojektor
und lugte vorsichtig um die Ecke. Sie wusste, dass der Kriminaldirektor nicht
zu den Geduldigen gehörte.
    Zehn Minuten vergingen, ehe Trevisan wieder den Konferenzraum
betrat und sein Handy in die Tasche steckte.
    »Können wir jetzt endlich anfangen, auch ich habe meine Zeit
nicht gestohlen!«, bemerkte der Kriminaldirektor unwirsch.
    Trevisan nickte und legte eine Folie auf den Projektor, ehe er
das Gerät einschaltete.
    »Wir alle wissen, um was es geht«, sagte er und richtete den
Spiegel des Projektors aus, bis die Bilder der beiden verschwundenen Mädchen
auf der Leinwand gestochen scharf zu sehen waren. »Wir gehen davon aus, dass
die Mädchen im Bereich Tennweide in einem Waldstück nördlich des Ortes
verschwunden sind. Die Ermittlungen der damaligen Sonderkommission erbrachten
keine Ergebnisse. Der damals festgenommene Verdächtige, der debile Sohn eines
Apothekers, musste wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil es nicht viel
mehr als schwache Indizien gab und weil der Rucksack eines der Mädchen in
Autobahnnähe, am Walsroder Dreieck, aufgefunden wurde. Am Rucksack befand sich
eine DNA-Spur, die eindeutig weder zu dem Festgenommenen noch zu einem seiner
Angehörigen, vor allem dem Vater passte …«
    »Herr Trevisan«, polterte der Direktor los. »Das alles wissen
wir doch längst! Haben Sie uns hierher gerufen, um uns mit altbekannten Fakten
zu langweilen, oder haben Sie tatsächlich etwas Neues erfahren?« Er warf dem
Oberstaatsanwalt einen Zustimmung heischenden Blick zu.
    »Herr Blessing«, antwortete Trevisan, »ich will nur, dass wir
alle auf dem gleichen Stand sind. Denn die damalige Sonderkommission hat nicht
nur dilettantisch gearbeitet, sondern in meinen Augen vollkommen unzureichend ermittelt.«
    Das Gesicht des Direktors färbte sich rot, er schoss wie von
der Tarantel gestochen auf. »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind!«,
blaffte Blessing. »Oberrat Dittel war ein ausgezeichneter und integrer Kollege,
ich lasse nicht zu, dass Sie ihn hier hinter seinem Rücken verunglimpfen. Ich
selbst habe damals …«
    Trevisan hob abwehrend die Hand. »Ich weiß, ich habe Ihren
Namen oft genug in den Ermittlungsakten gelesen und ehrlich gesagt glaube ich,
wenn die Presse erführe, wie oberflächlich damals gearbeitet wurde, dann hätten
hier manche in diesem Raum ein echtes Problem.«
    Blessing schnaubte, stieß seinen Stuhl zurück, so dass dieser
umstürzte, und trat ein paar Schritte auf Trevisan zu. »Was wollen Sie damit
sagen?!«
    Oberstaatsanwalt Lansing fasste den Kriminaldirektor an der
Jacke. »Meine Herren, beruhigen Sie sich. Ich bin sehr gespannt, was Herr
Trevisan zu berichten hat. Lassen Sie uns vernünftig und ohne Vorbehalt an
diese Sache herangehen.«
    Blessing hielt inne. Er schnaufte kurz durch, ehe er sich
umwandte und zu seinem Platz zurückging, wo Engel den

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